Dax-Vorschau Überall Pessimismus
27.02.2009, 14:11 UhrDie Sorge um die wirtschaftliche Situation osteuropäischer Staaten wird den deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche weiter belasten. "Die Leute sind in Hab-Acht-Stellung", sagt Marktanalyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz. "Sobald von dort neue Hiobsbotschaften kommen, werden die deutschen Finanzwerte unter Druck geraten, auch wenn sie im Vergleich deutlich weniger in der Region engagiert sind als beispielsweise österreichische Institute."
Dem Chef der Osteuropabank, Thomas Mirow, zufolge benötigen die osteuropäischen Institute bis zu 150 Mrd. US-Dollar zur Rekapitalisierung. Weitere 200 Mrd. US -Dollar könnten benötigt werden, um einen Bankenzusammenbruch in der Region abzuwehren.
Auch die Experten der Landesbank Berlin blicken skeptisch in die Zukunft: "Die jüngsten Kursstürze an den Aktienmärkten der Eurozone haben wieder einmal deutlich vor Augen geführt, dass weder in konjunktureller Hinsicht noch mit Blick auf die Finanzkrise Entwarnung gegeben werden kann. Von jederzeit möglichen, auch heftig ausfallenden technischen Gegenreaktionen abgesehen, dürfte daher der Druck auf die Aktienkurse vorerst bestehen bleiben." In der abgelaufenen Woche war der Dax erstmals seit 2004 unter die Marke von 4000 Punkte gerutscht.
Trotz der sich über Osteuropa zusammenbrauenden Probleme behalten die Anleger die wirtschaftliche Entwicklung in den USA fest im Blick. Denn der deutsche Aktienmarkt hänge derzeit noch viel stärker am Tropf der Wall Street als üblich, betonen Börsianer. Für Hoffnung auf eine Trendwende der US-Konjunktur sei es noch zu früh. "Die USA haben ihr Konjunkturpaket zwar endlich verabschiedet", sagt einer von ihnen. "Aber bis die Maßnahmen greifen, dauert es einige Zeit." Daher seien weder vom US-Einkaufsmanagerindex am Montag noch von den Arbeitsmarktzahlen am Freitag positive Überraschungen zu erwarten.
Größere Kursausschläge, zumindest bei einzelnen Aktien, erwarten sich die Aktienmarktexperten von den anstehenden Unternehmensbilanzen. Aus dem Dax haben unter anderem die Nachzügler Bayer (Dienstag), Adidas (Mittwoch) und Salzgitter (Donnerstag) die Vorlage ihrer Geschäftszahlen angekündigt. Das Hauptaugenmerk liege hier auf den geplanten Dividenden, betont Fondsmanager Christoph Berger von Cominvest. "Sie gelten als Signal dafür, wie die Unternehmen ihre eigenen Aussichten und die Stärke ihrer Bilanz einschätzen."
Unabhängig davon entscheidet die Deutsche Börse am Mittwoch über die Zusammensetzung der deutschen Indizes. Am Markt gilt ein Abstieg von Postbank und Infineon aus der ersten Börsenliga als sicher. Als heißeste Aufstiegskandidaten gelten Fresenius und Hannover Rück.
Von der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Börsianer keine Überraschungen. Am Markt gilt eine erneute Senkung um 50 Basispunkte als ausgemacht. "Die Tür für weitere Zinssenkungen wird die EZB voraussichtlich offen halten, ohne allerdings Hinweise auf den nächsten Schritt zu geben", betonte Commerzbank-Analyst Michael Schubert.
Quelle: ntv.de