Happy End aus Washington Wall Street stark im Plus
19.09.2008, 22:42 UhrDie Aussicht auf staatliche Hilfe bei der Rettung des US-Finanzsystems haben den Börsen in New York zum Ende einer turbulenten Handelswoche Gewinne beschert. Investoren waren optimistisch, dass die geplante staatliche Abwicklungsbehörde mit der Übernahme fauler Kredite die chronischen Probleme der Finanzbranche lösen kann.
Vor allem die zuletzt arg gebeutelten Bankentitel legten deutlich zu. Auch ein Verbot von Leerverkäufen trug zur Stabilisierung der Märkte bei. Positive Nachrichten gab es darüber hinaus aus dem Technologie-Sektor.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 3,4 Prozent im Plus bei 11.388 Punkten. Im Tagesverlauf pendelte er zwischen 11.483 und 11.027 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 legte vier Prozent auf 1254 Stellen zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte 3,4 Prozent auf 2273 Punkte.
Im Wochenverlauf verlor der Dow 0,3 Prozent, der S&P gewann 0,1 Prozent und der Nasdaq legte 0,6 Prozent zu. In Frankfurt sorgten die positiven US-Nachrichten wie an fast allen Börsen rund um den Globus für ein Kursfeuerwerk. Der Dax schoss 5,6 Prozent nach oben auf 6189 Punkte.
Die Börse in New York setzte am letzten Handelstag einer spektakulären Woche ihren Aufwärtstrend fort, der am Donnerstagnachmittag nach ersten Gerüchten über ein staatliches Rettungspaket begonnen hatte.
Besonders die zuletzt gebeutelten Finanzwerte legten deutlich zu. Bank of America, das zweitgrößte Institut des Landes, gewann 22,6 Prozent. Die Nummer drei JP Morgan stieg um 16,8 Prozent. Der vielbeachtete, Finanzsektor-Fonds SPDR kletterte um über zehn Prozent nach oben.
Die Aktie der angeschlagenen US-Sparkasse Washington Mutual schoss sogar um 42,1 Prozent in die Höhe. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, die Citigroup erwäge ein Gebot für die größte US-Sparkasse. Die Papiere der Citigroup, der größten Bank des Landes, lagen 22,7 Prozent im Plus.
Skeptische Stimmen
Trotz der Rekordgewinne vom Donnerstag, als Dow und S&P den höchsten Tagesgewinn seit sechs Jahren verzeichneten, und des freundlichen Wochenausklangs am Freitag gab es auch skeptische Stimmen.
"Die Menschen sind gespannt, wie es weitergeht. Sie warten darauf, bis sich der aufgewirbelte Staub legt", sagte Ray Rund von Shaker Investments. "Der Teufel steckt im Detail", warnte er mit Blick auf das geplante Hilfsprogramm. Auch Bank of America-Chef Kenneth Lewis mahnte, die Wirtschaft werde bis ins nächstes Jahr hinein flau bleiben.
An der Wall Street dominierte jedoch der Optimismus. Dafür verantwortlich war auch das Verbots von Leerkäufen, das zunächst bis zum 2. Oktober gilt. "Das Verbot für Leerverkäufe wirkt sich direkt auf den Markt aus. Das sollte den Markt beruhigen", sagte Paul Mendelsohn von Windham Financial Services. Die Behörden würde damit Zeit schinden, bis die Einzelheiten des Paulson-Plans bekannt seien.
Zu den Gewinnern zählte auch der drittgrößte US-Softwarekonzern Oracle, dessen Papiere sieben Prozent zulegten. Der SAP-Konkurrent hatte am Donnerstag mit einem überraschend deutlichen Gewinnsprung die Erwartungen übertroffen. Auch der Umsatz von neuen Software-Lizenzen - ein wichtiger Indikator für das künftige Geschäft - stieg deutlich.
Andere Unternehmen aus dem Technologiesektor verzeichneten ebenfalls Gewinne. Die Titel des iPhone- und iPod-Herstellers Apple gewannen über fünf Prozent hinzu.
Enttäuschende Neuigkeiten gab es dagegen von den Anleiheversicherern MBIA und Ambac. Die Ratingagentur Moody's erklärte, eine Herabstufung der beiden Konzerne in Erwägung zu ziehen. Die Papiere von MBIA verloren daraufhin acht Prozent, Ambac-Titel brachen um 36 Prozent ein.
Die Aktie des Versicherers AIG, der am Wochenanfang durch einen Milliardenkredit der US-Regierung gerettet wurde, schoss dagegen über 43 Prozent nach oben.
Quelle: ntv.de