Marktberichte

Sorge vor strafferer Geldpolitik Nikkei bricht wieder ein

Anleger an der Tokioter Börse brauchen derzeit starke Nerven.

Anleger an der Tokioter Börse brauchen derzeit starke Nerven.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am japanischen Aktienmarkt sind die fetten Minuszeichen zurück. Der Nikkei rutscht auf den tiefsten Stand seit einem Monat. Der Grund dafür liegt wieder einmal in den USA. Dort befeuert diesmal der Bostoner Fed-Chef die Spekulationen um einen vorzeitigen Ausstieg aus der Zeit des ultrabilligen Geldes.

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An der Tokioter Börse sind die Kurse erneut in den Keller gerauscht. Händler erklärten die Kursabschläge mit den schwachen Vorgaben der Wall Street und dem Anstieg des Yen.

Der Nikkei verbuchte zum Handelsende einen massiven Verlust von 737,43 Punkten oder 5,15 Prozent bei 13.589,03 Punkten. Damit fiel das Marktbarometer unter die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten. Der breit gefasste Topix fiel um 44,45 Punkte oder 3,77 Prozent auf 1134,42 Punkte.

Investoren trennten sich etwa von Exportunternehmen wie Panasonic oder Suzuki. Die größten Kursverluste gab es bei Immobilienunternehmen, weil Anleger nach der Rallye der vergangenen Monate Gewinne mitnahmen. Auch andere asiatische Börsen gingen mit Verlusten aus dem Handel. Sie fielen aber bei weitem nicht so deutlich wie in Tokio aus, wo der Nikkei erst vor einer Woche um mehr als sieben Prozent eingebrochen war.

Die große Sorge unter Investoren sei, dass die US-Notenbank ihre bislang sehr lockere Geldpolitik beenden könnte, sagte ein Manager eines amerikanischen Hedgefonds. Der steigende Yen habe den Ausverkauf beschleunigt, aber eine nicht so große Rolle gespielt. Das billige Notenbank-Geld aus den USA, Europa und Japan hatte die Börsen weltweit in den vergangenen Monaten befeuert.

Was heißt "moderate Reduzierung"?

Spekulationen auf eine baldige Straffung der US-Geldpolitik bekamen am Vortag frische Nahrung durch Eric Rosengren, Präsident der Federal Reserve Bank von Boston, der den Kauf von Staatsanleihen immer stark unterstützt hat. Er zeigte sich offen für eine Rückführung des Programms in einigen Monaten, wenn die US-Wirtschaft sich weiter erholt. "Es dürfte nicht wünschenswert sein, die Käufe abrupt zu stoppen; daher könnte es Sinn machen, eine moderate Reduzierung zu erwägen, wenn sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten allmählich verbessert und das Wirtschaftswachstum anzieht", sagte Rosengren.

Vor dem Ausverkauf war er in der vergangenen Woche noch auf den höchsten Stand seit fünfeinhalb Jahren gestiegen. Inzwischen notiert der Index 14,8 Prozent unter dieser Marke. Vor einer Woche fiel der Nikkei bereits so stark wie seit der Tsunami-Katastrophe vor zwei Jahren nicht mehr. Allerdings war dem Absturz eine monatelange Rallye vorausgegangen, weil die japanische Notenbank mit einer ultralockeren Geldpolitik gegen die Deflation kämpft, die die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt seit Jahren belastet.

Besonders Exportwerte unter Druck

Die Kursverluste an anderen asiatischen Börsen hielten sich in Grenzen: Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik unter Ausschluss von Japan sank um 0,5 Prozent. Der japanische Währung legte zu: Ein Dollar kostete 100,58 Yen, nach 101,12 Yen am Mittwochabend in New York.

Deswegen gerieten in Tokio international aufgestellte Konzerne unter Druck. Ein stärkerer Yen verteuert ihre Produkte im Ausland. Aktien des Elektronikriesen Panasonic fielen um 4,1 Prozent. Beim Rivalen Sony betrug der Rückgang 2,9 Prozent und beim Autohersteller Suzuki Motor vier Prozent.

Noch deutlichere Kursverluste gab es bei Immobilienaktien. Der entsprechende Index gab um 5,6 Prozent nach. Bei Mitsubishi Estate betrug das Minus fünf Prozent und beim Konkurrenten Mitsui Fudosan sogar 5,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa

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