"Rally der Rohstoffwerte sehr mutig" Öl und Gold wieder teurer
24.04.2013, 12:44 Uhr
Glänzende Zeiten für Rohstoffe?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die schrumpfenden US-Ölvorräte und die damit verbundene Konjunkturzuversicht bewegen die Ölpreise nach oben. Auch Gold ist wieder teurer. Goldman Sachs rät: Wetten auf einen fallenden Goldpreis zu diesem Zeitpunkt einstellen. Angesichts mauer Konjunkturdaten warnen andere Experten vor einer Rally bei den rohstoffnahen Werten.
Die Ölpreise sind leicht gestiegen. Händler nannten neue Lagerdaten aus den USA als Grund. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 100,59 Dollar. Das waren 28 Cent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 46 Cent auf 89,64 Dollar.
Bereits am späten Vorabend hatten die Ölpreise zugelegt, nachdem das private American Petroleum Institute (API) einen Rückgang der US-Ölvorräte gemeldet hatte. Geringere Lagerbestände vermindern das derzeit hohe Angebot an Rohöl und wirken damit tendenziell preissteigernd.
Die Daten der Lagerbestände gelten als wichtiges Indiz für die Entwicklung der US-Konjunktur. Schrumpfende Lagerbestände werden positiv aufgenommen, weil diese darauf schließen lassen, dass die Produktion, um die Lager zu füllen angekurbelt und der Konsum gesteigert wird.
Bei steigenden Lagerbeständen wird umgekehrt angenommen, dass die Nachfrage hinter dem Angebot zurückbleibt. Ein Lageraufbau signalisiert einen Produktionsrückgang und damit eine gedämpfte Wirtschaftsentwicklung in den USA.
Goldman Sachs: 1530 Dollar je Unze in drei Monaten
Der Goldpreis bewegt sich ebenfalls weiter nach oben. Er verteuerte sich zuletzt um 0,8 Prozent auf 1426 US-Dollar die Unze. Experten berichten davon, dass Hedge-Fonds wieder ein großes Rad drehen und ihre Wetten auf eine Rally des Goldpreises erhöhen. Damit schließen sie sich der Meinung von Milliardär John Paulson an, dass der Preis des Edelmetalls sich nach dem stärksten Einbruch in 33 Jahren erholen wird.
Auch die US-amerikanische Bank Goldman Sachs, die kürzlich erst geraten hat, Gold zu verkaufen, geht bereits jetzt schon wieder von steigenden Kursen aus. Die eigene Prognose sieht den Goldpreis in den nächsten drei Monaten wieder auf 1530 Dollar. Von weiteren Wetten auf einen fallenden Goldpreis raten die Experten ab. Entsprechend werden auch die Short-Positionen auf Gold abgebaut.
Goldman veröffentlichte die neue Einschätzung am Vortag in einem Report an Anleger. Der Finanzriese Goldman Sachs hatte rechtzeitig vor dem Kurseinbruch bei Gold geraten, das Edelmetall zu verkaufen. Die Wette ging voll auf: Die Feinunze Gold verbilligte sich innerhalb von zwei Tagen um mehr als zehn Prozent. Es war der kräftigste Kursrutsch seit 30 Jahren.
Nach dem Absturz auf 1.322 US-Dollar hat sich der Preis pro Feinunze (etwa 31 Gramm) zuletzt wieder deutlich über der Marke von 1.400 Dollar befestigt. Obwohl Goldman auf Sicht von drei Monaten einen Preis bei 1530 Dollar prognostiziert, rechnet die Bank langfristig mit weiteren Verlusten. In einem Jahr soll der Preis bei 1.390 Dollar liegen.
Rohstoffwerte im Aufwind
Händler, die eine Rally der rohstoffnahen Werte in Europa beobachten, halten diese für "sehr mutig". Der Index der Basic Resources sprang am Morgen um 2,6 Prozent nach oben. Auch Stahlwerte werden davon mitgerissen. ArcelorMittal stiegen um 2,2 Prozent, ThyssenKrupp sogar um 2,9 Prozent.
Mit dem Ifo-Index kam wie erwartet eine weitere enttäuschende Wasserstandsmeldung von der Konjunkturfront. Der Geschäftsklimaindex sank im April zum zweiten Mal in Folge. Das wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft gab von 106,7 auf 104,4 Punkte nach.
Die Konjunkturzahlen insgesamt haben bislang ein mäßiges Wachstum im laufenden Quartal geliefert. "Sollte der Ifo ebenfalls einbrechen, so werden die Rufe nach zusätzlichen, die Konjunktur stimulierenden Maßnahmen noch lauter", hatten die Analysten der National-Bank vor der Veröffentlichung in einem Kommentar zu Bedenken gegeben.
Am Vortag hatten die Rohstoffpreise noch verschnupft auf weitere maue China-Daten reagiert. Der Flash-PMI aus dem Hause HSBC war mit 50,5 gegenüber dem Vormonat bei 51,6 gefallen. Normalerweise sehe man im April einen positiven saisonalen Effekt, gaben die Experten bei Nomura zu bedenken. "Kurzfristig können die Rohstoffe weiter unter Abgabedruck stehen", kommentierte ein Analyst bei Rivkin in Sydney.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ