Dreimonatstieftieftief Preisrutsch beim Öl
05.08.2008, 11:55 UhrGewinnmitnahmen haben den Ölpreis weiter deutlich sinken lassen. Ein Barrel (159 Liter) Öl der Sorte WTI kostete zeitweise 118 US-Dollar und war damit so günstig wie seit Anfang Mai nicht mehr. Im Juli mussten für ein Barrel WTI noch über 147 Dollar gezahlt werden. Der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent rutschte zeitweilig sogar unter 117 Dollar.
Viele Hedge-Fonds hätten nun Gewinne mitgenommen, sagte Angus McPhail von Alliance Trust. "Es scheint, als verliere der Markt das Interesse an Themen wie geopolitischen Anspannungen und Entwicklungen des Wetters, die den Ölpreis zuletzt gestützt haben", erklärte Rohstoff-Analyst Edward Meir von MF Global. Stattdessen rücke die immer unausgewogenere Angebots-Nachfrage-Situation stärker in den Blick der Marktteilnehmer. Sollten in Zukunft weitere Daten auf eine fallende Nachfrage hindeuten, könnte der Ölpreis schon bald in Richtung 100 Dollar fallen, sagte McPhail.
Ein Barrel bald für 100 Dollar?
Die Ölpreise waren bereits am Montag gefallen, am Aktienmarkt habe dem aber noch niemand Rechnung getragen, sagte ein Händler. "Nun holt die Börse das nach." Der US-Rohölpreis war am Vortag zeitweilig um rund fünf Dollar gefallen.
Experten erklärten den Preisrutsch mit mehreren Faktoren. Ihrer Ansicht nach dürften zum einen die Produktionsausfälle wegen eines Tropensturms im Golf von Mexiko nicht so stark ausfallen wie befürchtet. Zum anderen verwiesen sie auch auf eine größere Produktion der Organisation erdölexportierender Länder (Opec).
Außerdem kündigte der designierte US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama an, im Falle seiner Wahl Teile der strategischen Ölreserven zur Senkung der Treibstoffpreise freigeben zu wollen. Die USA sollten aus dem Notbestand 70 Mio. Barrel des einfacher zu raffinierenden Leichtöls verkaufen, hatte Obama am Montag in Lansing im US-Bundesstaat Michigan gefordert. Später könnte dieses Öl durch schwereres Rohöl ersetzt werden. Der Tausch solle rasch die Preise an den Zapfsäulen senken. Bisher hatte Obama die Auffassung vertreten, dass die Reserven nur in extremen Notlagen angegriffen werden dürften.
Rohstoff im Wahlkampf
In einer am Montag veröffentlichten TV-Werbung attackierte Obama seinen republikanischen Rivalen John McCain als Instrument der Ölindustrie. In dem Spot wird angedeutet, McCains Wahlkampf werde mit Spenden der Ölkonzerne finanziert.
Die strategischen Ölreserven der USA wurden während der Ölkrise in den 70er Jahren angelegt. Derzeit sind dort rund 700 Mio. Barrel Rohöl eingelagert. Zuletzt wurden daraus größere Mengen im Jahr 2005 abgezapft: Den Raffinerien wurden rund 10 Mio. Barrel Rohöl zugänglich gemacht, nachdem die Rohöllieferung durch den Hurrikan Katrina unterbrochen worden war.
Quelle: ntv.de