Marktberichte

Vorsicht Banken! Viel Bruch im Dax

Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Montag in einer sehr schwachen Verfassung präsentiert. Kurz vor Handelsschluss flog noch einmal alles raus, was "nur ein bisschen nach Immobilien- oder Finanzwert" aussah. "Keiner will das zum Quartalsausweis in den Büchern zeigen". Möglicherweise könne auf dem undifferenzierten Verkauf eine Erholung im neuen Quartal aufbauen, kommentierten Händler das Handelsgeschehen.

Der Dax notierte zuletzt 4,1 Prozent niedriger bei 5.807 Zählern.

Die Einigung in den USA über das Hilfspaket für die Banken war noch nicht in trockenen Tüchern, da bestimmten schon wieder schlechte Nachrichten zur einer finanziellen Schieflage eines Finanzinstituts das Geschehen, diesmal war es die Hypo Real Estate. Und damit nicht genug. Weitere Banken in Europa sind ebenfalls in dramatische Schieflage geraten.

Zur Rettung des angeschlagenen belgisch-niederländischen Finanzkonzerns Fortis wollen Belgien, die Niederlande und Luxemburg zusammen mit 11,2 Mrd. Euro bei der Großbank einsteigen. Die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley (B&B) soll nach Medieninformationen verstaatlicht und zerschlagen werden.

Im Falle der Hypo Real Estate (HRE) schnürte der Bankensektor im Eiltempo ein Kreditpaket. Die Bundesregierung und eine Gruppe von Banken bewahrten den angeschlagenen Immobilienfinanzierer durch eine Bürgschaft und Kredite in Milliardenhöhe vor dem Aus. Die Bundesregierung bürgt für diese Darlehen mit einem Risikoschirm im Umfang von insgesamt 35 Mrd. Euro, wie der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Torsten Albig, sagte. Die Aktie der HRE lie ß erwartungsgemäß kräftig Federn und brach in der Spitze bis zu 75 Prozent ein. Zuletzt notierte das Papier noch 74 Prozent leichter.

Alles was Bank heißt, wurde mit in den Strudel gerissen. Die Commerzbank stürzte über 24 Prozent ab. Allianz-Titel gaben 7,3 Prozent nach. Deutsche-Bank-Aktien fielen um 7,7 Prozent und Deutsche Postbank gaben 23,9 Prozent ab. Im MDax schmierten die Aktien der Aareal Bank um über 43 Prozent ab.

Der Rückversicherer Münchener Rück bekräftigte gegenüber dem "Handelsblatt" Interesse an Teilen des angeschlagenen US-Versicheres AIG. Ob die bereits gesenkte Gewinnprognose für 2008 noch einmal herabgestuft werden müsse, ließ von Konzernchef Nikolaus von Bomhard offen. Das klinge zwar nicht sehr zuversichtlich, sagte ein Händler. In der aktuellen Situation sei dies aber auch wenig verwunderlich. Der Börsianer erinnerte zudem an Spekulationen aus der vergangenen Woche, wonach Warren Buffett und Cevian Capital an einer Anteilserhöhung interessiert sein könnten. Die Titel der Münchener Rück verloren 3,1 Prozent.

Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Lage erfasst auch andere Sektoren. Bei MAN verwiesen Händler auf ein Interview der "Börsen-Zeitung" mit MAN-Nutzfahrzeugchef Anton Weinmann. "Ich wage derzeit keine Prognose für 2009", sagte Weinmann der Zeitung. Die Unsicherheit habe in den vergangenen zwei Wochen nochmals eine neue Dimension erreicht. Dennoch rechnet Weinmann damit, dass sich MAN Nutzfahrzeuge im kommenden Jahr besser als der Wettbewerb entwickeln werde. Unterdessen peilt Finanzvorstand Karlheinz Hornung in einem Interview mit der "Euro am Sonntag" Kosteneinsparungen in Höhe von 150 Mio. Euro an. Der Kurs reagierte auf die Nachrichten hin negativ und büßte gut 11,0 Prozent ein.

VW bekamen wieder mal eine Extrawurtst gebraten. Die Titel legten gegen den Trend ganze 7,3 Prozent zu. Bereits am Freitag hatte die Aktie gegen den schwachen Gesamtmarkt gewonnen. "Es gibt keine Nachrichten zu dem Wert", sagte ein Händler. VW seien vom 19. September von Kursen über 300 Euro bis auf 240 Euro gefallen und legten nun wieder zu, hieß es lapidar.

Die Verunsicherung der Anleger über die Zukunft von Arcandor belastete die Aktie auch zu Wochenbeginn. Die Titel lagen zuletzt 2,1 Prozent im Minus. "Bei Arcandor weiß keiner mehr, wie es nun eigentlich weitergehen soll", sagte ein Händler. "Das ist mal hü, mal hott." Der Konzern hatte am Morgen mitgeteilt, an seiner Reisetochter Thomas Cook festzuhalten. Erst in der vergangenen Woche hatte Arcandor nach schwierigen Verhandlungen mit Banken auf ein Finanzierungskonzept den Anteil an seiner Ertragsperle auf den Prüfstand gestellt. Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis sollen nun 23 Mio. neue Aktien ausgegeben werden. Die Arcandor-Aktie hat seit Jahresbeginn knapp 90 Prozent an Wert verloren und ist damit das Schlusslicht im MDax.

Bei ProSiebenSat.1 Media verwiesen Händler auf einen "Spiegel"-Bericht, demzufolge der TV-Konzern nach der Gewinnwarnung nun weitere 30 Mio. Euro in den kommenden drei Monaten einsparen will. Gekürzt werden soll vor allem bei den Programmkosten, so das Magazin. Anleger zeigten sich skeptisch. Der Kurs gab 5,9 Prozent nach. Es sei "mit Sicherheit nicht hilfreich für ProSieben, wenn die Qualität des Programms weiter leidet", so ein Börsianer. Goldman Sachs stufte die Titel von "Buy" auf "Neutral" herunter.

Fuchs Petrolub drehten nach einem anfänglichen Plus mit 4,0 Prozent ins Minus. Einem Bericht der "Euro am Sonntag" zufolge will der Schmierstoffhersteller seine Preise erneut erhöhen. Geplant sind außerdem weiterhin Investitionen in Höhe von 70 Mio. Euro in den Ausbau der Produktions- und Forschungskapazitäten, auch an der Dividendenpolitik soll sich nichts ändern.

Im TecDax machten sich MorphoSys schafften nach einem zwischenzeitlichen Tief ein Plus von 1,4 Prozent. Das Biotechnologie-Unternehmen hat einen Lizenzvertrag mit einem japanischen Unternehmen verlängert. Börsianer verwiesen zudem auf einen Bericht der "Euro am Sonntag", wonach MorphoSys einen weitere Partnerschaft zur Herstellung von Antikörpern mit einem Pharmaunternehmen geschlossen hat.

Quelle: ntv.de

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