Oracle überdeckte Kriegsangst Wall Street mit Plus
12.11.2002, 22:15 UhrDer optimistische Ausblick von Oracle verhalf den US-Börsen zu einem Gewinn. Oracle habe die anhaltende Furcht vor einem Krieg im Irak überlagert, erklärten Händler. Der Dow Jones Index legte um 0,3 Prozent auf 8.386 Zähler zu, die Nasdaq kletterte um 2,3 Prozent auf 1.350 Punkte.
Die Kriegssorgen hatten am Dienstag neue Nahrung erhalten. Das irakische Parlament hat die Zustimmung zur UN-Resolution abgelehnt. Nun liegt die Entscheidung wieder beim irakischen Präsidenten Saddam Hussein.
Der weltweit zweitgrößte Softwarehersteller und SAP-Konkurrent Oracle erwartet laut Finanzchef Jeff Henley nach zwei Jahren rückläufiger Umsätze 2003 wieder ein Wachstum. Im ersten Halbjahr 2003 werde die Trendwende erreicht, sagte Henley. Das war natürlich Musik in den Ohren der Anleger und Händler, die Aktie stieg um 5,0 Prozent auf 9,50 Dollar.
Rosige Aussichten wurden auch von Motorola geliefert. Die weltweite Nummer zwei unter den Handy-Herstellern wird nach eigenen Angaben die Prognosen für das vierte Quartal einhalten. Einige Investoren hatten zuvor bereits befürchtet, dass sich die allgemeine Konsumflaute auch auf die Quartalszahlen niederschlagen würde. Der Titel gewann 4,4 Prozent auf 8,75 Dollar.
Auch Corning war gefragt. Der weltgrößte Hersteller von Glasfaserkabeln für die Telekomindustrie will seine Sparte Precision Lens, die Linsensysteme für Großfernsehgeräte herstellt, für 850 Millionen Dollar an den Mischkonzern 3M verkaufen. 3M will mit dem Zukauf das eigene Optik-Geschäft ausbauen. Die Transaktion wurde am Markt begrüßt, denn Corning kann die Finanzspritze angesichts seiner hohen Verschuldung gut gebrauchen. Die Aktie gewann 19,9 Prozent auf 2,59 Dollar. Bei 3M war die Reaktion verhaltener, hier war ein Plus von 1,2 Prozent auf 127,81 Dollar aufgerufen.
Schlechte Nachrichten kamen dagegen von Philip Morris. Angesichts des Verkaufserfolgs von billigeren Importzigaretten ist der Tabakkonzern von seiner bisherigen Prognose für 2003 abgerückt. Auch höhere Tabaksteuern hätten sich negativ auf den Markt der Premiumzigaretten ausgewirkt. Bisher war Philip Morris von einem Gewinnwachstum zwischen 8 und 10 Prozent ausgegangen. Eine genaue Prognose will das Unternehmen erst Anfang 2003 vorlegen, wenn auch die endgültigen Zahlen für 2002 veröffentlicht werden. Nach Veröffentlichung der Gewinnwarnung brach die Aktie um 13,8 Prozent auf 37,03 Dollar ein. Auch andere Tabakaktien wurden mit nach unten gerissen. RJR Tobacco sackten um 11,4 Prozent auf 37,83 Dollar ab, British American Tobacco verloren 3,7 Prozent auf 19,82 Dollar.
Die zweitgrößte Kaufhauskette J.C.Penney eröffnete den Reigen der Quartalszahlen, die in dieser Woche aus dem US-amerikanischen Einzelhandelssektor anstehen. Und die Messlatte wurde hoch gelegt: J.C.Penney konnte mit einem Gewinn von 30 Cent je Aktie die Erwartungen der Analysten deutlich schlagen. Das Unternehmen profitierte dabei vor allem von der Tendenz der Verbraucher hin zu preisgünstigen Angeboten. Die positive Tendenz soll sich angesichts der starken Nachfrage nach Winterkleidung auch im laufenden Quartal fortsetzen: J.C.Penney hat zum wiederholten Mal seine Umsatzprognosen angehoben. Die Investoren haben die Bewertung des Unternehmens angehoben: Sie zahlten 20,96 Dollar für die Aktie, 13,2 Prozent mehr als am Vortag.
Die Zahlen beflügelten auch die Aktien von anderen Preiswertanbietern. Wal-Mart legten um 1,6 Prozent auf 53,85 Dollar zu, Target verbesserten sich um 3,5 Prozent auf 30,85 Dollar und Kohl's schlossen 1,2 Prozent fester bei 61,06 Dollar. Alle drei Unternehmen legen im Laufe der Woche noch Zahlen vor.
Charles Schwab, der führende Online-Broker des Landes, hat im laufenden Quartal weitere 1.900 Stellen abgebaut. Das sind mehr als zehn Prozent. Bereits Ende vergangener Woche hatte Finanzchef Christopher Dodds den Personalabbau angedeutet, aber zu diesem Zeitpunkt noch keine konkreten Zahlen genannt. Seit Anfang 2001 hatte Schwab seine Belegschaft schon um über ein Drittel reduziert. Schwab leidet wie alle anderen Online-Broker auch unter der Börsenbaisse und dem gesunkenen Orderaufkommen. Die Aktie legte um 3,1 Prozent auf 9,75 Dollar zu.
Quelle: ntv.de