Athen macht Sorgen Nikkei schließt im Minus
01.11.2011, 10:05 Uhr
Verantwortlich für die Landeswährung: Notenbank-Chef Masaaki Shirakawa.
(Foto: REUTERS)
Schlechte Nachrichten aus China und das überraschend angekündigte Referendum in Griechenland sorgen in Asien für Kursverluste. In Japan deutet zudem eine Reihe von Quartalszahlen eine weitere Abkühlung der Konjunktur an.
Neue Sorgen über die Schuldenkrise in Europa sowie die unerwartet schwache Entwicklung des Einkaufsmanagerindexes in China haben die asiatischen Börsen am zweiten Handelstag der Woche überwiegend ins Minus gedrückt. Die Industrie in der Volksrepublik wuchs im Oktober mit dem langsamsten Tempo seit Februar 2009.
Analysten sprachen von Gewinnmitnahmen angesichts der anhaltenden Unsicherheit. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Vorabend überraschend eine Volksabstimmung über das neue internationale Rettungspaket angekündigt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss mit einem Minus von 1,7 Prozent bei 8835 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um knapp 1,3 Prozent auf 754 Punkte.
Auch die Märkte in Hongkong, Shanghai, Australien und Singapur verzeichneten Abschläge. Lediglich die Börsen in Südkorea und Taiwan lagen leicht im Plus. In Taiwan halfen vor allem die Technologiewerte wie Quanta Computer und Apple-Lieferant Hon Hai Precision dem Index zu Gewinnen.
Neben der europäischen Schuldenkrise schrieben Analysten auch der Quartalsberichtssaison Schuld an der verhaltenden Stimmung an den Börsen zu. "Die Werte sind hauptsächlich wegen der vielen Geschäftszahlen unter Druck, die schlechte Nachrichten enthielten", sagte Yutaka Shiraki von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.
Unter den Daten aus China litten vor allem die auf den Export nach China ausgerichteten Maschinenbautitel. Fanuc rutschten 3,6 Prozent ins Minus, für Hitachi ging es 2,9 Prozent nach unten. Auch andere große Exportwerte hatten im Zuge einer pessimistischen Grundstimmung und einer ungünstigen Yen-Entwicklung Abgaben zu verzeichnen. Tokyo Electron verloren 2,6 Prozent, Sony brachen um 6,3 Prozent ein.
Gemischte Kursreaktion gab es auf die Quartalsberichte der japanischen Unternehmen. Mitsubishi verbilligten sich um 2,4 Prozent, nachdem der Konzern für die erste Hälfte des Geschäftsjahres einen deutlichen Rückgang des operativen Gewinns ausgewiesen hatte. Honda schlossen nach Vorlage schwacher Quartalszahlen unverändert. Trotz eines Gewinnrückgangs um 20 Prozent im dritten Quartal legten Toshiba um 1,4 Prozent zu. Händler verwiesen auf die Zuversicht des Unternehmens, die angestrebten Gewinnziele im Gesamtjahr dennoch zu erreichen.
Zu den Verlierern gehörten in Tokio Panasonic mit einem Minus von 5,1 Prozent. Schwache Fernseher-Verkäufe und hohe Sanierungskosten haben den Elektronikkonzern in die roten Zahlen getrieben: Für das Geschäftsjahr rechnet Panasonic mit dem zweithöchsten Fehlbetrag in der Unternehmensgeschichte.
Kospi auf Vortagesniveau
Nach einem volatilen Handelsverlauf schloss die Börse in Seoul nahezu unverändert bei einem Stand von 1910 Punkten. Analysten zufolge hätten Investoren auf weitere Signale aus Europa gewartet, wie die Pläne zur Eindämmung der Staatsschuldenkrise umgesetzt werden sollen. Zudem verunsicherte die angekündigte Volksabstimmung in Griechenland zum Rettungspaket. Ein positives Signal für den Aktienmarkt sei jedoch, dass Investoren weiterhin in zyklische Titel aus der Technologie- und Automobilbranche investierten.
Gesucht waren vor allem die Aktien von Chipherstellern, die Händlern zufolge von der Hoffnung auf eine gute Gewinnentwicklung im Jahresschlussquartal profitiert hatten. Samsung Electronics gewannen 2,3 Prozent, Hynix legten 4,6 Prozent zu.
Korea Life Insurance sprangen um 11,6 Prozent nach oben, was Börsianer auf einen geplanten Aktienrückauf zurückführten.
Zu Gewinnmitnahmen kam es im Bausektor. So verbilligten sich etwa Daewoo E&C um 2,4 Prozent.
Euro unter Druck
Der Euro gab in Fernost leicht nach. Analysten erklärten, die anhaltende Sorge über die Schuldenkrise in Europa laste weiter auf der Gemeinschaftswährung. Ein Euro wurde mit 1,3812 Dollar bewertet nach 1,3851 Dollar im späten New Yorker Handel. Einen Tag nach der Intervention der japanischen Regierung zeigte sich der Kurs des Yen zum Dollar stabil. Der Dollar wurde mit 78,10 Yen gehandelt nach 78,17 Yen in den USA.
Die chinesische Industrie ist im Oktober mit dem langsamsten Tempo seit Februar 2009 gewachsen. Wegen der lahmenden weltweiten Nachfrage fiel der offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) auf 50,4 Zähler von 51,2 Stellen im September, wie aus Daten der Logistikvereinigung CFLP hervorgeht.
Knappes Wachstum in China
Während weniger neue Aufträge eingegangen seien und der Export schwächelte, hätten kleinere Firmen gute Geschäfte gemacht. Ein Wert über der Marke von 50 Punkten signalisiert Wachstum. Fachleute reagierten verunsichert. "Der Rückgang des PMI im Oktober weist auf einen weiteren Wirtschaftsabschwung in der Zukunft hin", hieß es im Kommentar des Ökonomen Zhang Liqun zu den CFLP-Daten.
Ein separater von der britischen Großbank HSBC aufgestellter PMI-Index machte für die Industrie im Oktober ein Wachstumsniveau von 51,0 Punkten aus. Damit korrigierte HSBC den in der vergangenen Woche veröffentlichten vorläufigen Wert um 0,1 Stellen nach unten. Im September hatte der Index bei 49,9 Zählern gelegen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ