Land der unbegrenzten Pleiten UAL drückt Wall Street
09.12.2002, 22:15 UhrWas aus den USA kommt, ist meist größer, schneller, weiter - in diesem Fall ist der Rekord allerdings kein positiver. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz durch United Airlines ist die größte Insolvenz in der Luftfahrtgeschichte perfekt. Belastend für den Handel wirkten sich auch die wieder aufgekommenen Sorgen um den Konflikt zwischen den USA und dem Irak aus. Der Dow Jones schloss mit einem Minus von 2,0 Prozent bei 8.473 Punkten, die Nasdaq verlor 3,9 Prozent auf 1.367 Zähler.
Die United-Airlines-Pleite stehe am Montag im Mittelpunkt, so ein Händler. Die Märkte hatten sich seit Oktober gut erholt, in der vergangenen Woche hatten enttäuschende Konjunkturdaten die Erholung allerdings gestoppt. Auch der Konflikt zwischen den USA und dem Irak ist wieder in das Bewusstsein der Anleger gerückt. Insgesamt seien die Vorzeichen für die Woche also nicht besonders gut.
In der Nacht zum Montag war der von Bagdad vorgelegte Waffenbericht beim Weltsicherheitsrat in New York eingetroffen. Seit dem 27. November suchen zudem UNO-Inspektoren in dem Golfstaat nach verbotenen Waffensystemen. Die USA haben Irak mit Krieg gedroht, falls das Land nicht freiwillig abrüstet. Die USA äußerten sich skeptisch darüber, ob der vom Irak vorgelegte Bericht der Wahrheit entspricht. Aus US-Regierungskreisen verlautete, die USA hätten Beweise dafür, dass der Irak entgegen seinen Behauptungen die Entwicklung verbotener Waffenprogramme fortgesetzt habe.
US-Präsident Bush hat unterdessen John Snow als neuen Finanzminister der USA nominiert. Der 63-jährige Snow war bisher Chef einer Bahngesellschaft. Bush kündigte zudem an, besondere Schritte vorzuschlagen, um so die Erholung der US-Wirtschaft anzukurbeln.
Am Morgen vor Börsenbeginn bestätigte United Airlines, womit viele Marktbeobachter gerechnet hatten und stellte einen Antrag auf Gläubigerschutz nach „Kapitel 11“ des US-Konkursrechts. Es ist die größte Pleite einer Fluggesellschaft weltweit und der siebtgrößte Konkursfall der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Durch den Antrag auf Gläubigerschutz kann die Fluglinie die fälligen Schuldenzahlungen aussetzen und das operative Geschäft erst einmal weiterführen. United Airlines, die 83.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat seit dem 11. September Verluste von mehr als 4 Milliarden Dollar angehäuft. Die Aktie der Muttergesellschaft UAL Corp. drehte nach einem massiven Kurseinbruch auf 0,64 Dollar zu Beginn zwischenzeitlich mit über 25 Prozent ins Plus. Am Ende ging sie jedoch unverändert bei 0,93 Dollar aus dem Handel. Star-Alliance-Partner Air Canada verlor in Toronto 4,7 Prozent auf 4,90 kanadische Dollar.
Die anderen US-Airlines konnten nicht von der Pleite des Konkurrenten profitieren. Delta Airlines fielen 7,4 Prozent auf 12,41 Dollar, die Muttergesellschaft von American Airlines, AMR, schloss mit 5,6 Prozent bei 7,55 Dollar im Minus, Continental Airlines verloren 7,4 Prozent auf 8,10 Dollar und NorthWest Airlines hielten sich mit einem Verlust von 4,9 Prozent auf 7,81 Dollar noch vergleichsweise stabil.
Eine andere der größte Pleiten der US-Wirtschaftsgeschichte zieht unterdessen weite Kreise. US-Behörden untersuchen einem Zeitungsbericht zufolge zurzeit, ob die Citigroup dem bankrotten Energiehändler Enron dabei geholfen hat, seine Schulden zu vertuschen. Die Citigroup-Aktie verlor 3,8 Prozent auf 36,15 Dollar.
Zahlen legte die zweitgrößte Supermarkt-Kette der USA, Albertson’s, vor. Der Gewinn je Aktie stieg nach Angaben des Unternehmens im dritten Quartal auf 48 Cent je Aktie nach 43 Cent im Vorjahresquartal. Das lag im Rahmen der Analystenschätzungen. Für die Papiere ging es 0,6 Prozent auf 21,99 Dollar nach unten.
Beim Schuhhersteller Skechers läuft es schlecht. Deshalb gab es am Montag eine Gewinnwarnung, und die hatte es in sich. Der Konzern erwartet für das vierte Quartal einen Verlust von 25 bis 35 Cent je Aktie; Analysten hatten dagegen mit einem Plus von 5 Cent gerechnet. Skechers machte für die Misere die Kaufzurückhaltung und den harten Preiskampf verantwortlich. Die Aktie knickte um 41,78 Prozent auf 7,02 Dollar ein.
Quelle: ntv.de