Marktberichte

Wall-Street-Vorschau US-Anleger setzen auf die Fed

Kalter Guss vom Arbeitsmarkt: Der Mai-Bericht sieht nicht gut aus.

Kalter Guss vom Arbeitsmarkt: Der Mai-Bericht sieht nicht gut aus.

(Foto: dpa)

Mit den enttäuschenden Mai-Daten vom Arbeitsmarkt im Rücken macht sich an den New Yorker Börsen Verzweiflung breit: Die Erholung der US-Wirtschaft lässt weiter auf sich warten. Der Dow rückt bedrohlich nah an die Marke von 12.000 Punkten heran. Der Markt ruft nach neuen Maßnahmen der US-Notenbank.

"Alle anderen Kriterien für ein Eingreifen der Fed sind bereits erfüllt."

"Alle anderen Kriterien für ein Eingreifen der Fed sind bereits erfüllt."

(Foto: REUTERS)

Der Auftritt von US-Notenbankchef Ben Bernanke dürfte die Anleger an der Wall Street in der neuen Woche wohl am stärksten beschäftigen. Bernanke muss im Rahmen einer Anhörung vor einem Ausschuss des Kongresses Rede und Antwort zur Geldpolitik und der wirtschaftlichen Lage stehen. Börsianer erhoffen sich stützende Aussagen zu den Perspektiven der US-Wirtschaft.

Nach den katastrophalen Arbeitsmarktdaten von vergangenem Freitag sei es möglich, dass die Federal Reserve (Fed) weitere Stützungsmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft ankündige, sagte Tom Porcelli von RBC Capital Markets in New York. "Der einzige Grund, den die Fed vom Handeln abhielt, war der Aktienmarkt. Nun aber geht es dort bergab. Die Börsen fallen und das war die letzte Hürde für die Fed. Alle anderen Kriterien für ein Eingreifen der Fed sind bereits erfüllt", fügte Porcelli hinzu.

Der entwickelte sich zuletzt unerwartet schlecht. Die Daten aus dem offiziellen Bericht zur Lage am Arbeitsmarkt im Mai schürten Sorgen vor einer Abschwächung der globalen Konjunktur. In der weltgrößten Volkswirtschaft entstanden im Mai nur 69.000 neue Jobs und damit so wenig wie seit einem Jahr nicht mehr. Experten hatten im Schnitt mit 150.000 gerechnet.

Erneut sorgten revidierte Angaben aus dem Vormonat für zusätzlichen Druck: Die US-Wirtschaft schuf demnach bereits im März und April knapp 50.000 Stellen weniger als zunächst angenommen. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai von 8,1 auf auf 8,2 Prozent.

Das nächste reguläre Treffen des Offenmarktausschusses der Fed findet vom 19. bis 20. Juni statt. In einer Umfrage rechneten 35 Prozent der befragten Händler mit einer Verlängerung der "Operation Twist". Dabei handelt es sich um eine Umschichtung des Anleiheportfolios, bei der kurzfristige durch langfristige Anleihen ersetzt werden. Durch diesen Schritt könnte die Fed die langfristigen Zinsen drücken und so die Wirtschaft ankurbeln. Das Programm läuft im Juni aus. Eine quantitative Lockerung (QE3) durch Anleihenkäufe halten nun 50 Prozent der Befragten für wahrscheinlich nach zuvor nur 33 Prozent.

In der Gesamtschau schürte der Mix aus überraschend schwachen Konjunkturdaten aus den USA, China und Europa zuletzt neue Sorgen vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung. Auch in China erlitt die Industrie einen kräftigen Dämpfer. In Europa sank der Einkaufsmanager-Index für die Eurozone. Auch die Sorgen über das spanische Bankensystem hielten an.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging zum Wochenschluss nur knapp über seinem Tagestief mit einem Abschlag von 2,2 Prozent bei 12.118 Punkten aus dem Handel. Der US-Leitindex rutscht damit auch aufs Kalenderjahr (ytd) betrachtet im negativen Terrain. Der breiter gefasste S&P-500 gab 2,5 Prozent nach auf 1278 Zähler. Für den Index war es der höchste Tagesverlust seit dem 9. November. Der Composite-Index der technologielastigen Nasdaq verlor 2,8 Prozent auf 2747 Stellen.

In der vergangenen Woche ging es damit für den Dow insgesamt um 2,7 Prozent bergab. Der S&P verlor 3,0 Prozent, die Nasdaq gab 3,2 Prozent ab. Auch hier scheinen Anleger der alten Börsenweisheit "Sell in May - and go away" gefolgt sein.

Die Agenda der ersten Juni-Woche

Neben der Zentralbank dürften die Investoren in den kommenden Tagen auch die anstehenden Hinweise zur Konjunkturlage im Blick behalten. In den USA gibt der ISM-Index für den Dienstleistungssektor (Dienstag) neue Hinweise über die Entwicklung der weltgrößten Volkswirtschaft. Er dürfte im Mai deutlich über 50 Punkte liegen und damit zeigen, dass der Dienstleistungssektor eine Stütze der US-Konjunktur bleibe, prognostizierte ein Banker.

Mit Spannung wird auch die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch erwartet. Experten erhoffen sich von den Konjunktur-Prognosen der Notenbank-Mitarbeiter auch Hinweise darauf, ob und wann die Währungshüter die Geldpolitik lockern werden. Im Juni selbst erwarten die Experten allerdings noch keine Senkung der Zinsen.

Quelle: ntv.de, rts

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