Inside Wall Street Medien in der Krise
09.12.2008, 18:50 UhrDass die amerikanischen Medien unter der Finanzkrise leiden, sieht man der New York Times nicht an. Im Mantelteil der jüngsten Sonntagsausgabe waren 25 von 44 Seiten ganzseitige Anzeigen - dazwischen die Artikel zu finden war, wie üblich, die wahre Herausforderung. Doch der Schein trügt. Der "Grey Lady", wie das Traditionsblatt ehrfürchtig genannt wird, geht das Geld aus.
In der Krise müssen große Ideen her: Die New York Times will nun ihr gerade neu bezogenes Hauptquartier in New York beleihen - wenn möglich, will man das Gebäude sogar verkaufen und leasen. Es ist das vierte Mal in diesem Jahr, dass das Bauwerk für Schlagzeilen sorgt: die übrigen drei Mal war es, weil diverse Fassadenkletterer dem 52 Stockwerke hohen Riesen nicht widerstehen konnte.
Trübe Zukunft
Die New York Times ist allerdings nicht der einzige Medienriese, der zurzeit über schwache Umsätze und Gewinne klagt und in eine trübe Zukunft blickt. Der Zeitungsverlag Tribune, zu dem einige der größten amerikanischen Tageszeitungen gehören, steckt seit Wochenbeginn im Gläubigerschutz. Davon wiederum sind auch die Chicago Cubs betroffen. Die Champions aus der National Baseball League könnten sogar verkauft werden.
Dritter im Bunde der notleidenden Medienriesen ist der Fernsehsender NBC. Bei dem gehen nicht nur die Werbeeinnahmen zurück - sondern auch die Quoten. Jetzt müssen Kosten gesenkt werden, und das könnte zu massiven Einschnitten im Programm führen. Programmdirektor Jeff Zucker denkt darüber nach, künftig nicht mehr sieben Tage lang rund um die Uhr eigene Programme zu senden, sondern mehr auf Konserve umzusteigen. "Die Konkurrenz macht das auch", rechtfertigte sich der Medienmogul bei einer Branchenkonferenz in New York.
Immelt schimpft
Keine Frage, die Medien leiden unter der Finanzkrise wie viele andere Branchen auch. Doch der Fall NBC ist ein ganz besonderer: Der Sender mit seinen Schwestern CNBC und MSNBC gehört zum Dow-notierten Multi General Electric. Der hatte vergangene Woche seine Weihnachtsfeier - in recht kleinem Kreis im Rockefeller Center. Die besten Wünsche zum Fest kamen von CEO Jeff Immelt persönlich, doch war der nicht wirklich in Feierlaune.
Dass die Finanzkrise so dramatisch ausfällt - und der Aktienkurs von GE auf beschämendem Niveau krebst - lastete Immelt vor allem einem Faktor an: den Medien. Die würden zu negativ berichten, schimpfte Immelt. Die Journalisten sollten sich fragen, wer bei all der negativen Stimmungsmache die Anzeigen kaufen solle nun ja, vielleicht sollte er zunächst im eigenen Haus aufräumen. Und anderen Medien überlassen, auch in der Krise objektiv zu bleiben.
Quelle: ntv.de