Alle Standardwerte im Minus Athen lässt Dax erbeben
14.05.2012, 17:55 Uhr
Griechischer Säulengang: Die Probleme in Athen versperren die Sicht.
(Foto: REUTERS)
Die Euro-Krise nimmt den deutschen Aktienmarkt wieder voll in Beschlag. Die Angst vor einem Austritt Griechenlands aus dem Euro und dessen Folgen gibt den Bären am Aktienmarkt fast freie Hand. Keiner der 30 Dax-Titel geht ohne Kursrückschläge aus dem Handel. Besonders dick erwischt es Konjunkturaktien.
Die Dauerbrenner Griechenland und Spanien haben zum Auftakt der neuen Handelswoche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt dominiert. Insbesondere die Sorge vor Neuwahlen in Griechenland gab den Pessimisten am Markt Raum für Spekulationen.
Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 6451,97 Punkten. Der MDax sackte um 1,8 Prozent auf 10.363,97 Punkte ab. Für den TecDax ging es um 1,4 Prozent auf 771,74 Punkte nach unten.
Neben dem politischen Chaos in Griechenland trübten auch negative Signale vom europäischen Staatsanleihenmarkt die Stimmung. Spanien konnte sich am Geldmarkt nur zu schlechteren Konditionen refinanzieren, zudem stieg auch die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen mit 6,22 Prozent deutlich über die Marke von 6 Prozent, der höchste Stand seit Ende vergangenen Jahres. Auch die Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen Spaniens stiegen deutlich. Eine als leicht positiv bewertete Anleihenauktion in Italien ging dagegen am Markt vorbei.
Konjunkturaktien schwach
Die Hiobsbotschaften aus der europäischen Peripherie sorgte vor allem bei zyklischen Aktien für Kursverluste. Als schwächster Dax-Titel gingen HeidelbergCement mit einem Minus von 5,1 Prozent aus dem Handel. Der Stahlkocher ThyssenKrupp schloss 3,8 Prozent schwächer. Für den Lkw-Bauer MAN ging es um 3,9 Prozent abwärts. Auch Finanzwerte reagierten mit deutlichen Kursabschlägen. Die Deutsche Bank rutschte 4,1 Prozent ab, die Commerzbank schkoss 2,7 Prozent im Minus.
Deutlich besser schlugen sich defensive Aktien, die von einer negativen Konjunkturentwicklung kaum betroffen wären. Die Konsumgüterartikler Henkel und Beiersdorf geben mit 0,2 bzw. 0,5 Prozent deutlich weniger stark nach als der Gesamtmarkt. Auch die Deutsche Telekom hielt sich mit 0,9 Prozent relativ stark. Hier sorgten positive Analystenkommentare von UBS und Goldman Sachs für Gegengewicht.
Der Rückzug von Konzernchef Peter Bauer drückte Infineon 3,3 Prozent ins Minus. "Er hat die Strategie gebaut, mit der Infineon wieder erfolgreich geworden ist", meint ein Marktteilnehmer. Wichtig sei aber, dass die Kontinuität gewahrt werde, indem die Verantwortung an den bisherigen Produktionsvorstand Reinhard Ploss wechsle. "Das sollte den Kurs stabilisieren", so der Marktteilnehmer.
Unter den Nebenwerten schafften wenige Titel den Sprung in die Gewinnzone. An der Spitze legten Kabel Deutschland um 0,4 Prozent zu. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge schnappt sich der Kabelnetzbetreiber den kleineren und hoch verschuldeten Rivalen Tele Columbus.
Aurubis gewannen nach dem Zwischenbericht zum Geschäftsverlauf 0,1 Prozent. Sowohl Umsatz als auch Gewinnkennziffern lagen über den Erwartungen. Positiv sei vor allem der Ausblick. "Analysten könnten ihre Schätzungen nun nach oben nehmen", meinte ein Händler.
Hier spricht der Kurs
Der Kurs von Praktiker zog um 5,8 Prozent an und stand damit an der Spitze des SDax. Das Unternehmen erhielt von einem Finanzinvestor einen Kredit über 85 Mio. Euro. "Anleger setzen auf eine Sanierung", so ein Händler. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen: "Da sind mehr Fragen offen als Antworten", meint Klaus Kraenzle von Silvia Quandt Research. Praktiker will nun mehr Märkte auf die Max-Bahr-Gruppe umstellen: "Die ist aber in Süddeutschland relativ unbekannt", so der Analyst. Praktiker habe bereits mehrere Strategiewechsel hinter sich, der gewünschte Erfolg habe sich noch nicht eingestellt.
Allen Dementis zum Trotz sorgen Gerüchte um eine Übernahme von Loewe durch Apple für ein sattes Kursplus von 32 Prozent. Die Internetseite "Apple Insider" hatte über ein Interesse von Apple dem TV-Hersteller spekuliert. Loewe-Sprecher Roland Raithel betonte der "Welt" zufolge allerdings: "Da ist gar nichts dran."
Einen unnötigen Schreck beim Blick auf den Kurszettel bekam möglicherweise mancher Aktionär von Balda. Das Unternehmen führte mit einem Minus von 24,5 Prozent die Verliererliste mit weitem Abstand an. Ursache für das dicke Minus war jedoch eine Dividendenzahlung von 1,30 Euro je Aktie. Daneben notierten auch Fraport, Fresenius und SPV Edelmetalle AG ex Dividende.
Quelle: ntv.de, nne/sla/DJ/rts