Marktberichte

Der Streit überschattet alles Wall Street in "Geiselhaft"

"Ich glaube, das Thema hält uns noch das restliche Jahr in Geiselhaft."

"Ich glaube, das Thema hält uns noch das restliche Jahr in Geiselhaft."

(Foto: AP)

Die US-Wirtschaft gewinnt deutlich an Fahrt. Einzig der Haushaltsstreit bremst die US-Börsen aus. Nach dem kleinen Hoffnungsschimmer vom Vortag sorgen neue Äußerungen von republikanischer Seite für Missstimmung unter den Anlegern. Das Plus fällt dementsprechend spärlich aus.

Kauflaune, aber verhalten: Unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen im Washingtoner Haushaltsstreit fällt das Plus an der Wall Street am Donnerstag alles in allem gering aus. Während zu Handelsbeginn noch die positive Signale des Vortages aus den Verhandlungen die Wall Street beflügelten, dämpften später pessimistischere Darstellungen die Stimmung in New York.

Der Dow-Jones-Index  der Standardwerte schloss 0,3 Prozent höher mit 13.022 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,4 Prozent auf 1415 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq erhöhte sich um knapp 0,7 Prozent auf 3012 Stellen.Der Dax schloss 0,8 Prozent fester bei 7400 Zählern.

Zwischenzeitlich war der Leitindex rasant gefallen und kurzzeitig ins Minus gerutscht. Auslöser dafür waren negativ interpretierte Aussagen des Sprechers des US-Repräsentantenhauses, John Boehner, der keine "substanziellen" Fortschritte bei der Bewältigung der drohenden Fiskalklippe sieht. Beide Parteien warfen sich gegenseitig vor, keine brauchbaren Vorschläge zu liefern.

Der demokratische Senator Chuck Schumer beeilte sich, Boehner zu widersprechen. Er sah in den Gesprächen sehr wohl Fortschritte sah und sorgte damit an Wall Street für eine leichte Markterholung. Am Vortag hatten sich US-Präsident Barack Obama und der ranghohe Republikaner Boehner optimistisch zu den Etat-Verhandlungen geäußert.

"Ich glaube, das Thema hält uns noch das restliche Jahr in Geiselhaft", sagte Eric Kuby von North Star Investment. Sollten sich Republikaner und Demokraten nicht bis Jahresende einigen können, könnten automatische Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen die USA in die Rezession treiben. Entsprechend erwarteten Experten, dass der Streit auch in nächster Zukunft das bestimmende Thema an den Börsen sein wird.

Unerwartet starke Konjunkturdaten sorgten im Verlauf des Donnerstagshandels für etwas Zuversicht. Die US-Wirtschaft konnte ihr Wachstum im 3. Quartal mehr als verdoppeln. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen Juli und September mit einer Jahresrate von 2,7 Prozent zu, nachdem es im zweiten Quartal nur ein Plus von 1,3 Prozent gegeben hatte. Das Handelsministerium hob damit am Donnerstag das vorläufige Ergebnis von 2,0 Prozent kräftig an. Treiber waren die Exporte und der Wohnungsbau, während die Unternehmen erstmals seit mehr als einem Jahr weniger investierten.

Von RIM bis Tiffany

Bei den Einzelwerten kletterten RIM-Aktien um mehr als 5 Prozent, nachdem Goldman Sachs für die Anteilsscheine des Blackberry-Herstellers eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte.

Die Anteilsscheine der Supermarktkette Kroger verteuerten sich um etwa 3 Prozent. Zuvor hatte das Unternehmen seine Quartalszahlen veröffentlicht.

Auf den Verkaufslisten standen die Aktien von Tiffany. Der weltbekannte Juwelier senkte wegen einer enttäuschenden Silberschmuck-Nachfrage und schwacher Geschäfte in Asien seine Jahresziele bei Gewinn und Umsatz. Auf das Weihnachtsgeschäft werde aber mit Zuversicht geblickt. Tiffany-Aktien brachen um mehr als 5 Prozent ein.

Ebenfalls abgestraft wurden die Anteilsscheine des Buchhandelsunternehmens Barnes & Noble nach Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal. Das Papier verbilligte sich zeitweise um fast 9 Prozent. Für den Warenhausbetreiber Macy's ging es nach Bekanntgabe der November-Umsätze um etwa 2 Prozent abwärts.

Facebook fielen erneut positiv auf, denn der Höhenflug seit Auslaufen der letzten Haltefrist setzte sich fort. Der Titel gewann leicht hinzu. In sechs der vergangenen sieben Sitzungen verzeichnete die Aktie des sozialen Netzwerks Aufschläge. In den elf Sitzungen seit dem Ende der Haltefrist hat der Wert um ein Drittel zugelegt.

Im Dow gehörten Disney mit einem Plus von 1,06 Prozent zu den attraktiveren Aktien. Der Unterhaltungskonzern hatte angekündigt, die Jahresdividende von 0,60 auf 0,75 US-Dollar zu erhöhen und noch im Dezember auszuzahlen. Eine Ausschüttung noch in diesem Jahr gilt deshalb als vorteilhaft, weil in den USA für 2013 mit Steuererhöhungen gerechnet wird. Ähnliches gab es auch von der Modekette Guess zu vermelden, die noch für dieses Jahr eine Sonderdividende ankündigte. Die Titel zogen um 1,94 Prozent an.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 680 Mio. Aktien den Besitzer. 2133 Werte legten zu, 842 gaben nach und 120 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,75 Mrd. Aktien 1790 im Plus, 672 im Minus und 104 unverändert.

Der Euro notierte im New Yorker Handel etwas tiefer bei zuletzt 1,2976 US-Dollart. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2994 (Mittwoch: 1,2891) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7696 (0,7757) Euro. Richtungweisende zehnjährige Anleihen kletterten um 3/32 Punkte auf 100 1/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,62 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa

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