Neuer Schlussrekord Yellen sorgt für gute Laune im Dax
14.11.2013, 17:40 Uhr
Die Stimmung ist gut.
(Foto: REUTERS)
Nach der kleinen Verschnaufpause kommen die Investoren an die Börse wieder zurück. Händler führen das vor allem auf die Hoffnung zurück, dass die Geldpolitik der Notenbanken weiterhin locker bleibt. Für Impulse sorgt auch eine Flut von Quartalszahlen.
Die Aussicht auf eine anhaltend starke US-Geldschwemme hat dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb gegeben. Aussagen der künftigen US-Notenbankchefin Janet Yellen hätten die Risikofreude der Anleger wieder verstärkt, sagte Dirk Gojny von der National-Bank. Sie hatte sich dafür ausgesprochen, die ultralockere Geldpolitik der Fed fortzusetzen. Eine Reduzierung der milliardenschweren Anleihenkäufe noch in diesem Jahr dürfte damit vom Tisch sein, urteilte LBBW-Analyst Uwe Streich.
Zugleich setzte sich die Berichtssaison fort und lieferte Gründe für gute Laune - aber auch für Frust. Der Dax legte um ein Prozent auf 9150 Punkte zu. Für den Leitindex war es einmal mehr der höchste Schlusskurs seiner Geschichte. Der MDax gewann ebenso ein Prozent auf 16.084 Punkte. Auch für die Technologietitel ging es unter dem Strich aufwärts: Der TecDax stieg um 1,9 Prozent auf 1146 Punkte. Der EuroStoxx 50 schloss 1,1 Prozent fester bei 3054 Punkten. Die nationalen Indizes in Paris und London legten ebenfalls zu.
Zuversicht aus der Eurozone
Zuletzt hatten relativ gute Wirtschaftsdaten in den USA und die Äußerungen einiger Fed-Vertreter Spekulationen darüber befeuert, wonach die Notenbank ihre monatlichen Wertpapierankäufe bereits im Dezember und damit früher als erwartet zurückfahren könnte. Die Aussagen von Yellen, die voraussichtlich im Februar das Erbe von Ben Bernanke antreten wird, waren daher mit großer Spannung erwartet worden.
Geldspritzen allein sorgten noch nicht für einen nachhaltigen Anstieg der Aktienmärkte, mahnte Grant Lewis, Chef-Analyst von Daiwa Capital Markets. Da sie bei Anlegern aber die Hoffnung auf realwirtschaftliches Wachstum schürten, werde die US-Notenbank "sicher nicht den Fehler einer voreiligen Straffung der Geldpolitik begehen und damit die Erholung abwürgen."
Neben der von der US-Geldpolitik ausgehenden Fantasie stützten auch die neuesten BIP-Daten aus der Eurozone die Kurse. In Frankreich enttäuschte das Wachstum im dritten Quartal zwar, dafür erfüllte die Konjunkturlokomotive Deutschland mit einem Anstieg von 0,3 Prozent die Erwartungen.
Zweifel an K+S
Die Berichtssaison in Europa hatte ihren letzten großen Tag. Auch wenn der breite Markt nach oben tendierte, warfen die Quartalszahlen die Kurse der Einzelwerte kräftig durcheinander. K+S fielen nach kräftigen Kursgewinnen zurück und schlossen 4,1 Prozent im Minus. Der Düngemittelkonzern stemmt sich mit einem umfangreichen Sparpaket gegen den Abwärtstrend in der Branche. "Die Sparmaßnahmen sind höher als erwartet ausgefallen," sagte ein Händler. Seit Jahresanfang haben K+S mehr als 40 Prozent verloren.
Erfolge beim Konzernumbau und die Nachfrage aus den Schwellenländern im abgelaufenen Jahresviertel sorgten beim Pharma- und Chemiekonzern Merck für Rückenwind. Die Aktie gewann 1,7 Prozent hinzu.
RWE weckt keine Fantasien
Auf der Verliererseite standen RWE, die sich um 5,1 Prozent verbilligten. Der Konzern erwartet 2014 einen deutlichen Gewinnrückgang. Seit Jahresbeginn haben die Aktien rund 18 Prozent an Wert verloren, der Leitindex hat in etwa so viel gewonnen. "Das Zahlenwerk ist enttäuschend, und durch den Ausblick wird der Bericht auch nicht besser", sagte ein Händler. Längerfristig könnten sich die Aktien aber wieder stabilisieren, da Anleger zunehmend davon ausgingen, "dass die Versorger langsam das Tal durchschritten haben".
Eon tendierten 1,7 Prozent schwächer. Der Konzern hatte bereits am Mittwoch Zahlen vorgelegt. Die Wertentwicklung seit Jahresbeginn sieht besser aus als die von RWE - die Titel haben lediglich drei Prozent verloren. Die hiesigen Energiekonzerne haben mit Preisrückgängen, Konkurrenz von erneuerbaren Energien und einer europaweiten Überversorgung zu kämpfen.
Im MDax verloren Salzgitter 1,4 Prozent. Der Stahlkocher steckt noch immer tief in den roten Zahlen. EADS tendierten nach Vorlage von Quartalszahlen zunächst im Minus, drehen dann aber in den grünen Bereich und legten 1,6 Prozent zu. Der Luft- und Raumfahrtkonzern ist beim operativen Gewinn etwas hinter der Konsensprognose zurückgeblieben. "Die Quartalszahlen sind nur auf den ersten Blick okay", stellte DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald fest. Die Airbus-Marge im dritten Quartal sei etwas enttäuschend gewesen.
Nordex hat Rückenwind
Stada befanden auf Erholungskurs, die Aktien verteuerten sich um 2,2 Prozent. Händler begründen das mit positiven Analystenkommentaren. Am Vortag hatten noch schwache Umsatzzahlen im deutschen Generikageschäft einen Kurseinbruch von mehr als 5 Prozent ausgelöst.
Im TecDax rückten Nordex dagegen um 3,3 Prozent vor: Florierende Geschäfte in Europa und prall gefüllte Orderbücher stimmen den Windturbinenbauer zuversichtlicher. "Die Nordex-Zahlen sehen rundum gut aus - für das Unternehmen geht es bergauf. Ein großes Fragezeichen bleibt aber, wie sich die Pläne von Union und SPD zur Ökostrom-Förderung auswirken werden", sagte ein Händler.
Bei den Technologietiteln schafften United Internet ein Plus von 3,8 Prozent. Der Internetdienstleister hatte sein starkes Wachstum im dritten Quartal auch in ein hohes Gewinnplus umgemünzt.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa