"Risiko ist unvermeidlich" Wall Street zittert vor Athen
06.02.2012, 22:45 Uhr
Pause an der New Yorker Wall Street.
(Foto: AP)
Die Euro-Schuldenkrise schwappt immer heftiger über den "großen Teich". Die griechische Hängepartie sorgt für eine pessimistischere Handelsstimmung in New York. Die Freude über den unerwartet positiven US-Arbeitsmarkt ist verflogen. Dennoch: Einige Werte schlagen sich wacker.
Die Zitterpartie um das zweite Rettungspaket für Griechenland hat am Montag auch die Händler an der Wall Street in Atem gehalten. Das überschuldete Land hatte eine weitere Frist verstreichen lassen und so die Anleger zu Beginn der neuen Handelswoche verunsichert. Frankreich und Deutschland ermahnten das Euro-Land eindringlich, im Streit über harte Reformauflagen endlich einzulenken.
"Es ist unvermeidlich, dass das Risiko, das von Griechenland ausgeht, die Stimmung am Markt abkühlen lässt", sagte Analyst Peter Kenny von Knight Capital. Die sich hinziehende und undurchsichtige Krise mache die Anleger nach den Gewinnen der vergangenen Wochen vorsichtiger.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zuletzt mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 12.845 Punkten. Im Tagesverlauf pendelte das Marktbarometer zwischen 12.793 und 12.860 stellen. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss etwas schwächer bei 1344 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,1 Prozent auf 2901. In Frankfurt ging der Dax kaum verändert bei 6764 Zählern aus dem Handel.
Wie lange noch?
In den schleppenden Verhandlungen über ein zweites Rettungspaket für Griechenland herrschte nun auch Uneinigkeit über den zeitlichen Ablauf. "Die Frist ist bereits verstrichen", warnte ein Sprecher der EU-Kommission. Die führenden Politiker in Griechenland wollten sich jedoch nicht zu einer Entscheidung über zusätzliche Sparmaßnahmen drängen lassen. Nach einem guten Start ins Jahr legten die Anleger daher jetzt eine Pause ein, um die den Markt beherrschenden Themen zu beurteilen, sagte Analyst Andre Bakhos von Lek Securities in New York. "Griechenland bleibt ihnen ein Dorn im Auge."
Zu den Verlierern gehörten Boeing, die 1,2 Prozent nachgaben: Beim neuen 787 "Dreamliner" sind Probleme mit dem Rumpf aufgetaucht. Der Flugzeugbauer teilte mit, er arbeite an einer Lösung, die die Produktion der Maschine nicht beeinträchtige. Wie viele Flugzeuge betroffen sind, ließ er offen.
Boeing will bis Ende 2013 die monatliche Produktion auf zehn Maschinen steigern, was einige Experten allerdings für zu ehrgeizig halten. Der 787 Dreamliner ist ein vergleichsweise leichtes und Treibstoff sparendes Flugzeug. Bei seiner Entwicklung lag Boeing drei Jahre im Rückstand.
Von Humana bis Micron
Der Krankenversicherer Humana präsentierte eine durchwachsene Bilanz und enttäuschte die Analysten. Zwar konnte der Versicherer den Gewinn im 4. Quartal stark ausbauen, jedoch lag der Umsatz unter den Erwartungen der Branchenexperten. Das Humana-Papier gab 5,4 Prozent ab.
Unter Beobachtung stand auch die Aktie des Chipherstellers Micron, nachdem Konzernchef Steve Appleton am Freitag beim Absturz eines von ihm gesteuerten Flugzeugs ums Leben kam. Unternehmensveteran Mark Durcan wird künftig die Geschicke des Unternehmens leiten, dass unter fallenden Preisen und sinkenden PC-Verkäufen leidet. Das Papier notierte 2,9 Prozent schwächer.
Noch zum Ende der vergangenen Woche hatte die Erholung am US-Arbeitsmarkt die Wall Street positiv überrascht und Hoffnungen auf ein Wiedererstarken der größten Volkswirtschaft genährt. So war der Nasdaq-Index auf den höchsten Stand seit elf Jahren gestiegen. "Wir hatten ein unglaublich starke Aufwärtsbewegung", sagte Randy Bateman von Huntington Asset Management. "Ich denke, jetzt ist es vernünftig etwas in Deckung zu gehen."
Die Bankenwerte zeigten sich, im Gegensatz zu ihren schwachen Pendants aus Europa, mit einer uneinheitlichen Tendenz. Bank of America verbesserten sich um 1,7 Prozent, während J.P.Morgan um 0,3 Prozent zurückfielen.
Loews gaben 0,6 Prozent nach. Die Finanz-Holding, zu der der Versicherer CNA Financial oder der Diamanten-Förderer Diamond Drilling gehören, hat im 4. Quartal weniger Gewinn gemacht als erwartet. Der Überschuss je Aktie beträgt 0,67 Dollar und liegt somit deutlich unter der Konsensprognose von Analysten von 0,90 Dollar.
Quelle: ntv.de, rts