Hauchdünn in den Feierabend Dax rettet den Dienstag
04.06.2013, 18:33 Uhr
Hände in die Tasche und ab nach Hause: Der Dax beendet den Dienstagshandel nur knapp im Plus.
(Foto: REUTERS)
Mit mageren Gewinnen beschließt der deutsche Aktienmarkt den Tag: Die "Exit"-Debatte, der drohende Handelsstreit mit China und das Zulassungsdebakel im Auto-Sektor überschatten die Aussichten. Anleger reagieren zunehmend nervös.
Die schwelende Unsicherheit über das weiteren Vorgehen der großen Notenbanken hat den deutschen Aktienmarkt einen Großteil seiner Gewinne gekostet. Der Leitindex Dax rettete sich mit einem knappen Plus von 0,12 Prozent auf 8295,96 Punkte aus dem Dienstagshandel. Der MDax ging etwas fester mit plus 0,40 Prozent auf 14.006,30 Punkte aus dem Handel. Für den TecDax ging es um 0,30 Prozent auf 957,92 Punkte nach oben.
Besonders gefragt waren im Dax am Dienstag die Aktien der Deutschen Bank mit einem Plus von 2,4 Prozent. Co-Vorstandschef Anshu Jain sagte auf einer Investorenkonferenz in New York, dass der Start ins zweite Quartal solide verlaufen sei. Gleichwohl stelle sich das Institut in diesem Jahr auf weitere Belastungen durch Rechtsstreitigkeiten und den Risiko-Abbau ein.
Ebenfalls auf der Gewinnerliste: Die Aktien der Lufthansa. Sie verteuerten sich um 2,3 Prozent. Händlern zufolge bewerteten Analysten die Titel zunehmend positiver. Zudem erhofften sich Anleger von einer Investorenkonferenz am Donnerstag und Freitag weitere Hinweise auf das Sparprogramm der Fluggesellschaft.
Abgesehen davon ragten die Chipwerte aus dem breiten Feld am deutschen Aktienmarkt heraus: Infineon legten im Dax um 1,8 Prozent zu, Dialog Semiconductor verteuerten sich im TecDax um 3,2 Prozent. Für Kauflaune sorgten hier die optimistischen Aussagen von STMicroelectronics -Chef Carlo Bozotti. Er hatte der Zeitung "Le Figaro" gesagt, sein Unternehmen rechne in diesem Jahr mit fünf bis zehn Prozent mehr Aufträgen, nach einem Plus von fünf Prozent im ersten Quartal.
Bozottis Äußerungen untermauerten die positive Entwicklung bei dem Chip-Herstellers und signalisierten eine Erholung des gesamten Sektors, sagte ein Börsianer. STMicro-Aktien kletterten in Paris um 4,5 Prozent.
Zulassungsdebakel im Auto-Sektor
Auf der Verliererseite standen dagegen die Autowerte, die auf enttäuschende Zulassungszahlen aus Deutschland reagierten. Volkswagen und Daimler gaben 1,1 und ein Prozent nach. BMW konnten sich mit 0,3 Prozent ins Plus retten. Die Pkw-Neuzulassungen brachen laut dem Kraftfahrt-Bundesamt im Mai um 9,9 Prozent auf 261.000 Fahrzeuge ein.
Im MDax legten Sky Deutschland mit einem Plus von 4,9 Prozent am deutlichsten zu. Die Titel profitierten Händlern zufolge von der erweiterten Kooperation des Bezahlfernsehsenders mit der Telekom. Ab Juli wird die Telekom auf ihrer eigenen TV-Plattform Entertain nicht nur die Fußball-Programme, sondern alle Sky-Sender anbieten.
Die Unsicherheit über den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank hält die Finanzmärkte unterdessen fest im Griff: Angesichts der bevorstehenden Veröffentlichung wichtiger Konjunktursignale aus den USA in dieser Woche herrscht allgemeine Zurückhaltung. Anleger erhoffen sich von den Daten Aufschluss über die weitere Politik der Federal Reserve (Fed).
Wann kommt der "Exit"?
"Bis die Arbeitsmarktdaten am Freitag veröffentlicht werden, dürfte das Hin und Her anhalten", meinte ein Händler. Die Entwicklung des US-Jobmarkts gilt als entscheidend dafür, ob die Notenbank die Wirtschaft weiter mit milliardenschweren Anleihekaufprogrammen stützt. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote in den USA bei 7,5 Prozent. Die Fed, die derzeit monatlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Mrd. Dollar kauft, will erst dann über einen Ausstieg aus der Konjunkturhilfe ("Exit") nachdenken, wenn die Arbeitslosigkeit auf etwa 6,5 Prozent gesunken ist.
Erste Hinweise auf die Jobsituation in den USA sollte der ADP-Bericht am Mittwochnachmittag liefern. Wenige Stunden später dürfte die Beschäftigungskomponente des ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe ebenfalls viel Beachtung an den Finanzmärkten finden.
Nach zwei Verlusttagen in Folge schließt der deutsche Aktienmarkt am Dienstag nur knapp im grünen Bereich: Nach einem starken Start bröckelt das Plus bis zum Mittag, danach ging zeitweise deutlich aufwärts. Kursbestimmend blieb nach Ansicht von Beobachtern die lockere Geldpolitik der Notenbanken - und die Frage, wann mit einem Ausstieg aus den milliardenschweren Konjunkturhilfeprogrammen zu rechnen ist.
Schwache US-Konjunkturdaten hatten zuletzt die Hoffnungen der Anleger befeuert, dass die US-Notenbank Fed auch weiterhin die geldpolitischen Zügel locker halten wird. Die Wall Street war daraufhin nahezu mit einem Tagesoch aus dem Handel gegangen, und startete am Dienstag auch freundlich in den neuen Handelstag.
Zum Handelsschluss in Frankfurt notierte der Dow-Jones-Index fast unverändert bei 15.255 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 tendierte ebenfalls auf Vortagesniveau bei 1641 Zählern. Der Composite-Index an der Nasdaq notierte 0,3 Prozent im Plus bei 3474 Punkten. Der Eurostoxx50 beendete den Tag 0,3 Prozent fester bei 2756 Punkten, konnte sich damit aber nur leicht von seinen Vortagesverlusten erholen.
Parallel zu den Aktienmärkte ging der Devisenhandel auf Wackelkurs: Fallen US-Konjunkturdaten wie am Montag schwach aus, hieß es, wertet die europäische Gemeinschaftswährung zum Dollar auf, weil Investoren von einer anhaltend lockeren Geldpolitik der Fed ausgehen. Am Dienstag notierte der Euro auf Vortagesniveau bei 1,3074 Dollar, nachdem sie zu Wochenbeginn erstmals seit dem 9. Mai wieder die Marke von 1,31 Dollar übersprungen hatte.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa