Notfallreserve fällt aus Ölpreis zieht wieder an
20.08.2012, 12:23 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die kurze Entspannung, die Spekulationen über den Einsatz von strategischen Ölreserven dem Ölmarkt beschert hatten, ist vorbei, Brent und WTI werden wieder teurer. Die Internationale Energie Agentur hat die Gerüchte vom Tisch gefegt.
Der Ölpreis ist am Montag gestiegen. Experten verwiesen auf den Widerstand gegen US-Überlegungen, die Öl-Notreserven anzuzapfen. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 114,20 Dollar. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 96,34 Dollar 0,3 Prozent mehr als am Freitagabend. In Washington war Ende voriger Woche erwogen worden, strategische Ölreserven möglicherweise freizugeben, um damit die hohen Preise für Öl und Benzin zu senken. Zumindest am Freitag gaben die Kurse tatsächlich nach. Die Internationalen Energie Agentur (IEA) hält davon aber wenig, wie IEA-Exekutivdirektorin Maria van der Hoeven klar machte. Es gebe keinen Grund für eine Freigabe, hatte sie erklärt. Dem schlossen sich Japan und Südkorea an.
"Der Markt könnte zu der Einschätzung kommen, dass das alles nur verbales Säbelrasseln war", erklärte ANZ-Analystin Natalie Robertson in Sydney, die insbesondere auf den Widerstand der IEA verwies. Der Brent-Preis ist zuletzt wegen Versorgungsengpässen in der Nordsee stark gestiegen. Dort wird das größte britische Ölfeld "Buzzard" von September bis voraussichtlich Mitte Oktober wegen Wartungsarbeiten geschlossen.
Der blutige Streik in einer südafrikanischen Platin-Mine, der zu mehreren Toten geführt hatte, treibt den Preis für das Edelmetall auf ein Sechseinhalb-Wochen-Hoch getrieben. Eine Feinunze kostete mit 1477,50 Dollar 0,9 Prozent mehr als am Freitag. Binnen einer Woche ist der Preis damit um rund 100 Dollar gestiegen. Sollte sich die Lage in der Marikana-Mine wieder beruhigen, dürften die Preise aber sicher wieder deutlich fallen, sagte Peter Fung, Chef-Händler von Wing Fung Precious Metals. "Denn die Nachfrage nach Platin ist nicht groß."
Der Minenbetreiber Lonmin, weltweit die Nummer drei unter den Platin-Förderern, hat den Beschäftigten ein Ultimatum gestellt. Sollten sie am Montag nicht an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, würden sie entlassen. In der vergangenen Woche waren bei Polizei-Einsätzen 44 Menschen ums Leben gekommen.
Der Goldpreis bewegte sich dagegen kaum. Er notierte 0,2 Prozent fester bei 1619,54 Dollar. Börsianern zufolge warteten Anleger weiterhin gespannt darauf, ob und wann die großen Notenbanken der Welt der schwächelnden Konjunktur unter die Arme greifen.
Skepsis über die weitere Konjunkturentwicklung drückt den Kupferpreis. Die Tonne verbilligte sich am Londoner Terminmarkt um 0,7 Prozent auf 7489 Euro. Einige Anleger hatten gehofft, dass China über das Wochenende mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unter die Arme greifen würde, erklärte ein Händler. Da aber nichts aus Peking gekommen sei, reduzierten die Marktteilnehmer ihre Risiko-Positionen wieder. Das drücke die Preise für fast alle Industriemetalle. So rutschte auch Zink um 0,5 Prozent ab, Aluminium sank um 0,7 Prozent und Nickel um ein Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa