"Der perfekte Sturm" Ölpreis auf Jahrestief
18.05.2012, 13:07 Uhr
Staubwolken am Himmel über Kuwait City.
(Foto: REUTERS)
Die Ölpreise setzen ihren Abwärtstrend fort. Seit Anfang Mai haben die Ölpreise um mehr als zehn Prozent nachgegeben. Für Druck am Ölmarkt sorgt nach wie vor die europäische Schuldenkrise. Zuletzt kam weiteres Ungemach von den Ratingagenturen.
Am Ölmarkt sind die Preise zum Wochenausklang weiter abgerutscht. Brent-Öl war zu 106,40 Dollar je Fass zeitweise so billig wie seit fünf Monaten nicht mehr. "Wir erleben im Moment den perfekten Sturm", sagte Marktstratege Michael McCarthy von CMC Global Markets in Sydney und verwies auf die sich zuspitzende Schuldenkrise in Europa.
Am Donnerstagabend hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Griechenlands abgestuft. Zudem senkte Konkurrent Moody's nach seinem jüngsten Rundumschlag gegen italienische Banken auch die Bonität von 16 spanischen Banken.
Als weitere Gründe nannte McCAathy eine nachlassende Nachfrage wegen der globalen konjunkturellen Abkühlung und die aufgeblähten Ölvorräte im Mittleren Westen der USA. Amerikanisches WTI-Öl verbilligte sich um zehn Cent auf 92,46 Dollar.
Großes Thema am Markt blieb die Seaway-Pipeline, über die Öl vom wichtigen Stützpunkt der US-Ölindustrie in Cushing im Mittleren Westen der USA nun an die Golfküste transportiert werden kann. In Cushing selber haben sich immense Ölvorräte angesammelt, und Analysten setzen darauf, dass diese über den neuen Transportweg nun allmählich abgebaut werden.
Einige spekulieren darauf, dass sich dann auch der hohe Preisunterschied zwischen europäischem Brent-Öl und dem amerikanischen WTI-Öl wieder verringert. Aktuell ist Brent etwa fünf Dollar je Fass teurer als WTI.
LBBW-Analyst Frank Klumpp sieht das eher skeptisch. "Die neue Pipeline kann gerade einmal 150.000 Barrel pro Tag transportieren, das entspricht dem Lageraufbau der vergangenen Woche. Insgesamt lagern in Cushing inzwischen aber rund 45 Millionen Barrel Öl." Insofern werde das Problem der Öl-Schwemme in Cushing gerade einmal gemildert.
Industriemetalle etwas teurer gehandelt
Die Preise für Industriemetalle zogen nach dem jüngsten Ausverkauf an. Die Tonne Kupfer verteuerte sich um ein Prozent auf 7720 Dollar. Zink kostete 1905 Dollar je Tonne und damit 0,3 Prozent mehr als im späten US-Geschäft. Die im Wochenverlauf hohen Preisverluste der Industriemetalle führten Händler unter anderem auf eine deutliche Aufstockung der Vorräte an der London Metal Exchange (LME) zurück. Allein China habe 110.000 Tonnen Kupfer deponiert.
Der Preis für Gold zog leicht an, die Feinunze wurde um 1588 (spätes Vortagesgeschäft: 1573) Dollar gehandelt. Das Interesse von Juwelieren aus Thailand, Indien und Indonesien, die zu Wochenbeginn noch gut zugegriffen hatte, ließ Händlern zufolge aber wieder deutlich nach.
Quelle: ntv.de, rts/dpa