Alarmglocken schrillen Verluste in Asien auf breiter Front
31.05.2012, 08:42 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Euro-Krise nimmt Asiens Börsen in den Würgegriff. Die Anleger in Fernost schauen mit wachsenden Ängsten nach Europa und auf die Probleme der Eurozone. Die Kurse fallen und vor allem Exportwerte gehören zu den Verlierern.
Die Sorge vor einem Abrutschen Spaniens in der Schuldenkrise hat an den asiatischen Börsen jede Risikofreude vertrieben. Die Investoren zogen sich am Donnerstag auf breiter Front aus Anlagen zurück, die von einem Abwärtsstrudel auf dem Kontinent erfasst werden könnten. Der Euro wurde mit 1,2358 Dollar zeitweise so niedrig gehandelt wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Der Tokioter Markt verlor, weil die Anleger Exportwerte mit starkem Europafokus abstießen. Rohstoffe wie Öl und Kupfer verbilligten sich und die Händler griffen stattdessen zu sicheren Papieren wie US-Staatsanleihen .
Händler werteten diese deutlichen Signale für einen Rückzug als Alarmzeichen: "Die Investoren hatten bereits mit den Problemen in Spanien zu tun", sagte Lee Seung Wook von Kiwoom Securities. "Was den Markt dann aber wirklich gestört hat, waren die Ölpreise und die Renditen auf US-Staatsanleihen, die auf lange nicht erlebte Tiefstände fielen." Andere Händler sprachen davon, dass sich zwischenzeitlich ein leichtes Panikgefühl breit gemacht habe. Spanien hat die Finanzmärkte damit erschreckt, dass es möglicherweise seine Defizitziele in diesem Jahr wieder nicht erreicht und seine Banken nur schwer ohne internationale Hilfe retten kann.
Verluste auf breiter Front
In Tokio rutschte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 8500 Punkten, schloss dann aber bei 8541 Zählern, was ein Minus von 1,1 Prozent bedeutete. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,6 Prozent auf 719 Punkte.
Auch an den anderen asiatischen Börsen versuchten sich die Händler von den Sorgen um Europa freizumachen. Der MSCI-Index für Aktien der Asien-Pazifik-Region mit Ausnahme Japans gab 0,7 Prozent ab. Die Märkte in Hongkong, Shanghai, Australien und Seoul lagen ebenfalls im Minus. Von diesem Trend lösen konnte sich lediglich Taiwan, wo sich der Index im Laufe des Tages ins Plus hocharbeitete.
Minus 10 Prozent im Mai
Damit stehen die wichtigsten Börsen in Fernost fast genau wieder da, wo sie Anfang des Jahres gestartet sind: Die Talfahrt hat inzwischen die Kursgewinne seit Januar weitgehend aufgezehrt. Der Mai war für den Nikkei mit einem Minus von 10,3 Prozent der Monat mit den größten Einbußen seit zwei Jahren.
Die Risikoscheu trieb zugleich Dollar und Yen nach oben. Der Preisanstieg für die klassische Flucht-Anlage Gold wurde vom Dollar-Anstieg in Schach gehalten. Händler stellen sich nun darauf ein, dass die europäische Gemeinschaftswährung auf bis zu 1,19 Dollar fallen könnte. "Für den Euro ist derzeit kein Ausweg aus diesem Abwärtstrend in Sicht, weil es an schlechten Nachrichten nicht mangelt", sagte Hisamitsu Hara, Chef-Devisenmanager bei Tokyo-Mitsubishi UFJ. "Die Probleme in Spanien, einer großen Volkswirtschaft, schüren die Angst und das Risiko eines griechischen Austritts aus dem Euro-Block vergrößert die Sorgen vor einer Ansteckung."
Unter den Exportwerten erwischte es vor allem Konzerne wie Canon und Mazda, die viel in Europa verkaufen. Der Canon-Kurs büßte 3,5 Prozent ein, Mazda 3,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ