Marktberichte

Europäische Unruhe in Asien Tokio schließt freundlich

Die Angst vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in der Eurozone schürt die Unsicherheit an den asiatischen Aktienmärkten. In Japan schieben sich bei den Einzelwerten die abgestraften Baumaschinenhersteller vom Vortag und der Unterhaltungselektronik-Riese Sony in den Vordergrund.

(Foto: REUTERS)

Die asiatischen Börsen haben sich am Dienstag nach den massiven Verlusten zu Wochenbeginn fester präsentiert. Angesichts der europäischen Schuldenkrise zeigten sich Händler jedoch unsicher über die weitere Entwicklung. Der Euro blieb zum Dollar unter Druck.

Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte schloss mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent bei 9477 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index legte 0,2 Prozent zu und notierte bei 819 Punkten. Auch die meisten anderen asiatischen Börsen verzeichneten leichte Zuwächse. Der Dow-Jones-Index in New York hatte am Montag 1,1 Prozent tiefer auf 12.381 Punkten geschlossen.

Die Schuldenkrise in Europa stand weiter im Mittelpunkt des Interesses. Am Montag hatte die Ratingagentur Fitch den Ausblick für Belgien auf "negativ" von "stabil" gesenkt. Am Wochenende war bereits Italien unter Druck geraten, nachdem S&P die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes erhöht hatte. Auch die Wahlverluste der regierenden Sozialisten in Spanien schürten Sorgen bei Anlegern.

"Es scheint, als ob vor allem europäische Fonds verkaufen", sagte der Marktanalyst bei Samsung Securities, Kim Seong Hong. "Obwohl der Markt nach oben geht, ist die Dynamik ziemlich schwach, die Richtung kann sich jeden Moment ändern." Sollte die Schuldenkrise Italien und Spanien erfassen, sei klar, dass nicht genügend Finanzhilfen zur Verfügung stünden, um auch diesen Ländern zu helfen, sagte Kollege Ayako Sera von Sumitomo Trust and Banking.

Wettgemacht wurden in Tokio Verluste durch eine rege Nachfrage nach Aktien von Sony und Maschinenbauunternehmen. Sony-Papiere schlossen mit einem Aufschlag von 2,7 Prozent. Der Elektronikkonzern will nach eigenem Bekunden in diesem Geschäftsjahr den Betriebsgewinn stabil halten. Für das abgelaufene Jahr per Ende März erwartet das Unternehmen wegen Steuerbelastungen aber einen Nettoverlust in Milliardenhöhe. Damit sei nach dem schweren Erdbeben im März und dem Diebstahl von Kundendaten Klarheit geschaffen worden, sagten Händler. Analysten der Macquarie-Bank stuften die Aktien auch prompt herauf.

Schnäppchenjäger deckten sich zudem mit Aktien von Baumaschinenherstellern wie Kawasaki Heavy oder Hitachi Construction Machinery ein, die am Vortag besonders kräftig unter die Räder gekommen waren.

Schanghai etwas leichter

Die Börse in Schanghai schloss belastet von Konjunktursorgen etwas leichter. Der Shanghai Composite Index ging mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 2.767 Zählern aus dem Handel. Der Shenzhen Composite Index endete gestützt von Gelegenheitskäufen mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent bei 1.151 Zählern gut behauptet, ebenso der HSI, der mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 22.731 Stellen schloss.

Die anhaltende Unsicherheit über die wirtschaftspolitische Richtung der chinesischen Regierung und Sorgen über eine mögliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums gepaart mit hohen Konsumentenpreise lasteten auf dem Index in Schanghai, hieß es.

"Der Markt ist schwach und die Verluste, die wir bisher gesehen haben, sind nachvollziehbar", schätzt ein Analyst von Capital Securities die Lage ein. Nachdem die HSBC am Montag einen Einbruch beim Einkaufsmanagerindex (PMI) für China vermeldet hatte, senkte Goldman Sachs am Berichtstag die Wachstumsprognose 2011 für das chinesische BIP auf 9,4 Prozent nach bisher 10 Prozent.

Für das kommende Jahr erwartet das Institut nun einen Zuwachs um 9,2 Prozent statt bislang 9,5 Prozent. Die Prognose für den chinesischen Konsumentenpreisindex 2011 erhöhte Goldman Sachs auf 4,7 Prozent von 4,3 Prozent. Die Experten rechnen damit mit steigendem Inflationsdruck in einem Umfeld konjunktureller Abschwächung.

Unter den Einzelwerten bauten die Bankenwerte ihre Vortagesverluste aus. Bank of China verloren 0,6 Prozent auf 3,31 CNY, Agricultural Bank of China schlossen 0,7 Prozent leichter bei 2,85 CNY und Industrial and Commercial Bank of China schlossen mit einem Minus von 0,5 Prozent bei 4,44 CNY. In Hongkong büßten HSBC 0,4 Prozent auf 79,10 HKD ein. Unter den Ölproduzenten gaben PetroChina 1,9 Prozent auf 10,66 CNY nach, China Petroleum & Chemical büßten 0,3 Prozent auf 8,09 CNY ein und Sinopec Shandong Taishan Petroleum verloren 0,3 Prozent auf 12,29 CNY. Ein möglicher konjunktureller Abschwung könne die Nachfrage nach Öl bremsen, so die Befürchtung.

Im Shenzhen wurden Pharmawerte von Gelegenheitskäufen nach den Verlusten des Vortages gestützt. Beijing Beilu Pharmaceutical stiegen um 7 Prozent auf 10,93 CNY, Guangzhou Improve Medical Instruments legten um 4,9 Prozent auf 12,53 CNY zu und Lepu Medical Technology kletterten 4,7 Prozent auf 21,45 CNY.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen