Hoffnung im US-Haushaltsstreit Wall Street im Plus
28.11.2012, 22:40 Uhr
Der Boss bittet zum Gespräch im Weißen Haus.
(Foto: REUTERS)
Im US-Haushaltsstreit wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Während US-Präsident Obama hofft, bis Weihnachten einen Kompromiss mit den Republikanern erzielen zu können, mahnt Fed-Chef Bernanke zur Eile. Der Aktienmarkt wertet Obamas Aussagen positiv.
Neue Zuversicht der Washingtoner Politik im US-Haushaltsstreit hat am Mittwoch auch an der Wall Street für Optimismus gesorgt. Präsident Barack Obama äußerte die Hoffnung, dass sich seine Demokraten bis Weihnachten mit den Republikanern auf ein Rahmenabkommen einigen könnten. Zuvor hatte bereits Obamas zentraler Gegenspieler, der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses John Boehner, Kompromissbereitschaft in dem Konflikt signalisiert. Schon nach den Äußerungen Boehners drehten die Indizes ins Plus, nach Obamas Worten ging es noch weiter aufwärts. Der Konflikt hält die Anleger seit Wochen in Atem, weil viele die US-Wirtschaft bei einem Scheitern der Verhandlungen auf direktem Weg in eine neue Rezession sehen.
Der Dow Jones Industrial Index rückte um 0,8 Prozent auf 12 985 Punkte vor und endete damit fast auf seinem Tageshöchststand. Der breiter aufgestellte S&P-500-Index kletterte um 0,8 Prozent auf 1410 Punkte. Der Nasdaq Composite gewann 0,8 Prozent auf 2992 Zähler und der Nasdaq 100 stieg um 0,9 Prozent auf 2665 Punkte.
Negativ hatten sich zunächst auch Nachrichten vom US-Immobilienmarkt ausgewirkt. Die Verkäufe neuer Häuser waren im Oktober um 0,3 Prozent gesunken, während Volkswirte mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet hatten. Auf den von der US-Notenbank Fed veröffentlichten Konjunkturbericht "Beige Book" reagierte der Markt dagegen kaum.
Die Fed sieht die US-Wirtschaft weiter auf einem schleppenden Erholungskurs. In sieben der zwölf Notenbankdistrikte sei in den Monaten September und Oktober nur ein mäßiges Wachstumstempo beobachtet worden. Insgesamt deutet der Report nicht darauf hin, dass die Fed Abstriche an ihren Wertpapierkäufen zur Stützung des Immobilienmarktes und zur Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft erwägt.
Unter den Einzelwerten stiegen die Aktien des Blackberry-Herstellers Research In Motion (RIM) um 3,5 Prozent, nachdem sie am Vortag um mehr als 10 Prozent abgesackt waren und damit den größten Tagesverlust seit Ende Juni verzeichnet hatten. Ursächlich dafür war die Meldung, der US-Marktanteil von RIM sei zuletzt weiter gesunken.
Übernahmegerüchte verhalfen dagegen den Papieren von Knight Capital mit 15,2 Prozent ins Plus. Am Markt wurde auf Spekulationen verwiesen, wonach es noch im Laufe dieser Woche ein Kaufgebot für den Börsenmakler geben könnte. Das Unternehmen war Anfang August durch einen Softwarefehler an den Rand des Ruins geraten, als ein außer Kontrolle geratenes Handelsprogramm die gesamte New Yorker Börse in Atem gehalten hatte.
Im Dow waren die Papiere von Hewlett-Packard (HP) mit einem Gewinn von fast 3 Prozent Spitzenreiter. Dabei zeigten sich die Aktien gänzlich unbeeindruckt von einer Abstufung des Computer- und Druckerherstellers durch die Ratingagentur Moody's. Ebenfalls gut gefragt waren Titel von Chevron, die um 2,1 Prozent kletterten.
Am unteren Ende des Leitindex standen Cisco mit minus 0,6 Prozent und Boeing mit Abgaben von 0,5 Prozent. Titel von AMD gewannen 4,3 Prozent in Reaktion auf einen Medienbericht, wonach der Hersteller von Computer-Prozessoren seinen Campus in Austin, Texas verkaufen wolle, um seine Liquiditätslage zu verbessern.
Quelle: ntv.de, dpa/rts