Hellas schlägt Anleger in die Flucht Nikkei sehr schwach
16.06.2011, 11:13 UhrNegative US-Vorgaben und Sorgen über die Schuldenkrise in Griechenland lassen die Anleger in Japan das Weite suchen. Der stark gefallene Ölpreis bringt rohstoff- und energienahe Werte unter Druck. Der starke Yen zum Euro lastet auf Exportwerten. Auch andere Börsen in Asien fahren in den Keller.
Die Krise in Griechenland hat an den asiatischen Märkten die Aktienkurse und den Euro deutlich nach unten gezogen. Börsianer befürchten, dass die Schieflage des hoch verschuldeten Euro-Landes außer Kontrolle gerät. Die Unsicherheit über ein weiteres Rettungspaket wird verstärkt durch anhaltende Massenproteste gegen die Sparpolitik der Regierung. Ministerpräsident Giorgos Papandreou will hetue das Kabinett umbilden und danach die Vertrauensfrage stellen.
"Die Investoren machen sich Sorgen, dass die Politiker sich über Maßnahmen für Griechenland nicht einigen können", sagte Währungsmanager Kimihiko Tomita von State Street. "Auch wenn die griechische Wirtschaft nur einen kleinen Teil der Wirtschaft der Euro-Zone ausmacht, könnte dies das gesamte europäische Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen, wenn ein Zahlungsausfall festgestellt wird."
Am japanischen Aktienmarkt ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,7 Prozent tiefer mit 9411 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,5 Prozent auf 812 Zähler.
In New York hatte der Der Dow-Jones-Index am Vortag ebenfalls 1,5 Prozent nachgegeben auf 11.897 Punkte. Für Druck auf die Kurse sorgten auch US-Konjunkturdaten, die einen entmutigenden Mix aus schwachem Wachstum und hohen Preisen signalisierten. "Wir haben uns an enttäuschende Daten aus den USA ziemlich gewöhnt", sagte Analyst Takashi Ohba von Okasan Securities in Tokio. "Die heutigen Verluste dürften vor allem durch die Probleme der Eurozone ausgelöst werden."
Zu den Kursverlierern gehörten insbesondere Rohstofftitel, nachdem der Ölpreis am Vortag um mehr als vier Prozent abgerutscht war. Die Anteilscheine des Ölkonzerns Inpex notierten 3,8 Prozent im Minus, Aktien des größten japanischen Rohstoff-Händlers Mitsubishi Corp sanken 2,8 Prozent. Der Kurs des Pharmaunternehmens Takeda Pharmaceutical gab 1,9 Prozent nach. Die US-Medikamentenaufsicht hatte zuvor erklärt, das Diabetesmittel Actos könne das Risiko von Blasenkrebs erhöhen, wenn es mehr als ein Jahr lang eingenommen werde.
Aufwärts ging es dagegen mit den Titeln von Stahlherstellern, nachdem die Analysten von Nomura die Aussichten für die Nachfrageentwicklung als sehr günstig eingestuft hatten. JFE Holdings legten 1,8 Prozent zu, Nippon Steel 0,8 Prozent.
Auch die Papiere von Acom (+ 4,9 Prozent) verbuchten trotz des allgemein schlechten Sentiments Gewinne. UBS hatte den Anbieter von Konsumentenkrediten auf "Neutral" von "Sell" hoch gestuft, nachdem das Unternehmen für Mai einen Neukundenzuwachs um 10 Prozent vorgelegt hatte. Das Erdbeben habe die Geschäfte von Acom weniger stark belastet als befürchtet, hieß es von der Bank.
Der Nikkei-Index bewegt sich seit April in einer Spanne von 9400 bis 9800 Punkten. Analysten gehen da von aus, dass dies auch noch für einige Wochen so bleiben wird. "Wir werden in dieser Spanne mindestens bis Mitte Juli festhängen, wenn die nächste Berichtssaison zeigt, wie sich die Unternehmen nach dem Beben erholen", sagte Takashi Hiroki, Chefstratege von Monex Securities. "Das wird mehr Handelsimpulse liefern."
Auch andere Fernost-Börsen gingen auf Talfahrt. Die Indizes in Schanghai, Hongkong, Singapur, Taiwan, Australien und Südkorea sackten deutlich ab.
An den Devisenmärkten fiel der Euro auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,4113 US-Dollar.
Quelle: ntv.de, rts/DJ