Marktberichte

Inside Wall Street Probleme werden übersehen

Die Optimisten geben nicht auf. Während der Dow Jones weiter um die 10.000 Punkte kämpft und sich dabei recht volatil zeigt, rücken die Bullen mit einer Waffe zu Felde, die auf dem Parkett nur selten benutzt wird: mit der Chart-Analyse.

(Foto: AP)

Die spricht für weitere Kursgewinne in nächster Zeit. Doch es gibt hinreichend Gründe gegen einen solchen Trend. Die Chart-Techniker konnten in den letzten Tagen feiern. Am Mittwoch brachen die US-Börsen ein und zeigten ein Abwärts-Volumen von 90 Prozent - man spricht von einem Kapitulationstag. Das kommt recht oft vor, zuletzt fast jeden Monat einmal. Interessant ist dieser Aspekt nicht unbedingt, denn mal findet die Kapitulation in einem bullischen und mal in einem bärischen Trend statt, es lassen sich also über ein paar Tage hinaus kaum Aussagen treffen.

Anders in diesem Fall, weil auf den Kapitulationstag am Mittwoch der Stimmungswandel folgte: Am Donnerstag zeigte die Wall Street ihre größte Rally seit mehr als drei Monaten und feierte ein Aufwärtsvolumen von 90 Prozent. Wenn zwei so radikale Tage aufeinanderfolgen, heißt das aus Sicht der Statistiker, dass weitere Kursgewinne anstehen, möglicherweise über einige Wochen hinaus.

Dass sich diese Gewinne zum Wochenschluss nicht einstellen wollen, liegt natürlich daran, dass sich die wenigsten Anleger um Chart-Technik kümmern und vielmehr auf fundamentale Hintergründe achten. Und die zeichnen weiter ein düsteres Bild: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und erst in der vergangenen Woche haben erneut mehr als 500.000 Amerikaner ihren Job verloren. Dass die Regierung am Freitag feststellt, über das Stimulus-Paket rund 650.000 Stellen gesichert zu haben, zeigt umso mehr, wie labil die amerikanische Wirtschaft ist, und dass sie ohne historische Eingriffe aus Washington wahrscheinlich noch viel ärger dran wäre.

Auf Verbraucherseite das gleiche Bild: Die Ausgaben haben sich in den letzten Wochen ein wenig stabilisiert, brechen nun aber wieder ein. Der Grund: Die Abwrackprämie ist ausgelaufen, und die Amerikaner halten ihre Geldbeutel wieder fest. Auch hier zeigt sich, dass nur teure Intervention aus der Hauptstadt für zeitweilig bessere Daten gesorgt hat.

Da fällt es den Anlegern schwer, sich über das unerwartet starke Wirtschaftswachstum zu freuen. Sicher, nach vier Quartalen mit fallendem Bruttoinlandsprodukt ist ein Plus von 3,5 Prozent eine schöne Sache. Doch verdankt man dieses Plus auf Umsatzseite schon wieder den Investitionen der Regierung Obama. Und wer während der Ertragssaison die Bücher der US-Konzerne gewälzt hat, der weiß, dass die Gewinne gleichzeitig auf Kostensenkungen bauen.

An der Wall Street dürfte es in den nächsten Wochen weitere Angriffe auf die Marke von 10.000 Punkten geben. Dass die Marke fällt, ist eher unwahrscheinlich - die Konjunktur gibt das einfach nicht her.

Quelle: ntv.de

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