6. Tag in Folge im Minus Wall Street bleibt im Tief
29.07.2011, 22:35 Uhr
Der Mehrheitsführer der Republikaner John Boehner läuft auf: Die "Grand Old Party" ist uneins über seinen Sparpakets-Entwurf.
(Foto: REUTERS)
Die Anleger stehen im Bann des ungelösten US-Schuldenstreits. Die Uhr tickt - und sie läuft ab. Eine Lösung muss schnell gefunden werden. Wenig Freude bereitet darüber hinaus die maue Wirtschaftsleistung der USA: BIP und Verbrauchervertrauen bleiben hinter den Erwartungen zurück.
Das Schulden-Hickhack in den USA macht immer mehr Anleger an der Wall Street nervös. Schwache Konjunkturdaten aus der größten Volkswirtschaft taten am Freitag ein Übriges: Das Bruttoinlandsprodukt der USA wuchs im zweiten Quartal nur um magere 1,3 Prozent - deutlich geringer als am Finanzmarkt erwartet.
Marktteilnehmer sprachen von einem nervösen Handel, der zunehmend von jeder noch so kleinen Wendung in den Schuldengesprächen bestimmt werde. "Die Märkte steigen und fallen abhängig von jeder Neuigkeit aus Washington", sagte Fred Dickson von D.A. Davidson & Co. So verbuchten die Aktien nach einem kurzlebigen Anstieg erneut Verluste, nachdem der demokratische Mehrheitsführer im Senat ankündigte, eine kurzfristige Lösung in dem verfahrenen Streit nicht akzeptieren zu wollen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel 0,8 Prozent auf 12.143 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 schloss 0,7 Prozent tiefer bei 1292 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rutschte um 0,4 Prozent auf 2756 Stellen. In Frankfurt ging der Dax mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 7158 Zählern aus dem Handel.
Was macht Obama?
"Die Angst am Markt wird immer größer je näher wir dem Stichtag kommen", sagte Peter Cardillo, Ökonom bei Avalon Partners in New York. Gelingt der Durchbruch nicht über das Wochenende, droht der weltgrößten Volkswirtschaft ab Dienstag die Zahlungsunfähigkeit mit möglicherweise unabsehbaren Folgen für Weltwirtschaft und Finanzmärkte - wie nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.
Am Donnerstag hatte zeitweise noch die Hoffnung überwogen, dass sich Demokraten und Republikaner doch noch einigen können. Am Abend folgte aber die Ernüchterung: Wegen eines internen Streits zwischen Anhängern der sogenannten Tea-Party-Bewegung und dem Rest der Partei verschoben die Republikaner eine Abstimmung über einen Lösungsvorschlag.
Durchwachsene Zahlen
Mitten in der Bilanzsaison kamen viele Aktien unter die Räder. Papiere des Pharmakonzerns Merck gaben 2,3 Prozent nach. Merck weitet den bereits geplanten Stellenabbau aus und will seine Kosten damit um jährlich 1 Mrd. Dollar stärker senken.
Anteilsscheine des zweitgrößten US-Öl- und Gaskonzerns Chevron gaben 1,3 Prozent nach, obwohl das Unternehmen dank des hohen Ölpreises deutlich bessere Ergebnisse erzielte als erwartet.
Quelle: ntv.de, rts