Marktberichte

"Merkozy"-Effekt hallt nach Neuer Mut in Asien

Das Hochwasser in Thailand legen wichtige Industriestandorte lahm.

Das Hochwasser in Thailand legen wichtige Industriestandorte lahm.

(Foto: REUTERS)

Nach dem "Tag der Gesundheit und des Sports" kehren die Investoren ausgeruht und gut gelaunt zurück in die asiatischen Aktienmärkte: In Japan zeigen die Kurstrends nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende deutlich nach oben, und auch in Südkorea frohlocken die Anleger. Hongkong sticht allerdings Shanghai ganz klar aus.

Die Aktienmärkte in Fernost haben am Dienstag klare Gewinne verbucht. Mit Schwung nahm die Börse in Tokio nach einem Feiertag den Handel wieder auf. Wie bereits zuvor in New York und Frankfurt legten die Kurse deutlich zu. Auch Shanghai und Seoul verbuchten deutliche Gewinne.

Nikon und Toyota kämpfen mit den Folgen der Flut.

Nikon und Toyota kämpfen mit den Folgen der Flut.

(Foto: AP)

Auslöser des Höhenflugs war die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, bis Ende des Monats umfassende Pläne zur Überwindung der Finanzkrise in Europa vorzulegen. Im Blick standen auch die zuletzt gebeutelten Exporttitel, die wieder mehr die Gunst der Anleger fanden. Nikon und Toyota hatten aber mit den Folgen der Überschwemmungen in Thailand zu kämpfen. Die Fluten zwangen den Kamerahersteller und den Autobauer zum Produktionsstopp.

Nikkei
Nikkei 43.018,75

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio fast 2 Prozent im Plus bei 8773 Zählern, so hoch wie seit drei Wochen nicht mehr. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 1,8 Prozent auf 755 Punkte.

Die Anleger nahmen die dankbar als Hoffnungssignal dafür auf, dass ein Schaden für das weltweite Finanzsystem durch Griechenlands Schuldenmisere abgewendet werden kann. Merkel und Sarkozy wollen bis Ende des Monats ein Gesamtpaket zur Lösung der Euro-Schuldenkrise vorlegen.

Doch einige Händler sahen bei den Kursen nicht viel mehr Raum nach oben und begründeten dies mit anhaltender Skepsis, ob der Euro-Brandherd tatsächlich eingedämmt werden kann. "Die Märkte sind bei ihrem Anstieg durch Hoffnungen getragen und nicht so sehr durch die tatsächliche Politik", sagte Yutaka Miura, Analyst bei Mizuho Securities. Unstimmigkeiten in den Reihen der Eurozone könnten jederzeit der Angst vor einem Schulden-Flächenbrand neue Nahrung geben. Ryota Sakagami von SMBC Nikko Securities verwies in dieser Hinsicht auf die Ungewissheit, ob die Slowakei am Dienstag als letztes Euro-Land dem Rettungsfonds zustimmt.

Gefragt waren in Tokio die Titel großer Exporteure wie Sony und Honda. Der Elektronikkonzern verteuerte sich um 5,2 Prozent, der Autohersteller um 5,5 Prozent. Bei Toyota-Papieren hielten sich die Gewinne mit 1,6 vergleichsweise in Grenzen.

Beim Kameraproduzenten Nikon entstand sogar ein Minus von nahezu 4 Prozent. Wann Toyota und Nikon die Arbeit in dem vom schweren Überschwemmungen heimgesuchten Thailand wieder aufnehmen können, war zunächst ungewiss. Auch die Honda-Produktion war betroffen.

Die dämpfte am Dienstag die langfristigen Erwartungen für die Exporteure. Die schwächelnde Weltkonjunktur mache sich langsam in den Auftragsbüchern bemerkbar, erklärte die Zentralbank. Vor allem die Elektronikindustrie sei gefährdet. Ein positives Signal der japanischen Konjunktur erhielten die Märkte dagegen von den heimischen Verbrauchern, deren Vertrauen sich im September verbessert hat.

Banken helfen Shanghaier Börse

Hang Seng
Hang Seng 25.417,98

Die Börse in Shanghai ging gut behauptet aus dem Handel, gestützt von Kursgewinnen im Bankensektor. Ein staatlicher Pensionsfonds habe Bankenwerte gekauft und damit für Unterstützung im Sektor gesorgt, hieß es im Handel. Im späteren Verlauf seien die Interventionen jedoch von Sorgen über die Inflationsentwicklung überlagert worden. Der Shanghai Composite Index ging nach zeitweise deutlicheren Aufschlägen mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 2349 Punkten aus dem Handel. In Hongkong kletterte der HSI um 2,4 Prozent auf 18.142 Zähler, gestützt von Hoffnungen auf eine baldige Lösung in der Euro-Schuldenkrise.

Bankenwerte zählten zu den Tagesgewinnern, nachdem der staatliche Investmentfonds Central Huijin Investment Ltd. am Vortag angekündigt hatte, Aktien der vier größten chinesischen Banken zu kaufen. Industrial & Commercial Bank of China verteuerten sich um 1,5 Prozent, Bank of China um 2,1 Prozent, China Construction Bank um 2,5 Prozent und Agricultural Bank of China um 2 Prozent. Die in Hongkong gelisteten Indexschwergewichte HSBC zogen um 1,8 Prozent an.

"Es fehlt dem Markt nicht an Liquidität, was die Leute brauchen ist Vertrauen und die Aktien-Käufe durch den Huijin bringen Vertrauen", kommentierte ein Analyst von Capital Care Securities. Die Blicke hätten sich im Tagesverlauf jedoch wieder zunehmend auf die Inflationsentwicklung gerichtet, hieß es im Handel. "Die Investoren sorgen sich darüber, dass die Regierung von einer erhofften Lockerung der Geldpolitik absehen könnte, wenn die Inflation im September weiter hoch geblieben ist", so ein Analyst von Nanjing Securities. Die Inflationsdaten für September werden am Freitag veröffentlicht.

Kospi zieht an

Ebenfalls gestützt von den positiven US-Vorgaben und Hoffnungen auf eine baldige Lösung in der Euro-Schuldenkrise hat die Börse in Seoul fest geschlossen. Vor allem Aktien von Schiffbauunternehmen und Bauwerte waren gesucht. Der Kospi kletterte um 1,6 Prozent auf 1795 Punkte. Von zeitweise deutlicheren Aufschlägen auf über 1800 Punkte kam der Index im späten Verlauf aber wieder zurück.

"Der Kospi hat die jüngsten Gewinne zur allgemeinen Erleichterung ausgebaut. Die Erwartung, dass europäische Banken notfalls staatlich kapitalisiert werden, hat für Aufwind gesorgt", kommentierte ein Analyst von Hyundai Securities und merkte an, dass ein niedrigeres Risiko für Zahlungsausfälle im europäischen Finanzsektor dem Kospi wieder über die Schwelle von 1850 Punkten verhelfen könnte.

Zu den stärksten Gewinnern zählten die Papiere von Bau- und Schiffbauunternehmen wie Hyundai Engineering, die um 5,8 Prozent auf 62.400 Koreanische Won anzogen und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering mit einem Plus von 2,9 Prozent auf 24.750 Koreanische Won. 

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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