Marktberichte

Nach dem Gipfel-Schreck Nikkei erholt sich

Anleger an den asiatischen Aktienmärkten wagen sich zum Wochenstart wieder nach oben. Damit holt der Markt seine größten Verluste nach dem ersten Schreck nach dem EU-Gipfel wieder auf. Gefragt sind vor allem Konjunkturtitel.

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(Foto: REUTERS)

Die meisten asiatischen Aktienmärkte haben am Montag die Beschlüsse des EU-Gipfels vom Ende vergangener Woche versöhnlicher bewertet als am vergangenen Freitag, als die Kurse nach den ersten Resultaten des Gipfels deutlich nachgaben. Angesichts der Beschlüsse für eine tiefere Integration der EU sei ein Zerfall der europäischen Staatengemeinschaft zumindest auf kurze Sicht unwahrscheinlicher geworden, hieß es im Handel.

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index zum Wochenauftakt 1,4 Prozent fester bei 8653 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gewann bis Handelsschluss 1,1 Prozent auf 746 Punkte.

Viele Investoren nahmen die Ergebnisse am Montag zum Anlass für Aktienkäufe, wenngleich die Furcht vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise nicht gänzlich gebannt schien. "In Europa wurde etwas Fortschritt erreicht, etwa die Übereinkunft zur Finanzierung, das vertreibt die schlechte Stimmung und lässt wieder mehr Risikofreude aufkommen", sagte Masafumi Yamamoto von Barclays in Tokio.

Am Freitag haben - mit Ausnahme von Großbritannien - alle verbleibenden 26 EU-Länder beschlossen, in Zukunft striktere Regeln zum Schuldenabbau anzuwenden und sich wirtschaftspolitisch enger zu koordinieren. "Derzeit bewertet der Markt dies als einen Schritt nach vorn, als Verbesserung in der Schuldenproblematik Europas. Zudem gibt es positive Neuigkeiten aus den USA, die darauf deuten, dass sich die US-Wirtschaft erholt", fasste Analyst Hiroichi Nishi von SMBC die Nachrichten zusammen. In den USA ist das Verbrauchervertrauen zuletzt auf den höchsten Stand seit sechs Monaten gestiegen.

Auch an den Aktienmärkten in Südkorea, Taipeh und Singapur legten die Kurse überwiegend zu. In Hongkong verzeichnete der Markt ebenfalls Aufschläge, allerdings sanken in Shanghai die Kurse um 0,6 Prozent.

Konjunkturtitel gefragt

Vor allen zyklische Werte waren vor diesem Hintergrund gesucht. Die Aktien des Drucker- und Kopiererherstellers Kyocera stiegen um 1,2 Prozent und die Titel von Schifffahrtkonzern Mitsui O.S.K. Lines um 6,4 Prozent, während Nippon Steel 3,1 Prozent fester aus dem Handel gingen.

In Tokio stachen bei den Einzelwerten die Aktien von Toyota hervor. Das Papier büßte bis Handelsschluss seine Gewinne wieder ein und beendete den Handel 0,7 Prozent schwächer. Der Autohersteller hatte am Freitag seine Gewinnerwartungen wegen der Thailand-Flut zurückgeschraubt.

Die Olympus -Aktie legte indes um fast acht Prozent zu. Der frühere Chef Michael Woodford will am Dienstag nach Japan zurückkehren, um Beratungen über ein neues Vorstandsteam für den skandalumwitterten Kamerahersteller zu führen. Zudem kündigte das Unternehmen an, bis Mittwoch seine Bilanz für den Zeitraum Juli bis September vorzulegen. Das von einem schweren Bilanzskandal erschütterte Unternehmen muss seine Zahlen bis dahin präsentieren, um einen Verlust seiner Börsennotiz zu vermeiden.

Fanuc blieben mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 12.780 Yen hinter der Entwicklung des Gesamtmarktes zurück, belastet von einer Abstufung durch Daiwa auf "Neutral" von "Outperform".

Die Papiere des Handelshauses Sojitz sanken um 1,6 Prozent auf 125 Yen. Das Unternehmen hatte den Ausblick für das Gesamtjahr 2011 am vergangenen Freitag auf einen Nettoverlust von 12 Mrd Yen nach unten revidiert. Bisher hatte Sojitz einen Gewinn von 16 Mrd. Yen in Aussicht gestellt.

Gewinne in Südkorea

Die Börse in Seoul ging mit festen Kursen aus dem Handel. Technologiewerte führten die Gewinnerseite an. Der Kospi kletterte um 1,3 Prozent auf 1900 Punkte. "Die kriselnde Euro-Zone ist auf gutem Weg, sich in Kernfragen zu einigen - wenngleich mit langsamer Geschwindigkeit", sagte ein Analyst von Woori Investment & Securities.

Im Technologiesektor zogen Samsung Electronics um 2,7 Prozent und Samsung SDI um 6,4 Prozent an. LG Display verteuerten sich um 1,7 Prozent. Versorgerwerte profitierten unterdessen von einer Anhebung der Strompreise. Korea Electric Power kletterten um 2,1 Prozent und Korea Gas Corp um 3,2 Prozent.

Shanghai im Minus

Die Börse in Shanghai rutschte dagegen auf den tiefsten Stand seit 33 Monaten. Das Politbüro - das zentrale Machtorgan in der chinesischen Volksrepublik - habe Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik enttäuscht, hieß es. Zudem seien die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Lösung der Schuldenkrise wieder etwas kritischer gewertet worden.

Für den Shanghai Composite ging es um 1 Prozent auf 2292 Punkte abwärts. In Hongkong sank der HSI um 0,1 Prozent auf 18.576 Punkte, nachdem hier noch weite Teile des Handelstages Hoffnungen auf eine Lösung der Schuldenprobleme in Europa für steigende Kurse gesorgt hatten.

"Die Investoren sind enttäuscht über die Aussagen des Politbüros und die Stimmung trübt sich weiter ein", kommentierte ein Analyst von Shenzhen Zhongzheng Investment das Marktgeschehen in Shanghai. In China hat die jährliche Wirtschaftsplanungskonferenz der Kommunistischen Partei begonnen. Nachdem das Politbüro aber bereits Ende vergangener Woche erklärt hatte, eine "umsichtige" Geldpolitik beibehalten zu wollen, um Preissteigerungen einzudämmen, und gleichzeitig eine "proaktive" Ausgabenpolitik zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums verfolgen zu wollen, werden keine maßgeblichen Änderungen erwartet.

Immobilienwerte führten die Verliererseite in Shanghai an. China Vanke fielen um 3,2 Prozent, Poly Real Estate um 3,5 Prozent und China Merchants Property um 2,4 Prozent. Papiere von Kohleförderern litten unter Sorgen vor einem sich abkühlenden Konjunkturklima.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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