"Respekt vor der 100er Marke" Yen fällt weiter
09.04.2013, 14:35 Uhr
Der Yen verliert zu Dollar und Euro weiter deutlich an Boden.
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Die Anleger am Devisenmarkt trennen sich weiter vom Yen. Zum Dollar fällt die japanische Währung auf den tiefsten Stand seit vier Jahren, und der Euro war so teuer wie seit Januar 2010 nicht mehr.
Die aggressive Geldpolitik der japanischen Notenbank lässt die Landeswährung weiter fallen. Der Dollar stieg auf bis zu 99,66 Yen, den höchsten Stand seit Mai 2009. Im Schlussgeschäft vom Montag hatte er bei 99,35 Yen notiert. "Das ist der Respekt vor der 100er Marke", sagte ein Händler. Zum einen gelten solche runden Marken aus technischer Sicht als psychologische Widerstände. Zum anderen heißt es, möglicherweise würden die USA einem Dollar-Anstieg über 100 Yen nicht tatenlos zusehen.
"Der Greenback ist zum Yen weiter deutlich im Aufwind und auch ein Test der 100-Yen-Marke ist möglich. Allerdings gibt es zwischen 99,50 und 100 Yen noch einige technische Hürden zu überwinden", sagte Vassili Serebriakov, Stratege bei BNP Paribas. Einige Händler vermuteten, dass bald einsetzende Gewinnmitnahmen dem Dollar einen Rückschlag versetzen und den tiefen Fall des Yen zumindest vorerst stoppen könnten.
Die Analysten des Credit Agricole erwarten aber dennoch, dass der Dollar über 100 Yen steigt. "Die Bewegung ist umso beeindruckender, weil der Zinsvorteil des Dollar zuletzt nachgelassen hat", sagte Devisenanalyst Mitul Kotecha. Das Haus hat die Prognosen korrigiert. Zum Jahresende erwartet es den Dollar nun bei 104 statt bisher 97 Yen und zum Ende des kommenden Jahres bei 110 statt 101 Yen.
Am vergangenen Donnerstag hatte die Bank von Japan radikale Schritte angekündigt, um der Wirtschaft des Landes wieder auf die Beine zu helfen. Insgesamt will die Bank in weniger als zwei Jahren 1,4 Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen. Auch zum Euro ist der Yen deswegen seit Tagen auf Talfahrt: Die Gemeinschaftswährung stieg am Dienstag in der Spitze auf ein neues Drei-Jahres-Hoch von 129,93 Yen.
Seit die japanische Notenbank am Donnerstag angekündigt hat, ihr Anleihenkaufprogramm massiv aufzustocken, hat der Dollar rund sieben Prozent zum Yen gewonnen, der Euro sogar knapp acht. Nach Aussage von Händlern hat sich die Talfahrt der japanischen Währung etwas verlangsamt, da einige Anleger ihre Gewinne realisierten. "Ich habe das Gefühl, dass der Dollar im Laufe des Jahres auf über 110 Yen steigen kann, innerhalb der nächsten drei Monate schon über 105 Yen", sagte ein Händler.
Zum US-Dollar hat sich der Euro stabilisiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3040 (Montag: 1,3023) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7669 (0,7679) Euro.Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85175 (0,85095) britische Pfund, 128,92 (128,46) japanische Yen und 1,2200 (1,2168) Schweizer Franken fest.
In der Spitze hatte der Euro im asiatischen Handel bereits 1,3070 gekostet, gab die Gewinne aber großenteils wieder ab. Vom Viermonatstief vom Donnerstag bei 1,2744 Dollar hat sich der Euro aber deutlich erholt. "Zum einen gibt es aus der Eurozone derzeit keine Störmeldungen, zum anderen geben auch die jüngsten US-Daten keinen Anlass für niedrigere Notierungen", sagte Lutz Karpowitz von der Commerzbank.
Fundamentale Impulse blieben am Dienstag Mangelware. Wichtige Konjunkturdaten mit marktbewegender Wirkung stehen nicht an. Damit dürften die Nachrichtenlage und die Börsenstimmung die Richtung vorgeben. Sorgen um das Euro-Krisenland Portugal, wo die Regierung nach einem Gerichtsurteil ihre Sparvorhaben neu ausrichten muss, hatten den Euro zu Wochenbeginn nicht nachhaltig belastet.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa