Dürren feuern Mais-Preis an Ölpreise sacken weg
23.07.2012, 13:30 Uhr
Der Preis für US-Mais ist so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
(Foto: REUTERS)
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: US-Mais weist seit Monatsbeginn einen Preisanstieg von rund 20 Prozent aus. Das ist der stärkste in einem Juli seit fast 40 Jahren. Der Grund: Die USA leiden unter der schlimmsten Dürre seit 1956. Ein ganz anderes Bild zeichnet die Entwicklung der Ölpreise.
Während die Ölpreise deutlich nageben hat die Aussicht auf drastische Ernte-Einbußen als Folge der Jahrhundert-Dürre in den USA die Preise für Mais und Sojabohnen am Montag hoch gehalten. Der Terminkontrakt auf US-Mais notierte mit 8,1575 Dollar je Scheffel gerade einmal 13 US-Cent unter seinem Rekordhoch vom Freitag. Der Soja-Future lag mit 17,37 Dollar etwa 40 US-Cent darunter.
Der Mais-Preis hat seit Monatsbeginn gut 20 Prozent zugelegt. Das ist nach Reuters-Daten der stärkste Anstieg in einem Juli seit 1974. Soja verteuerte sich im gleichen Zeitraum um knapp 15 Prozent. Das ist das größte Juli-Plus seit immerhin 1983.
"Die Rally ist noch nicht vorbei", betonte Rohstoff-Stratege Victor Thianpiriya von der ANZ Bank. "Die Angebotslage bei Mais und Soja bleibt angespannt." Den Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC zufolge haben sich spekulativ orientierte Investoren bereits entsprechend positioniert.
Rekord-Dürre in den USA
Die USA leiden nach Angaben der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) unter der schlimmsten Dürre seit 1956. Das erste Halbjahr sei das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Die Trockenheit und die überdurchschnittlichen Temperaturen könnte sich bis in den Oktober hineinziehen. Das Wetter-Phänomen "El Nino" könnte die Lage in den Anbaugebieten des US-Mittelwestens sogar noch verschärfen. Dabei sorgen überdurchschnittliche Wasser-Temperaturen in der pazifischen Äquatorial-Region für Wetter-Kapriolen rund um den Globus.
Angesichts der Dürre wird nur noch 31 Prozent des US-Maisbestandes auf den Feldern ein guter bis exzellenter Zustand bescheinigt. Dies sei ein Rückgang von neun Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwoche und weniger als halb so viel wie im Vorjahreszeitraum, teilte das US-Landwirtschaftsministerium USDA mit. Bei Sojabohnen seien nur noch 34 Prozent der Ernte in gutem bis exzellentem Zustand. Im Vergleich zur Vorwoche sei dies ein Minus von sechs und zum Vorjahreszeitraum von 30 Prozentpunkten.
Vor diesem Hintergrund strich das USDA seine Ertragsprognosen für Mais um 20 auf 146 Scheffel je Morgen zusammen. Dan Basse, Chef des Research-Hauses AgResource, sieht die Lage noch kritischer: "Ich gehe aber davon aus, dass es sich in Richtung 132 bis 133 Scheffel je Morgen bewegen wird."
Ölpreise purzeln
Die Ölpreise brachen belastet durch die erneute Verschärfung der Euro-Schuldenkrise regelrecht ein. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur September-Lieferung kostete 103,70 US-Dollar. Das waren 3,13 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) sank um 2,95 Dollar auf 88,88 Dollar.
Das "Hochkochen" der Schuldenkrise in der Eurozone habe zu den Kursverlusten an den Ölmärkten geführt, schreibt die Commerzbank in einem Kommentar. Die Talfahrt setzte bereits am Freitag ein, nachdem sich die Lage am spanischen Anleihemarkt verschärfte. Zum Wochenauftakt seien die Preise zudem durch einen festeren US-Dollar und fallende Aktienmärkte weiter belastet worden. Ein niedriger Eurokurs macht Rohöl für Anleger aus der Eurozone teurer.
Nach dem deutlichen Anstieg der Ölpreise bis zum vergangenen Donnerstag habe sich auch ein Korrekturpotenzial aufgebaut. Lediglich eine Eskalation der Lage in Syrien oder im Iran-Konflikt könnten den Preisrückgang laut Commerzbank bremsen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa