Marktberichte

Umkämpfte 1,38 Schuldenfalle schnappt nach Euro

Der Euro kämpft derzeit an mehreren Fronten: Charttechnisch befindet sich die Gemeinschaftswährung auf Konsolidierung. Belastend wirkt zudem die weiter andauernde Euro-Schuldenkrise und auch die Diskussion über eine mögliche Erhöhung des Leitzinses in der Eurozone drückt auf die Stimmung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Einen Tag vor einem Sondergipfel der Euro-Zone ist die europäische Staatsschuldenkrise an den Renten- und Devisenmärkten wieder zum beherrschenden Thema geworden. Dazu trug laut Händlern die Herunterstufung der Bonitätseinschätzung Spaniens durch die Ratingagentur Moody's bei. "Die Unsicherheit vor dem Euro-Treffen am Freitag sorgt für einen unruhigen Handel", sagte Währungsstrategin Jessica Hoversen von MF Global in Chicago.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Euro fiel auf bis zu 1,3790 Dollar und lag damit mehr als 1 US-Cent unter seinem US-Vortagesschluss. Am Abend pendelte der Euro um die 1,38er Marke. Der Bund-Future stieg um bis zu 67 Ticks auf 122,26 Zähler, während die dem Terminkontrakt zugrundeliegende zehnjährige Bundesanleihe mit bis zu 3,26 Prozent rentierte.

Die Eurozone und die Schuldenkrise

Die 17 Mitgliedsstaaten der Eurozone wollen am Freitag über die Bewältigung der europäischen Staatsschuldenkrise und die Zukunft der Gemeinschaftswährung diskutieren. Im Fokus dürfte dabei die Ausweitung des Rettungsfonds EFSF und ein Pakt für Wettbewerbsfähigkeit stehen. Analysten erwarten jedoch keinen Befreiungsschlag. "Wir werden wohl eine gemeinsame Erklärung, aber noch keine detaillierten Schritte geliefert bekommen. Das wird für Enttäuschung sorgen und auf dem Euro lasten", sagte Cyrus de la Rubia, Volkswirt bei der HSH Nordbank. "Wird die Stellungnahme zu weich formuliert, fassen die Finanzmärkte kein Vertrauen."

Baldige Zinserhöhung wahrscheinlich

Die EZB bekräftigte indes ihre in der vergangenen Woche geäußerte Einschätzung, dass die Inflationsrisiken im Euroraum aufwärts gerichtet seien. "Die wirtschaftliche Analyse zeigt, dass die Risiken in Bezug auf die Aussichten für die Preisentwicklung nach oben gerichtet sind, während die Grunddynamik der monetären Expansion moderat bleibt", hieß es im Editorial des Monatsberichts für März. 

Die EZB wiederholte die Einschätzung, dass der gegenwärtige "ausgesprochen akkommodierende geldpolitische Kurs" die wirtschaftliche Aktivität merklich stütze und erklärte, es sei von entscheidender Bedeutung, dass der jüngste Anstieg der Teuerungsrate auf mittlere Sicht keinen breit angelegten Inflationsdruck zur Folge habe. "Große Wachsamkeit ist geboten, um die Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität zu begrenzen", erklärte die EZB wörtlich.

Mit dieser Formulierung hatte die EZB im vorigen Zinserhöhungszyklus häufig Zinsanhebungen bei der nächsten Ratssitzung mit Zinsbeschluss angekündigt. Beobachter erwarten, dass die EZB im April ihren Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte anheben wird.

Pfund Sterling rutscht ab

Die Bank of England hat bereits entschieden - und alles beim Alten gelassen. Das Pfund Sterling gab daraufhin nach. Händlern zufolge hatten sich einige Marktteilnehmer für die geringe Chance einer Zinserhöhung schon in diesem Monat positioniert. Die britische Notenbank hatte allerdings wie von den meisten Analysten erwartet ihren Leitzins bei 0,5 Prozent belassen und ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen nicht ausgeweitet. Das Pfund fiel auf 1,6136 Dollar nach knapp 1,62 Dollar vor Bekanntgabe des Zinsentscheides.

Spanien und die Schulden

Moody's senkte seine Bonitätsnote für das mit Haushaltsproblemen kämpfende Spanien auf "AA2" von "AA1". Der Ausblick fiel ebenso wie kürzlich bei der Ratingagentur Fitch negativ aus. Moody's begründete den Schritt mit dem hohen Finanzierungsbedarf des Landes und den hohen Kosten für die Reform des Bankensektors. Die Kosten zur Absicherung spanischer Schulden mittels fünfjähriger Kreditderivate (CDS) stiegen dem Datenanbieter Markit zufolge um zehn Basispunkte auf 260 Basispunkte.

Charttechnik belastet auch

"Die Nachrichten zu Spanien und die technische Situation haben den Kursrückgang des Euro ausgelöst", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. "Bei der Marke von 1,3850/60 ist eine wichtige Unterstützung gebrochen. Wir sehen aber noch keine Trendwende, sondern eine Korrektur der jüngsten Aufwärtsbewegung." Wortberg zufolge sind am Markt allerdings die jüngsten Zinserhöhungsfantasien wieder verpufft, die den Euro über die Marke von 1,40 Dollar gehoben hatten. Auslöser dafür waren Aussagen des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet über eine schon im April mögliche Zinserhöhung. Zu Jahresbeginn war ein Euro noch für unter 1,30 Dollar gehandelt worden.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ

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