Marktberichte

Tiefrote Ölspuren in Japan Tokio schließt im Minus

Die Kämpfe in Libyen lösen unter den Anlegern an den asiatischen Aktienmärkten großen Unruhe aus: Anders als die Regierungen in Tokio und Seoul fürchten die Investoren bei anhaltend hohen Ölpreisen harte Konsequenzen für die Wirtschaft. Die Rohstoffsorgen bringen jedoch nicht nur Verlierer hervor.

Da muss der Börsenbesucher zweimal hinschauen: US-Öl kostet mehr als 106 Dollar das Fass.

Da muss der Börsenbesucher zweimal hinschauen: US-Öl kostet mehr als 106 Dollar das Fass.

(Foto: REUTERS)

Der steigende Ölpreis hat die asiatischen Aktienmärkte zum Start in die neue Handelswoche belastet. Der japanische Leitindex Nikkei gab zeitweise mehr als zwei Prozent nach, und auch die meisten anderen Aktienmärkte in Fernost mussten Verluste hinnehmen. Viele Anleger gingen in die Defensive, weil sie sich auf weitere Unruhen in den Erdölregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens gefasst machten. In Libyen nährte die Gegenoffensive von Machthaber Muammar Gaddafi Befürchtungen, dass sich der Konflikt in dem ölreichsten Land Afrikas zu einem regelrechten Bürgerkrieg ausweiten könnte. "Langfristig können hohe Ölpreise den japanischen Unternehmen die Bilanzen verhageln", sagte Mitsuo Shimizu von Cosmo Securities. "Und das steht für die Investoren derzeit im Mittelpunkt."

Nikkei
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In Japan trübte auch der Rücktritt des japanischen Außenministers Seiji Maehara die Stimmung. Maehara galt als Hoffnungsträger der regierenden Demokratischen Partei und als Favorit für die mögliche Nachfolge von Ministerpräsident Naoto Kan.

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,8 Prozent im Minus bei 10.505 Zählern. Damit büßte der Nikkei die Gewinne der vergangenen Woche wieder ein. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,5 Prozent auf 941 Punkte. Auch die Börsen in Taiwan, Korea und Hongkong mussten Federn lassen. Der Aktienmarkt in Singapur trat auf der Stelle, während die Börse in Shanghai Gewinne verbuchte. Rohöl verteuerte sich um r und 1,6 Prozent und überstieg 106 Dollar je Barrel. Dies ist der höchste Stand seit zweieinhalb Jahren.

Inpex
Inpex 14,86

Der steigende Ölpreis lenkte einige Investoren von positiven ab. Die Arbeitslosenrate in der weltgrößten Volkswirtschaft fiel zum ersten Mal seit fast zwei Jahren auf weniger als 9 Prozent. Diese Zahlen deuteten weiter auf eine weltweite Konjunkturerholung hin, sagte Shimizu von Cosmo Securities. Doch laut Tadao Kimura von Sumitomo Mitsui Asset Management setzt der steigende Ölpreis der Weltwirtschaft zu.

Davon profitieren konnte dagegen Japans größter Öl- und Gasfeld-Entwickler, Inpex: Seine Aktien legten um weitere 1,6 Prozent zu. Die Papiere sind seit Jahresbeginn um r und 24 Prozent gestiegen.

Vor allem die Automobilwerte litten unter dem steigenden Ölpreis. "Die größte Sorge ist, dass der steigende Ölpreis negative Auswirkungen auf das Konsumverhalten in den USA haben könnte", so ein Analyst. Toyota wurde mit einem Minus von 2,4 Prozent zusätlich für eine Herabstufung durch Standard & Poor's abgestraft. Der Autohersteller verbessere seine Rentabilität langsamer als seine heimischen Rivalen, erklärte S&P zur Begründung. Nissan fielen um 2,6 Prozent und Honda gaben um 3,1 Prozent ab.

Vor allem die Exportwerte aus dem Technologiesektor zeigten sich mit deutlichen Abgaben. Hier verloren die Aktien von Canon 2,4 Prozent und Sony verbilligten sich um 1,7 Prozent.

Die Titel der beiden Maschinenbauer Kubota und Makita litten unter Abstufungen durch Goldman Sachs. Kubota verloren 3 Prozent und Makita 3,1 Prozent.

Verluste in Seoul

Mit einer schwächeren Tendenz haben die Kurse an der Börse in Seoul zu Wochenbeginn die Sitzung beendet und damit erstmals seit zwei Handelstagen wieder einen Abschlag verzeichnet. Ausländische Investoren seien im späten Verlauf auf der Verkaufsseite aktiv gewesen, hieß es. Der Kospi verlor 1,2 Prozent auf 1980 Zähler und fiel damit wieder unter die wichtige Widerstandsmarke von 2000 Punkten.

Öl, Light Sweet Crude
Öl, Light Sweet Crude 63,21

Im Fokus stehe vor allem, ob der Kospi im Wochenverlauf wieder den Sprung über die Marke schafft, sagte ein Börsianer. Dies hänge unter anderem von der weiteren Entwicklung in Libyen ab. Bei den Aktien der Fluggesellschaften belastete die Sorge, dass der weiter steigende Ölpreis negative Auswirkungen haben könnte, so ein Analyst.

Vor allem Aktien von Fluggesellschaften verzeichneten Verluste. Korean Air Lines verloren 3,1 Prozent und Asiana Airlines 6,1 Prozent. Die Bauwerte präsentierten sich nach der zuletzt schwachen Entwicklung mit einer uneinheitlichen Tendenz. Hy undai Engineering & Construction gewannen 2,7 Prozent, während Samsung Engineering 4 Prozent nachgaben.

China uneinheitlich

Die Börse in Shanghai widersetzte sich dem allgemeinen Abwärtstrend in Asien und ging auf dem höchsten Stand seit r und vier Monaten aus dem Handel. Hatte zunächst die Sorge vor weiteren geldpolitischen Maßnahmen den Markt gebremst, beruhigten dann Aussagen eines Regierungsvertreters, wonach sich die Inflation im Februar moderater entwickelt habe als im Januar. Allerdings sei das Aufwärtspotenzial für den Aktienmarkt in Shanghai aufgr und der Sorgen über einen möglichen Inflationsdruck von außen und den anhaltend hohen Ölpreis begrenzt, so ein Teilnehmer.

Der Shanghai-Composite-Index verbesserte sich um 1,8 Prozent auf 2996 Punkte. In Hongkong gaben die Kurse dagegen aufgr und des hohen Ölpreises nach, der Hang Seng verlor 0,4 Prozent auf 23.313 Zähler.

Auch die Aussagen von Regierungschef Wen Jiabao zum Auftakt des jährlichen Nationalen Volkskongresses am Wochenende stützten den Markt in Shanghai. Die Inflationsrate soll 2011 auf etwa 4 Prozent und das BIP-Wachstum auf 8 Prozent, in den kommenden fünf Jahren auf durchschnittlich 7 Prozent begrenzt werden.

"Die symbolische Marke von 8 Prozent legt nahe, dass der Schwerpunkt weiterhin auf dem wirtschaftlichen Wachstum liegt, was sich in guten Ergebnissen der Unternehmen widerspiegeln sollte", so ein Analyst.

Bei den Sektoren zeigten sich vor allem die Werte aus dem Kohle-Bereich mit Aufschlägen. Hier wird mit einem weiter steigenden Kohlepreis gerechnet. China Coal Energy, China Shenhua Energy und Yanzhou Mining erreichten jeweils das Tageslimit von plus 10 Prozent.

Auch die Ölwerte zeigten sich mit Kursgewinnen. PetroChina verbesserten sich um 2,6 Prozent und Sinopec erhöhten sich um 1 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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