Marktberichte

Inside Wall Street Reifenmulch und Bio-Shirts

Es hat lange gedauert und unter anderem einen Rekord-Ölpreis gebraucht, doch mittlerweile stellt sich Amerika immer mehr auf "grün um. An vorderster Front kämpft jetzt sogar Wal-Mart und könnte das Konsum- und damit das Umweltverhalten des ganzen Landes ändern - dabei springt auch Profit heraus.

Die neue Umweltpolitik bei Wal-Mart hat dramatische Veränderungen in der Produktpalette mit sich gebracht. In der Lebensmittelabteilung finden sich zunehmend Produkte aus lokalem Anbau. Das hilft den Bauern vor Ort, schafft eine bessere Stimmung in den Kommunen und damit beim Kunden. Es spart zudem jede Menge Sprit, denn Lebensmittel müssen nicht mehr als aller Welt importiert werden.

Sprit zu sparen ist - angesichts der hohen Preise nicht überraschend - das Ziel hinter zahlreichen Innovationen bei Wal-Mart. So stellt man etwa im Kühlregal um und verkauft Milch zunehmend aus viereckigen Kartons anstatt der bisherigen bauchigen Plastikgallonen. Die Kartons lassen sich schneller und leichter stapeln, es passen mehr in einen Laster. Damit entstehen auf dem Weg von der Kuh zum Kunden weniger Kosten.

Wal-Mart hat sich diese Tricks wohlgemerkt nicht selbst ausgedacht. Einen ersten Hinweis auf was dereinst kommen könnte bekam man bereits vor Jahren, als etwa der Waschmittelhersteller Clorox auf Konzentrate in kleineren Verpackungen umstellte und damit seine "Green Line ins Leben rief. Die Produkte kamen beim Kunden gut an, da sie einerseits billiger waren und andererseits weniger schwer dass das ganze gut für die Umwelt war, verstanden die Amerikaner im Laufe der Zeit auch noch.

Hinter dem Wandel, der mit Clorox anfing und mittlerweile bis zu organischer Baumwolle in einer eigenen T-Shirt-Reihe geführt hat, steht Matt Kistler, der bei Wal-Mart als Spezialbeauftragter für Umweltverträglichkeit arbeitet. Zu seinen Aufgaben gehört auch, über Trainingsprogramme die 1,9 Millionen Mitarbeiter des weltgrößten Einzelhändlers - ihrerseits natürlich auch Bürger und Verbraucher - zu grünem Denken zu erziehen. Immer mehr von ihnen pendeln nun in Fahrgemeinschaften, Recycling ist zu einem anerkannten Konzept geworden und selbst gesündere Ernährung und Sport werden vom Arbeitgeber vermittelt.

Das Vorzeigeprodukt Nummer Eins, das Wal-Mart für sein Umdenken präsentiert, ist der "Majestic Rubber Mulch. Die entgifteten Gummischnipsel stammen aus alten Autoreifen, die im Unternehmen - bei eigenen Trucks und in den Werkstätten für Kunden - anfallen. Sie wurden früher teuer weggekarrt und entsorgt; heute werden sie geschreddert und kommen auf Spielplätzen und in Pool-Anlagen zum Einsatz, wo sie einen weichen Untergrund bilden. Der frühere Kostenfaktor "Altreifen ist zu einem Profitbringer geworden.

Wal-Mart ist mit seiner neuen, grünen Politik auf einem guten Weg. Das Unternehmen, dessen Sparmaßnahmen früher vor allem auf Kosten anderer (etwa der Mitarbeiter) gingen, hat eine Vorreiterrolle übernommen und dürfte dafür nun nicht mehr nur von den Discount-Kunden im Mittleren Westen gelobt werden, sondern auch bei den Großstädtern in New York und Kalifornien Ansehen finden. Dem Expansionskurs des Konzerns kann das nur helfen - und der Umwelt auch.

Quelle: ntv.de

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