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Inside Wall Street Verwirrung in Minneapolis

Das viel diskutierte Stimuluspaket von Barack Obama soll die amerikanische Wirtschaft retten, doch unumstritten ist es nicht. Im Mittleren Westen sorgt eine teure Neubeschilderung für Unmut.

Landung im Hinterland: Anflug auf den Flughafen der "Twin City" Minneapolis - St. Paul.

Landung im Hinterland: Anflug auf den Flughafen der "Twin City" Minneapolis - St. Paul.

(Foto: REUTERS)

Die Republikaner haben teure Steuersenkungen in die 787 Mrd. Dollar schwere Maßnahme getrickst, und auch die Investitionen in Infrastruktur – das eigentliche Kernstück des Pakets – sorgen für Unmut. Etwa wenn Millionen für Straßenschilder ausgegeben werden.

Unter den Infrastruktur-Maßnahmen in Obamas Paket gibt es zwei Typen: dringend notwendige Projekte wie die Renovierung von Straßen und Brücken, und andere Maßnahmen, die vielleicht nicht zwingend notwendig gewesen wären, die aber zumindest Arbeitsplätze schaffen – im aktuellen Umfeld mit einer historisch hohen Arbeitslosenquote kein schlechter Ansatz.

Was sich zur Zeit in Minneapolis - St. Paul abspielt, klingt eher nach dem Versuch einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Die Geschichte ist zu komisch. Ganze 2,2 Mio. Dollar sollen ausgegeben werden, um 44 Verkehrsschilder auf dem Weg zum Flughafen umzutauschen. Statt der bisherigen Terminal-Namen "Lindbergh" und "Humphrey" sollen Pfeile künftig zu "Terminal 1" und "Terminal 2" zeigen und Reisenden die Anfahrt und das Einchecken erleichtern.

Der Grund für die Numerierung: In der Vergangenheit haben viele Reisende die Terminals verwechselt und landeten am falschen Schalter. In der Doppelstadt im Bundesstaat Minnesota ist das, anders als sonst, ein gewaltiges Problem, denn die beiden Terminals liegen rund fünf Kilometer voneinander entfernt und werden von unterschiedlichen Autobahn-Ausfahrten bedient. Wer mit einem "Lindbergh"-Ticket bei "Humphrey" steht, der hat seinen Anschluss mit großer Wahrscheinlichkeit verpasst.

Schnelle Hilfe, leichtes Geld

Ob Passagiere, die bisher die beiden großen Söhne des Staates – den Flugpionier und den Vize-Präsidenten – nicht auseinanderhalten konnten mit den Nummern "1" und "2" als Terminal-Namen besser klar kommen, sei dahingestellt. Doch sind 25.000 falsch gefahrene Passagiere jährlich dem Flughafenbetreiber zu viel, weshalb man eine Systemänderung wagen will. Sicherheitshalber werden auf manchen Verkehrsschildern künftig die jeweiligen Airlines der beiden Terminals aufgeführt sein.

Der Einsturz einer viel befahrenen Mississippi-Brücke im August 2007 erschüttert das Vertrauen der US-Bürger in ihre Infrastruktrur schwer.

Der Einsturz einer viel befahrenen Mississippi-Brücke im August 2007 erschüttert das Vertrauen der US-Bürger in ihre Infrastruktrur schwer.

(Foto: REUTERS)

Das wiederum macht einige Schilder so groß, dass für die neue Stahlträger eingebaut werden müssen. Flugs kommen für die Neubeschilderung Millionenkosten zusammen. In den zuständigen Gremien wurde entsprechend hart über die Maßnahme gefochten. Denn so unsinnig die Geschichte klingt, und so sehr man den fehlgeleiteten Passagieren einfach ein wenig mehr Aufmerksamkeit empfehlen möchte, so ist doch klar, dass hier Jobs entstehen – wenn auch nur für ein paar Wochen.

Um den Entscheidungsprozess zu beschleunigen nahm der Flughafen Minneapolis - St. Paul die Sache letztlich selbst in die Hand und finanziert seine Schilder aus eigener Tasche. Stadt und Land müssen nichts beisteuern, und damit bleibt dem besorgten Steuerzahler der Nutzen, ohne dass man an den Kosten beteiligt sein muss. Und doch lässt wohl manchen die Frage nicht los: Wie weit soll man gehen, um in einer Krise Jobs zu schaffen? Welche Maßnahme ist für die Infrastruktur sinnvoll, und wo wird sinnlos Geld verschleudert?

Quelle: ntv.de

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