Marktberichte

"Versöhnliche" Trump-Rede US-Aktien springen ins Wochenende

Wochenende in New York: An den US-Börsen ziehen die Aktien von Amazon und Intel kräftig an.

Wochenende in New York: An den US-Börsen ziehen die Aktien von Amazon und Intel kräftig an.

(Foto: REUTERS)

Aufatmen an der Wall Street: Der Auftritt des US-Präsidenten in Davos geht ohne größeren Eklat über die Bühne. Trumps Rede wirkt auf Börsianer insgesamt sogar "sehr gemäßigt". Außergewöhnlich steile Kursgewinne gibt es bei Intel, Bombardier und Twitter.

Der Höhenflug an der Wall Street geht unvermindert weiter: Im Sog starker Tech- und Biotech-Titel bewegen sich die Kurse an der New Yorker weiter nach oben. Überzeugende Geschäftszahlen des Chipkonzerns Intel beruhigten die Anleger, die sich jüngst über eine drohende Trendwende in der zuletzt so erfolgreichen Branche gesorgt hatten. Die Intel-Aktien führten die Liste der Tagesgewinner im Dow mit einem stolzen Plus von knapp 10,6 Prozent an.

Der Dow-Jones-Index selbst schloss mit plus 0,85 Prozent auf 26.616,71 Punkte auf einem neuerlichen Rekordhoch. Auf Wochensicht summierte sich der Gewinn auf mehr als 2 Prozent. Für den sehr viel breiter gefassten S&P 500 ging es am letzten Handelstag der Woche um 1,18 Prozent auf 2872,87 Punkte nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,54 Prozent auf 7022,97 Zähler. Für beide Indizes bedeutete das ebenfalls Rekorde. Der Nasdaq-Composite rückte um 1,28 Prozent vor auf 7505,77 Punkte.

Die Gespräche vieler US-Börsianer kreisten um den Auftritt des US-Präsidenten beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Donald Trump lud in einer viel beachteten Rede die Unternehmen der Welt in die USA ein und schloss nebenbei eine Rückkehr seines Landes zum Transpazifischen Handelsabkommen TPP nicht aus.

Trumps Rede wurde an den Märkten überwiegend mit Erleichterung aufgenommen. "Das war zwar eine 'America first'-Rede, aber eine sehr gemäßigte und versöhnliche", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Trump versuche, Investoren in sein Land zu locken. "Deshalb war seine Rede mehr an Unternehmensführer als an Politiker gerichtet."

Die Entwicklungen am Devisenmarkt verschaffen der US-Wirtschaft derzeit zusätzlichen Auftrieb: Die relative Schwäche des Dollar zum Euro macht US-Produkte am Weltmarkt attraktiver. US-Finanzminister Steven Mnuchin betonte in Davos, ein starker Dollar liege im Interesse der USA. Er habe nicht versucht, die Währung mit seinen vorherigen Äußerungen zu bewegen.

Mnuchin hatte mit seinem Kommentar, die Dollar-Schwäche sei erwünscht, die US-Währung unter Druck gesetzt. Später hieß es, seine Aussagen dazu seien aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert worden. Trumps protektionistische Haltung nährte zudem zuletzt die Furcht der Anleger vor einem Handelskrieg. Experten halten einen weiteren Anstieg des Euro in Richtung 1,28 Dollar für möglich.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren über 1,25 Dollar gestiegen und notierte am späten Freitagabend bei 1,2430 Dollar. Ein starker Euro belastet die hiesigen Aktienmärkte, da sich dann Waren von exportorientierten Firmen aus Europa im Welthandel verteuern und ihre Wettbewerbschancen sinken.

Ein etwas langsamer als gedachtes Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2017 beunruhigte die Anleger in New York unterdessen nicht. Immerhin hatte das Bruttoinlandsprodukt auf das Jahr hochgerechnet um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt.

Bei den Einzelwerten standen die Aktien von Intel nach den am Vorabend vorgelegten Zahlen voll im Vordergrund. Im Handel bekamen Technologiewerte einen kräftigen Schub, nachdem der weltgrößte Chip-Hersteller die Anleger mit einem Umsatzanstieg erfreuen konnte. Die Aktien von Intel zogen an der Wall Street um steile 10,6 Prozent auf ein 17-Jahres-Hoch an und schlossen bei 50,08 Dollar.

Aktien von Amazon beendeten den Freitagshandel nach ihrem Rekordhoch von 1398 Dollar aus dem Verlauf noch 1,8  Prozent im Plus bei 1402,05 Dollar. Morgan Stanley sieht beim führenden Online-Händler noch Potenzial für höhere Werbeeinnahmen.

Hinter den Intel-Aktien zählten die Papiere des Pharmakonzerns Pfizer zu den stark gefragten Titeln im Dow Jones. Sie zogen um 4,8 Prozent an. An der Nasdaq waren die Papiere der Biotech-Unternehmen Gilead Sciences und Biogen gefragt. Sie gewannen mehr als 5 Prozent beziehungsweise rund 4 Prozent. Die Biotech-Branche profitiert seit einiger Zeit von zahlreichen Übernahmen, die die Fantasie im Sektor anheizen.

Die Papiere von Twitter schossen starke 9,5 Prozent ins Plus auf 24,27 Dollar. Händlern zufolge profitierte der Aktienkurs des Kurznachrichtendienstes von neuerlichen Übernahmefantasien.

An der Börse in Toronto schnellten die Aktien des Flugzeugbauers Bombardier um mehr als 15 Prozent nach oben. Im Handelsstreit mit Kanada hatte eine wichtige Behörde den vom US-Flugzeugbauer Boeing erhobenen Vorwurf illegaler Subventionen für den Rivalen Bombardier zurückgewiesen. Boeing-Aktien reagierten unter dem Strich kaum. Sie schlossen nahezu unverändert.

Die Berichtssaison bot zum Wochenschluss für die Anleger aber auch wieder ein paar Wermutstropfen. Die Aktien der Kaffeehauskette Starbucks fielen nach einer enttäuschenden Umsatzprognose um mehr als 4 Prozent. Für die Anteilscheine des Konsumgüterkonzerns Colgate-Palmolive ging es um fast 5 Prozent nach unten. Der Zahnpasta-Hersteller war 2017 auf den letzten Metern aus der Puste gekommen. Der Umsatz war im Schlussquartal nicht so stark wie von Analysten gedacht gestiegen.

Quelle: ntv.de, mmo/rts/DJ

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