Marktberichte

Exporteure stöhnen Yen wertet wieder auf

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Gemeinschaftswährung der Europäer fällt zum Wochenstart zeitweise unter die Marke von 1,40 Dollar. Die starken Ausschläge gehen vor allem auf die Bank of Japan zurück: Die Währungshüter in Tokio eilen dem Yen erneut zu Hilfe.

Der Yen gewinnt im europäisch dominierten Handel gegen den Dollar wieder an Wert. Nachdem der Greenback gegen die japanische Währung nach einer Intervention durch die japanische Notenbank in der Nacht bis deutlich über 79 Yen aufgewertet hatte, fiel er im Verlauf wieder unter 78 Yen. Auch zum Euro legt die japanische Währung wieder zu. Der Euro wiederum erholt sich und steht wieder über 1,40 Dollar, nachdem ihn der Yen zeitweise bis auf 1,3975 Dollar gedrückt hatte.

Fassadenspiegelungen in Brüssel.

Fassadenspiegelungen in Brüssel.

(Foto: REUTERS)

Im Kampf gegen die Rekordjagd der japanischen Währung stemmt sich  die Notenbank gegen den Höhenflug. Der hohe Yen-Kurs lastet auf der expororientierten Wirtschaft. Finanzminister Jun Azumi hatte den Verkauf von japanischen Yen und den Kauf von US-Dollar bekanntgegeben, wollte sich aber nicht zum Volumen äußern.

Der Yen hatte zuvor im asiatischen Handel ein Allzeithoch von 75,31 Yen zum Dollar erreicht. Innerhalb von Minuten fiel er dann um kräftig und tendierte deutlich über der Marke von 79 Yen zum Dollar. Dann gewann er allerdings wieder etwas an Wert.

Nomura-Devisenstratege Yunosuke Ikeda lobte das Timing der Intervention. Den Daten der US-Börsenaufsicht CFTC zufolge hatten spekulativ orientierte Investoren so stark auf weiter steigende Yen-Kurse gewettet wie schon seit Monaten nicht mehr. "Dies war voraussichtlich eine einmalige Maßnahme, aber die Regierung will die Yen-Stärke stoppen, die nicht mehr im Einklang mit den sich langsam verbessernden Aussichten der Weltwirtschaft steht", fügte Ikeda hinzu.

Einige Händler bezweifeln, ob die Japaner mit ihrer Aktion dauerhaft erfolgreich sein werden. Insbesondere wird davon ausgegangen, dass sie im Gegensatz zur Schweizer Notenbank nicht dazu bereit ist, notfalls unbegrenzt die Geldmenge auszuweiten, um die eigene Währung zu schwächen.

Auch spreche die bisherige Erfolgsquote gegen die Japaner, hieß es. Die jetzige Aktion stelle bereits die dritte Intervention im laufenden Jahr dar. "Der Markt wird auf jeden Fall die Bereitschaft der Japaner zu weiteren Interventionen testen", sagte ein Händler.

Neue Impulse könnten am Nachmittag vom Index der Einkaufsmanager in Chicago ausgehen. Außerdem warten Marktteilnehmer bereits auf die Sitzungen der australischen Notenbank am Dienstag, der US-Notenbank am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank am Donnerstag.

Juncker will ohne China auskommen

Die Eurozone kann die Schuldenkrise nach Einschätzung des Chefs der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, auch ohne fremde Hilfe bewältigen. Es mache aber Sinn, dass sich China an einer Gesamtlösung beteilige, sagte der luxemburgische Regierungschef. . Die Volksrepublik könne aber keine politischen Gegenleistungen erwarten. "Aber auch wenn es nicht dazu käme, dass China und andere Investoren sich beteiligen würden, wären die Beschlüsse, die wir getroffen haben, substanziell genug, um allein Herr der Verschuldungskrise werden zu können", ergänzte Juncker.

Juncker forderte darüber hinaus die italienische Regierung auf, die angekündigten Reformen umzusetzen. "Und Italien hat sich verpflichtet, und dies wird auch überprüft von der Kommission und der Euro-Gruppe, zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten, gepaart mit substantiellen Strukturreformen. Darauf werden wir sehr achten. Italien kann nicht tun, was ihm in den Kram passt, sondern muss sich so bewegen, wie wir es gemeinsam verabredet haben", fügte Juncker hinzu.

Mit Blick auf den Anleihenaufkauf maroder Staaten durch die Europäische Zentralbank (EZB) sagte Juncker: "Es gibt direkt keinen Grund mehr, wenn der Rettungsschirm voll aufgespannt ist".

Historiker zweifelt am Euro

Trotz der an den Märkten im Allgemeinen sehr positiv aufgenommenen Gipfelergebnissen von Brüssel sieht der Harvard-Historiker Niall Ferguson die europäische Währungsunion als gescheitert an. "Europa steckt fest in seiner Krise", sagte Ferguson der "Berliner Zeitung".

"Der Euro ist gescheitert", stellte der als streitbar bekannte Wirtschaftshistoriker fest. Das gemeinsame Geld bringe nicht nur die Länder der Währungsunion gegeneinander auf, sondern teile auch die Europäische Union in eine Zone mit und eine Zone ohne Euro: "Der Euro ist der größte Antreiber einer europäischen Spaltung." Ferguson ist unter anderem Autor von Büchern wie "Der Aufstieg des Geldes" oder "Der falsche Krieg".

Nach seinern Beststellern zur Währungsgeschichte und den Ursachen des Ersten Weltkriegs beschäftigt sich Ferguson nun mit den Perspektiven der Eurozone: Zwar werde die Währungsunion die Krise überstehen, weil ein Austritt für die Mitgliedsländer zu teuer sei, meinte der Historiker. Doch der Euro werde Europa auseinander statt zusammen führen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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