Inside Wall Street Ökonomen gegen neuen Stimulus
01.09.2009, 15:10 UhrBarack Obama ist aus dem Urlaub zurück und Amerika fragt sich: Was tut der Präsident jetzt, frisch erholt?

Barack Obama
(Foto: REUTERS)
Die Gesundheitsreform wird weiter verhandelt, zudem spekuliert die Wall Street über die künftige Wirtschafts- und Finanzpolitik. Seit Wochen gibt es Gerüchte über ein mögliches zweites Stimulus-Paket - und jetzt eine erstaunliche Erkenntnis: der Markt hält das gar nicht für nötig.
Die Volkswirte der National Association for Business Economics sind ihrer jüngsten Umfrage mehrheitlich der Ansicht, dass die Regierung ein zweites Milliardenpaket für die noch immer strauchelnde US-Konjunktur nicht verabschieden muss. Viel wichtiger sei nun, auch die zweite Komponente für eine stabile Wirtschaftsführung anzugehen und die Staatsausgaben zu drosseln. Sparen ist angesagt, so die Experten.
Gigantisches Defizit befürchtet
Damit haben sie recht. Das 787 Milliarden Dollar schwere Stimuluspaket, das die Regierung zu Beginn des Jahres auf den Weg gebracht hat, hat dazu beigetragen, das Haushaltsdefizit auf fast 1,6 Billionen Dollar zu bringen. Bis 2019 rechnen Ökonomen mit einem Fehlbetrag von 9 Billionen Dollar in der US-Bilanz. Die Folgen für den Dollar wären katastrophal, die Stellung der USA als führende Wirtschaftsmacht wohl endgültig dahin.
Mit Kritik an Obamas ursprünglichem Hilfspaket für Amerika halten sich die Experten dennoch zurück. Größtenteils ist man sich einig, dass diese Ausgaben - verteilt auf Investitionen und Steuersenkungen - dringend notwendig waren, das Land aus der größten Krise seit der Weltwirtschaftskrise zu führen. Allerdings verstummen die Stimmen derer nicht, die das Paket für zu groß und zu teuer halten. Interessanterweise sind es dieselben Stimmen, die bei der Verhandlung des Pakets größere Steuersenkungen gefordert haben und letztlich den Anteil von Infrastruktur- und ähnlichen Investitionen gesenkt haben.
Ausgaben steigen stetig
Ob zu groß oder nicht, gegriffen haben die Maßnahmen der Regierung auf jeden Fall. Nur so ist zu erklären, warum das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal nur um bescheidene 1,0 Prozent zurückgegangen ist, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch um dramatische 6,4 Prozent abgestürzt war.
Die jüngsten Zahlen zum Wirtschaftswachstum dürften die Ökonomen im US-Verband indes bestätigt haben gegen ein zweites Paket zu votieren. Satte 76 Prozent glauben, dass ab jetzt Sparmaßnahmen den größeren Effekt hätten. Allerdings glauben nur 28 Prozent, dass diese Sparmaßnahmen ergriffen werden können. Diesen Pessimismus kann man ihnen nicht übelnehmen, denn die Geschichte gibt den Experten recht. Die Staatsausgaben steigen seit Jahren stetig, und die Diskussionen um eine radikale Überarbeitung des Gesundheitswesens mit weiteren Kosten in Milliardenhöhe lassen eine Trendwende nicht erahnen.
Quelle: ntv.de