Marktberichte

Schuldenkrise bis Mitte 2012? Tokio schließt in Sorge

Neuanfang nach dem Bilanzskandal: Olympus-Präsident Shuichi Takayama stellt die neuen Pläne vor.

Neuanfang nach dem Bilanzskandal: Olympus-Präsident Shuichi Takayama stellt die neuen Pläne vor.

(Foto: REUTERS)

Sorgen vor einer weiteren Verschärfung der Euro-Schuldenkrise drücken die asiatischen Börsen deutlich ins Minus. In Tokio sorgt der Tankan-Bericht der japanischen Zentralbank für Unruhe. Aus China kommen wenig aufmunternde Konjunkturdaten.

Die Tokioter Börse hat am Donnerstag unter dem Eindruck der europäischen Schuldenkrise schwach geschlossen. Zum deutlichen Abwärtstrends im japanischen Aktienmarkt trug Händlern zufolge auch eine Umfrage der japanischen Zentralbank bei, wonach sich die Stimmung in der heimischen Industrie unerwartet stark verschlechtert hat.

Kommt der geschasste Olympus-Chef Michael Woodford zurück?

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(Foto: AP)

Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zum Ende ein Minus von 141,76 Punkten oder 1,66 Prozent beim Stand von 8377,37 Punkten. Der breit gefasste Topix büßte um 11,96 Punkte oder 1,62 Prozent auf 725,02 Zähler ein. Abschläge verzeichneten auch die Börsen in Südkorea, Singapur, Hongkong, Shanghai und Taiwan.

Nach dem sogenannten Tankan-Bericht der Bank of Japan (BoJ) sank der Stimmungsindex der Großindustrie im Zeitraum zwischen September und Dezember von plus zwei Punkte im Vorquartal auf minus vier Zähler. Der Wechsel von einem positiven zum negativen Wert zeigt, dass nun die Pessimisten wieder in der Mehrheit sind. Im Vorquartal war es noch umgekehrt. Schuld an dem Stimmungswechsel ist der starke Yen.

Investoren trennten sich von risikoreichen Anlagen und flüchteten in als sicher geltende Staatsanleihen und den Dollar. Zum Pessimismus trugen weitere Anzeichen für eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft bei. Wegen rückläufiger Aufträge kletterte der Einkaufsmanagerindex PMI der britischen Großbank HSBC für Chinas Industrie im Dezember nur auf 49 Zähler nach 47,7 im November. Erst ein Wert über der Marke von 50 Punkten signalisiert Wachstum.

Ein Hauptgrund für die trübe Stimmung seien nach wie vor Sorgen, dass es kein rasches Handeln bei der Bekämpfung der Schuldenkrise gebe, sagten Händler. "Da der Optimismus nach dem EU-Gipfel rasch verflogen ist, wächst die negative Stimmung über die Lage in Europa", sagte Toshiyuki Kanayama, Analyst bei Monex Inc. Die Schuldenkrise werde noch mindestens das erste Halbjahr 2012 andauern, zeigte sich auch Ong Yi Ling, Investmentanalyst bei Phillip Futures, pessimistisch.

Neue Ratingrunde in Europa

Asiatische Beobachter des Geschehens in Europa verwiesen insbesondere auf die jüngste Auktion italienischer Staatsanleihen, bei der die Regierung in Rom trotz der neuen EU-Sparbeschlüsse Zinsen in Rekordhöhe zahlen musste. Zudem stufte die Ratingagentur fünf europäische Banken herunter und bewertet unter anderem die Bonität der französischen Großbank schlechter.

Bei den Einzelwerten stach in Tokio die Aktie des angeschlagenen Kameraherstellers hervor. Die Papiere stürzten 20,8 Prozent ab. Das Unternehmen hatte bei der Vorlage korrigierter Bilanzen ein Milliardenloch aufgedeckt.

Schifffahrtskonzerne standen ebenfalls auf dem Verkaufszettel. Anleger befürchteten, ein Abschwung der Weltwirtschaft könnte deren Geschäfte beeinträchtigen. Die Aktien von Nippon Yusen verloren 4,6 Prozent, die Titel von Kawasaki Kisen 4,8 und die Papiere von Mitsui OSK Lines 5,5 Prozent.

Schwache Daten aus China

In China hält unterdessen die Abkühlung der chinesischen Industrie an. Im Dezember stieg der chinesische Einkaufsmanagerindex PMI der britischen Großbank HSBC zwar auf 49 Zähler von 47,7 im November. Insgesamt blieb der Index aber unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.

Vor allem im Inland gingen die Aufträge deutlich zurück. Der entsprechende Teil-Index sank den zweiten Monat in Folge und gab auf 47,4 Punkte nach. Auch die Auslandsnachfrage ließ nach: Das Wachstum der Exportaufträge verlangsamte sich, der Teil-Index lag nur noch knapp über 50 Punkten. Der weltweite Konjunkturabschwung macht auch vor der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht halt. Nach offiziellen Angaben lag das Wachstum in Industrie und bei Exportunternehmen in China im November auf dem schwächsten Stand seit mindestens zwei Jahren.

Der Euro verbesserte sich nur leicht und lag weiter nahe seines schwächsten Stands seit elf Monaten. Die Gemeinschaftswährung wurde 1,2990 Dollar bewertet, nur leicht verbessert nach 1,2980 Dollar zum New Yorker Handelsschluss am Vortag.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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