Marktberichte

Gute Stimmung, schlechte Kurse Dax kennt kein Halten

Da gehört der Deckel drauf.

Da gehört der Deckel drauf.

(Foto: Pixelio/S.Media)

Ein Kommen und Gehen. Oder: Wie gewonnen, so zerronnen.

Ein Kommen und Gehen. Oder: Wie gewonnen, so zerronnen.

(Foto: Pixelio/Rainer Sturm)

Trotz positiver Wirtschaftsstimmung schließt der deutsche Leitindex niedriger. Nach den enormen Gewinnen der Vorwochen überrascht Händler das Händler jedoch nicht. Es gebe Konsolidierungsbedarf, heißt es. Schwierig für den Markt ist der steigende Ölpreis.

Nach Monaten der Hektik endlich wieder belastbare Zahlen: Überall in Europa öffnen sich die Bücher.

Nach Monaten der Hektik endlich wieder belastbare Zahlen: Überall in Europa öffnen sich die Bücher.

(Foto: REUTERS)

Neue Verunsicherung rund um das zweite Griechenland-Paket hat am Nachmittag den Verkaufsdruck an den europäischen Aktienmärkten verstärkt. Die Gewinne nach dem deutlich besser als erwartet ausgefallenen Ifo-Geschäftsklimaindex für Februar schmolzen komplett wieder ab. Der Markt drehte ins Minus. Zwischenzeitlich hatte das Börsenbarometer sogar über die Marke von 6.900 Punkten gelugt.

Zuletzt notierte der Dax 0,5 Prozent leichter bei 6809 Zählern. Der MDax hielt sich mit minus 0,1 Prozent besser bei 10.368 Punkten. Der TecDax büßte dafür 0,80 Prozent ein auf 771 Zähler.

"Sell on good news", meinte ein Händler mit Blick auf den Schrumpfprozess nach dem überraschend guten Ifo-Index. Der Dax sei nach dem extrem guten Jahresstart auf Konsolidierungskurs, die überkaufte Situation werde nun abgebaut. "Allzu stark wird der Dax vor dem Dreijahrestender in der kommenden Woche aber kaum fallen", ergänzte ein Händler mit Blick auf die üppige Liquiditätssituation.

Nur ein Vorratsbeschluss zu Griechenland?

DAX
DAX 23.596,98

Für Stirnrunzeln unter den Investoren sorgten am Nachmittag Äußerungen des Unions-Fraktionsvize Michael Meister. Er gehe aber nicht davon aus, das der Deal scheitern werde, sagte ein Börsianer. Meister hatte in einem Reuters-Interview betont, dass der Bundestag seine Zustimmung an ein positives Votum des Internationalen Währungsfonds (IWF) koppeln werde. Ein anderer Aktienhändler machte ebenfalls die Meister-Aussagen für die zusätzlichen Verkäufe verantwortlich, betonte aber gleichzeitig, dass die Verluste angesichts der vorangegangenen Rally vergleichsweise gering seien.

Wichtiger waren dem Markt die guten Konjunturdaten aus Deutschland. Der neuerliche Anstieg des Ifo-Index' sei "positiv zu beurteilen - auch in Anbetracht der zuletzt gesunkenen Einkaufsmanagerindizes", sagte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Es verdichteten sich die Zeichen, dass Deutschland in den kommenden sechs Monaten keine Rezession durchlaufen wird. "Vielmehr zeichnet sich im Verlauf der kommenden Monate eine konjunkturelle Belebung ab."

Rezessionsängste blühen

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbesserte sich im Februar zum vierten Mal in Folge. Der Ifo-Index stieg von 108,3 auf 109,6 Punkte. Seit November erholte sich das wichtige Stimmungsbarometer damit trotz aller Unsicherheiten durch die Schuldenkrise und schwache Wachstumszahlen. Nach schwächeren Einkaufsmanagerindizes aus Europa am Mittwoch waren Marktteilnehmer durchaus darauf gefasst gewesen, dass der Ifo enttäuschen könnte.

Nicht nur die konjunkturellen Schwäche, vor allem in der Eurozone, liegt derzeit wie Blei auf den Aktienkursen und wirkt dem Vorwärtsdrang entgegen. Auch der zuletzt stark gestiegene Ölpreis wirkt als Bremse für eine Fortsetzung der Börsen-Rally. Der Ölpreis steigt immer weiter, mit gut 124 US-Dollar wurde am Vormittag für das Barrel Brent so viel bezahlt wie zuletzt im vergangenen Mai. "Die weltweiten Aktienmärkte könnten nach dem großartigen Start ins Jahr nun einen Wendepunkt erreicht haben", gab unter anderem Stan Schamu von IG Markets zu bedenken.

Griechenland haut rein

Mit der Deutschen Telekom, der Allianz und der Commerzbank veröffentlichten am Morgen gleich drei Dax-Unternehmen die Ergebnisse für das vierte Quartal 2011. Das griechische Drama schlug voll ins Kontor: Sowohl die Allianz als auch die Commerzbank mussten hohe Abschreibungen auf griechische Anleihen vornehmen. Bei der Commerzbank waren es 700 Mio. Euro.

Commerzbank brachen nach einer verhagelten Bilanz um 6,6 Prozent ein. Die Bank will durch einen Tausch von Finanzinstrumenten in Aktien einen Teil des Fremdkapitals in Eigenkapital umwandeln. Damit würde das wichtige Kernkapital der Bank erhöht. Die Maßnahme kommt überraschend für die Marktakteure.

Allianz-Aktien hielten sich mit 0,3 Prozent im Plus. "Operativ läuft es rund", sagte Heino Ruland von Ruland Research zum jüngsten Geschäftsverlauf des Versicherers. Der operative Gewinn von 7,9 Mrd. Euro liegt um 117 Mio. Euro über der Konsensschätzung von Analysten. Die Gewinnprognose für 2012 liege jedoch unter den Erwartungen.

Die Papiere der Deutschen Telekom gaben 3,0 Prozent nach. Die Quartalszahlen der Bonner deckten sich jedoch weitgehend mit den Erwartungen. Nach dem gescheiterten Verkauf ihrer US-Tochter will die Telekom in Übersee nun in die Offensive gehen. Sie kündigte an, knapp die Hälfte der für das geplatzte Geschäft erhaltenen drei Milliarden US-Dollar in den Ausbau des Mobilfunknetzes der nächsten Generation investieren.

Die Aktien von MTU Aero Engines büßten 2,3 Prozent ein. Der Gewinn des Herstellers von Flugzeugmotoren ist im vierten Quartal leicht hinter der Konsensprognose zurückgeblieben.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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