Japan und die Citigroup Wall Street tief im Minus
17.11.2008, 22:30 UhrWeltweite Konjunktursorgen und geplante Massenentlassungen bei der Großbank Citigroup haben die US-Börsen am Montag tief ins Minus gedrückt. Nach den USA ist mit Japan nun auch die zweitgrößte Volkswirtschaft in eine Rezession gerutscht. Dies schürte bei Anlegern die Erwartung einer noch deutlicheren weltweiten Abkühlung. Zudem lastete auf dem Markt die Nachricht, dass sich die zweitgrößte US-Bank in Folge der Finanzkrise kurzfristig von 52.000 weiteren Mitarbeitern trennen will.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel zu Börsenschluss 2,6 Prozent auf 8273 Punkte. Im Verlauf pendelte er zwischen 8246 und 8571 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 2,6 Prozent auf 850 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 2,3 Prozent auf 1482 Punkte nach.
Die japanische Regierung warnte, das Land müsse sich auf härtere Zeiten gefasst machen. Manche Experten befürchten gar, dass dem Industriestaat die längste Rezession seiner Geschichte droht. Experten der Federal Reserve Bank von Philadelphia gehen davon aus, dass die USA bis Mitte 2009 und damit insgesamt 14 Monate lang schrumpft. "Wir müssen uns auf eine ziemlich schlechte Wirtschaftslage im kommenden halben Jahr einstellen", sagte der Händler John Forelli. Nach Ansicht vieler Börsianer hat daran auch der Weltfinanzgipfel vom Wochenende nichts geändert.
Im Blickpunkt stand vor allem die Citigroup-Aktie, die mit einem Minus von 6,6 Prozent aus dem Handel ging. Nach einem Abbau von 23.000 Arbeitsplätzen bis September soll die Zahl der Stellen bei der zweitgrößten US-Bank nun um weitere 50.000 Stellen auf 300.000 sinken. Im Sog der Massenentlassung gaben auch andere Branchentitel nach. Die Papiere von Goldman Sachs verloren 6,4 Prozent, die von Morgan Stanley 6,7 Prozent.
Aktien der Bank of America verloren 8,5 Prozent, nachdem das Institut ankündigte, seinen Anteil am drittgrößten Geldhaus Chinas, der China Construction Bank, zu erhöhen. "Die Finanzwerte müssen weiter kämpfen und dies könnte eine langwierige Angelegenheit werden. Die Dinge haben sich sehr schlecht entwickelt", sagte Steve Goldman.
Viele Anleger trennten sich zudem verstärkt von Technologietiteln. Die Unternehmen gelten im Fall eines weltweiten Abschwungs und sinkender Konsumausgaben als besonders verwundbar. Die Microsoft-Aktie verlor 3,7 Prozent, die von Apple 2,3 Prozent.
Nach einer Herabstufung durch UBS stürzte die Aktie des Aluminiumkonzerns Alcoa um 10,8 Prozent ab.
Zu den Gewinnern gehörte dagegen General Motors. Die US-Regierung erklärte, sie arbeite weiter mit Hochdruck an einem milliardenschweren Hilfspaket für die schwer angeschlagene Autobranche und wolle die Hürden im Kongress noch in dieser Woche überwinden. Die Aktie des Konzerns legte daraufhin 5,7 Prozent zu. Die Aktien von Ford verloren dagegen 4,4 Prozent.
Boeing-Aktien können von der Nachricht, dass ein erneuter Streik verhindert werden konnte, nur kurz profitieren. Boeing hat sich mit der Gewerkschaft der 21.000 Ingenieure und Techniker am Wochenende auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Der fast zweimonatige Streik seiner 27.000 Mechaniker hatte Boeing im Herbst um die 100 Mio. US-Dollar pro Tag gekostet. In dieser Zeit stand die Produktion teilweise still. Der Flugzeugbauer kämpft ohnehin schon mit Verzögerungen bei seinem Hoffnungsträger 787 Dreamliner. Die Boeing-Papiere lagen zum Handelsschluss mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent nur knapp im Plus.
Konjunkturdaten des Tages
Keine negativen Impulse kommen von Seiten der US-Konjunkturdaten. Der Empire-State-Manufacturing-Index, der die Geschäftstätigkeit des produzierenden Gewerbes im Staat New York misst, ist zwar auf ein Rekordtief gesunken. Damit hatten Experten aber bereits gerechnet. Unter Druck stehen zum Wochenanfang die Bankentitel, die wieder mal mit schlechten Nachrichten aufwahrten.
Die US-Industrieproduktion ist dagegen im Oktober überraschend um 1,3 Prozent angestiegen. Die Prognosen waren nur von einem sanften Wachstum um 0,4 Prozent ausgegangen.
Quelle: ntv.de