Marktberichte

Heikle Euphorie an den Märkten Rohöl folgt den Aktien

Jeder Fingerzeig trägt Bedeutung: Rohstoffhändler an der New York Mercantile Exchange.

Jeder Fingerzeig trägt Bedeutung: Rohstoffhändler an der New York Mercantile Exchange.

(Foto: AP/dpa)

Die Zuversicht der Anleger bringt Bewegung in den Rohstoffhandel: Mit den anziehenden Notierungen in Europa legen die Preise für Rohöl bei den beiden marktführenden Sorten deutlich zu. Im Hintergrund mehren sich die Anzeichen der Unsicherheit: Der Goldpreis steigt.

Die zunehmende Risikobereitschaft der Aktienanleger hat zu Wochenbeginn vermehrt auch Investoren in die Rohstoffmärkte gelockt. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verteuert sich um 1,3 Prozent auf 115,22 Dollar. Auch das US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert mit 94,12 Dollar rund 1 Prozent höher.

Neben den steigenden Kursen an Europas Aktienmärkten - aller Unsicherheit über den Ausgang der italienischen Wahlen zum Trotz - stützte Händlern zufolge vor allem die Erholung des Euro zum Dollar die Kurse. Die Gemeinschaftswährung notierte gegen Mittag mit 1,3276 Dollar fast 1 US-Cent höher als am Freitagabend. Der EuroStoxx liegt 2,1 Prozent im Plus, der Dax rückt 2,3 Prozent vor.

Fundamentale Faktoren, die den Ölpreisanstieg rechtfertigten, gebe es kaum, warf ein Beobachter ein. Vielmehr deuteten jüngste Daten aus China darauf hin, dass auch dort die wirtschaftliche Entwicklung keine Einbahnstraße sei. Der von der Großbank HSBC berechnete Einkaufsmanagerindex hatte für Februar in China kaum noch Wachstum signalisiert. Ökonomen verwiesen auf Kalendereffekte zum Neujahrsfest und eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland.

Starke politische Faktoren

Auch in Europa und den USA dürfte die Konjunkturentwicklung bestenfalls holprig verlaufen, sagten Börsianer. Neben der Italien-Wahl beunruhige viele Anleger der Haushaltsstreit in den USA. Bis zum 1. März müssen sich die Kontrahenten in Washington auf ein Budget geeinigt haben, sonst treten automatisch Ausgabenkürzungen in Kraft, die die Wirtschaft belasten dürften.

In Japan bestimmt zum Wochenstart die Geldpolitik das Geschehen. Berichte über die Nominierung von Haruhiko Kuroda, einem Befürworter einer lockeren Geldpolitik, zum Chef der japanischen Notenbank, drücken den Yen kräftig ins Minus und beflügeln den Nikkei-Index.

Am Edelmetallmarkt legt der Preis für Gold aktuell um 0,7 Prozent auf 1592,94 Dollar je Feinunze zu. Zuvor hatte der Goldkurs bei 1572,80 Dollar den tiefsten Stand seit sieben Monaten erreicht. Nachdem sich in jüngster Zeit bekannte Fondsmanager wie George Soros aus dem Edelmetall zurückgezogen haben, hätten sich viele Anleger vom Gold abgewendet, hieß es, um ihr Glück lieber am Aktienmarkt zu versuchen. Mitte Februar waren Berichte aufgetaucht, denenzufolge Soros mehr als die Hälfte seiner Goldinvestments verkauft haben soll. Der Rückzug eines solch prominenten Investors könnte über Trittbrettfahrer-Effekte zu einem weiteren Preisverfall beigetragen haben.

Der seit Jahresbeginn deutlich gefallene Goldpreis lockt unterdessen nach Einschätzung von Händlern mit industriellen Einkaufsmanagern und Juwelieren eine ganz andere Käufergruppe an: "Wir sehen Käufe aus China - und wir können sehen, dass unter den Käufern auch Juweliere sind", erklärte ein Händler in Hongkong.

Vermutlich ergriffen auch indische Juweliere die Gelegenheit, Gold zu kaufen. Denn der Preis liegt deutlich niedriger als noch zum Jahresende 2012, als eine Feinunze rund 1674 Dollar gekostet hatte. In Indien läuft die Hochzeits- und Festival-Saison auf Hochtouren. Goldschmuck spielt dabei traditionell eine wichtige Rolle. Neben der Elektroindustrie gelten Schmuckhersteller als größte Gold-Verbraucher.

Platin und Palladium profitieren unterdessen vom gewachsenen Mut zum Risiko vieler Anleger und legten ein und 1,5 Prozent auf 1618,75 Dollar und 746,72 Dollar zu. Beide Edelmetalle werden unter anderem im Autobau verwendet.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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