Mobilcom-Chef vor Ausstieg? Nemax mit Abstieg
20.03.2002, 20:20 UhrDer Neue Markt hat am Mittwoch den Rückwärtsgang eingelegt. Die seit Anfang der Woche begonnene Aufwärtsbewegung findet damit erstmal ein Ende. Gewinnmitnahmen drückten beide Indizes ins Minus. Der Nemax 50 fiel 1,7 Prozent auf 1.029 Punkte, für den Nemax All Share ging es 1,3 Prozent auf 1.026 Zähler nach unten.
Etwas Bauschmerzen bereitete den Anlegern die gestrige Sitzung der US-Notenbank Fed. In ihrer Erklärung hatte die Fed festgestellt, dass die Inflationsrisiken und die Gefahren einer weiteren Konjunkturabschwächung inzwischen ausgewogen seien. Damit warnte die Fed erstmals seit 15 Monaten nicht mehr vor einer weiteren wirtschaftlichen Abkühlung in den USA. Sie betonte vielmehr, dass die Wirtschaft unterstützt vom Lageraufbau mit einem "bedeutenden Tempo" wachse. Einige Analysten halten nach den Aussagen der Währungshüter eine Zinserhöhung nun schon im Mai für wahrscheinlich, andere rechnen nicht vor August mit einem Zinsschritt. Das verunsichere den Markt ein bisschen, so ein Händler.
Zudem senkten die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt ihr Kursziel für den Nemax All Share bis zum Jahresende um rund 150 Punkte auf eine Handelsspanne von 1250 bis 1350 Punkte. Zu den Grundproblemen des Marktes gehöre die zu hohe Bewertung defizitärer Unternehmen sowie die nur geringe zyklische Ausrichtung des Marktes, hieß es zur Begründung. Zu empfehlen seien dagegen die zyklischen Werte am Neuen Markt wie BroadVision, Eurofins oder Medion, so die Analysten.
Der Medion-Aktie nützte diese Empfehlung allerdings genauso wenig, wie die guten Geschäftszahlen, die der Elektronikhändler am Mittwoch vorlegte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 hat das Unternehmen seinen Umsatz um 30 Prozent auf 2,117 Milliarden Euro gesteigert. Der operative Gewinn verbesserte sich nach Angaben des Unternehmens um 33 Prozent auf 121,3 Millionen Euro. Auch für 2002 gab sich Medion zuversichtlich, die langfristig angestrebten Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent erreichen zu können. Die Aktie drehte nach gutem Start mit 2,5 Prozent auf 42,90 Euro ins Minus.
Auch ein weiteres Kapitel im Streit zwischen Mobilcom und der France Telekom wurde aufgeschlagen. Am Abend hieß es aus Firmenkreisen, dass Mobilcom-Chef Gerhard Schmid seine Verkaufsoption über 33 Prozent an France Telekom am Freitag ausgeübt hat. Die France Telecom wolle die Ausübung der Verkaufsoption allerdings nicht akzeptieren, hieß es weiter. Beide Unternehmen liegen seit Wochen im Streit über die Finanzierungsverpflichtungen, die sich aus einem Kooperationsabkommen für den Aufbau des UMTS-Netzes in Deutschland ergeben. France Telekom ist bislang mit 28,5 Prozent zweitgrößter Aktionär von Mobilcom. Schmid selbst hält 42 Prozent der Anteile an dem Mobilfunkunternehmen.
Zuvor hieß es aus Londoner Finanzkreisen, daß mehrere Banken Schmid's kompletten Mobilcom-Anteil übernehmen wollen. Nach Angaben aus Kreisen soll es sich bei den Banken um die größten Kreditgeber von Mobilcom, die Deutsche Bank, die Societe Generale sowie die ABN Amro handeln. Die Anteile sollen später an die France Telecom weitergereicht werden, wenn die Franzosen ihre hohe Verschuldung verringert haben. Auf der stattfindenden Aufsichtsratsitzung am Mittwoch soll Schmid dieses Angebot unterbreitet werden, hieß es weiter. Die Mobilcom-Aktie schloss nach volatilem Handelsverlauf knapp 8 Prozent im Plus - bei 16,91 Euro.
Der Medizinlaser-Hersteller WaveLight hat den operativen Gewinn im ersten Halbjahr auf rund 1 Millionen Euro gegenüber 530.000 Euro im Vorjahreszeitraum gesteigert. Der Umsatz stieg um 54 Prozent auf 17,662 Millionen Euro. Die Aktie verlor knapp 4 Prozent auf 10,95 Euro zu.
Die Frankfurter Vermögensverwaltung SPS hat den Internet-Dienstleister Adori mehrheitlich übernommen. SPS habe insgesamt 53 Prozent der Adori-Anteile von verschiedenen Aktionären zu einem Preis von 2,50 Euro je Aktie gekauft, teilte das Unternehmen am Dienstagabend nach Börsenschluss mit. Die Aktie legte 18,8 Prozent auf 2,34 Euro zu. Adori hatte seinen Geschäftsbetrieb Ende 2001 eingestellt, Unternehmensgründer Stefan Kreidl war Ende Januar als Vorstand zurückgetreten.
Der IT-Dienstleister Gauss Interprise muss nach eigenen Angaben die Zahlen für das vierte Quartal 2001 korrigieren. Grund seien Fälschung und Manipulation eines Kundesgroßauftrags durch einen Vertriebsmitarbeiter, so das Unternehmen. Trotz Ertragssteigerung sei daher die angestrebte Gewinnschwelle auf operativer Basis verfehlt worden. Die Aktie fiel knapp 6 Prozent auf 0,69 Euro.
Quelle: ntv.de