Marktberichte

Aktien in Athen im freien Fall Wahlen lassen Märkte erzittern

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(Foto: REUTERS)

Der Super-Wahlsonntag in Europa hinterlässt tiefe Spuren an den europäischen Märkten. Die Angst von Investoren vor einer Abkehr vom Sparkurs Europas zieht die Aktienkurse kräftig nach unten und treibt Anleger in die vermeintlich letzte sichere Bastion Bundesanleihen. Besonders stark fallen die Kursverluste in Athen aus, wo die Angst vor "Chaos" Anleger im Bann hält.

Die Wahlergebnisse in Frankreich und Griechenland schüren Börsianern zufolge die Furcht der Anleger vor einem Ende der europäischen Sparbemühungen. Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax und der Eurozonen-Index EuroStoxx50 verlieren zur Eröffnung jeweils ein Prozent und bauen die Verluste weiter aus.

Besonders stark fällt die Kursreaktion in Griechenland aus, wo der Leitindex des Landes um mehr als 10 Prozent einbricht. Anleger fürchten in dem krisengeschüttelten Land das politische "Chaos". Der starke Anstieg der radikalen Kräfte auf der linken und rechten Seite des politischen Spektrums machen einen Verbleib des Landes in der Eurozone unwahrscheinlicher. Die ehemals größten beiden Parteien Nea Dimokratia und Pasok verfügen nur noch über 149 der 300 Sitze im Parlament und müssen sich daher einen dritten Koalitionspartner ins Bott holen, um den von der Troika geforderten scharfen Sparkurs fortzusetzen.

In Frankreich ist der Sozialist Francois Hollande zum neuen Präsidenten gewählt worden und geht mit seiner Forderung nach Nachverhandlungen beim Fiskalpakt auf Konfrontationskurs mit Berlin. Der französische Aktienindex CAC-40 fällt zum Handelsstart um 1,6 Prozent.

Der Euro ist bereits der Nacht durch die psychologisch wichtige Schwelle von 1,30 zum Dollar gerutscht. Erst am Morgen konnte er sich wieder leicht über diese Marke erholen. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, kommentiert dazu: "Der Euro ist heute Nacht zu Recht gefallen". Schließlich mache der Sieg von Francois Hollande den Kampf gegen die Staatsschuldenkrise komplizierter. Für Frankreich und Deutschland werde es schwieriger, sich auf eine gemeinsame Linie zu einigen. Die EZB werde die Peripherieländer länger als befürchtet de facto mit der Notenpresse finanzieren müssen.

Profiteur der Entwicklung sind die "sicheren Häfen", allen voran deutsche Bundesanleihen. Abzulesen ist dies am Bund-Future, der die Hausse fortsetzt und mit 142,44 Prozent ein neues Rekordhoch markiert. Die Renditen am französischen Anleihenmarkt legen bei den zehnjährigen Staatsanleihen um 4 Basispunkte auf 2,85 Prozent zu. In Spanien ziehen die Renditen um 9 auf 5,77 Prozent an, italienische Staatsanleihen rentieren 10 Basispunkte höher bei 5,51 Prozent.

"Die Kluft zwischen den Politikern und den Wählern vergrößert sich", sagte Steen Jakobsen, Chef-Ökonom der Saxo Bank. "Das sehen wir in Griechenland und Frankreich. Die Wähler senden eine klare Botschaft: 'Wir sind zu diesen Reformen nicht bereit'. Dies ist besorgniserregend. Wir stehen vor einer großen Krise in Europa, wirtschaftlich und sozial."

Zu den größten Verlierern zählen an Europas Aktienmärkten die Finanzwerte, die besonders sensibel auf Nachrichten zum Thema Schuldenkrise reagieren. Der europäische Bankenindex rutscht um 1,3 Prozent. Besonders stark fallen die Kursabschläge auch hier in Griechenland aus, die Bankenaktien des Landes brechen im frühen Handel um 20 Prozent ein.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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