Marktberichte

Trotz Konjunkturschwung Dax knackt 7000 Punkte nicht

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(Foto: REUTERS)

Zum Feiern fallen die jüngsten Wachstumszahlen der deutschen Wirtschaft nicht aus. Weil Industrie und Dienstleister jedoch weniger stark an Fahrt verlieren als befürchtet, greifen Anleger am deutschen Aktienmarkt zu und schieben die Kurse nach oben. Für den heiß ersehnten Sprung über 7000 Punkte im Dax reicht es aber nicht.

Gute Konjunkturdaten und eine Reihe erfreulicher Unternehmensberichte haben dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag Auftrieb gegeben. Der Dax näherte sich zeitweise bis auf 5 Punkte wieder der 7000er-Marke an, die er zuletzt Anfang April überwunden hatte. Zum Handelsschluss gewann der Leitindex 0,9 Prozent auf 6974,39 Punkte. Der MDax rückte um 0,6 Prozent auf 11.049,50 Punkte vor. Für den TecDax ging es um 0,5 Prozent auf 778,26 Punkte hoch.

"Die etwas besser als erwarteten Daten zur deutschen und auch zur französischen Wirtschaftsentwicklung haben den Markt am Morgen gestützt, doch spannender waren die US-Einzelhandelsdaten", sagte Marktanalyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Nachdem diese positiv überrascht hatten, bekam der Dax daher erneut Aufwind. Die US-Einzelhändler hatten im Juli ein überraschend starkes Umsatzplus von 0,8 Prozent verbucht.

Für Aufsehen sorgten zuvor bereits eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten aus Europa. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt hat im zweiten Quartal mit 0,3 Prozent etwas stärker zugelegt als erwartet, während das französische unverändert blieb, obwohl Experten mit einem Rückgang gerechnet hatten. "Aus technischer Sicht haben wir eine Trendwende hin zum Positiven", erklärte Riccardo Designori, Finanzanalyst bei Brown Editore in Mailand. Zwar könnte es auch Rückschläge geben, aber am Gesamtbild dürfte sich vorerst wenig ändern.

Händler in Frankfurt vermuteten, dass der kleine Verfallstermin am Freitag - es werden Optionen auf Einzelaktien und Indizes fällig - ebenfalls die Kurse stützt. Allerdings war auch viel Skepsis zu hören. Zum einen beklagten die Börsianer die extrem niedrigen Umsätze. Zum anderen sahen viele den Kursanstieg als fundamental nicht gerechtfertigt an. Sie verwiesen auf die weiter ungelöste Schuldenkrise, die schlechte Stimmung der Börsenprofis, wie sie sich am Dienstag einmal mehr im ZEW-Konjunkturindex widerspiegelte - er fiel überraschend um 5,9 Punkte auf minus 25,5 Zähler - und der in der Euro-Zone insgesamt schrumpfenden Wirtschaftsleistung. Laut Eurostat fiel das BIP in der Währungszone im zweiten Quartal um 0,2 Prozent.

Zahlenflut

Rückenwind für die Märkte kam auch von der Berichtssaison. Als besonders positiv bewerteten Marktteilnehmer die Geschäftszahlen von Merck. Analyst Peter Spengler von der DZ-Bank bezeichnete die Entwicklung im zweiten Quartal sogar als "exzellent". Merck hat die Schätzungen deutlich übertroffen und zugleich die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Der Kurs gewann 4,2 Prozent auf 86 Euro.

Die Anteilsscheine von K+S zogen mit der Aussicht auf eine Dividendenerhöhung um 1 Prozent auf 39,77 Euro an. Gut hat sich im zweiten Quartal die Kali-Sparte entwickelt. Bei RWE lagen die Geschäftszahlen indes im Rahmen der Erwartungen. Die Aktie gewann 0,6 Prozent auf 33,14 Euro.

Tui legt zu

Einer der größten Gewinner im MDax war Tui mit einem Kursplus von 4,4 Prozent. Analyst Stefan Kick von Silvia Quandt Research bezeichnete die Quartalszahlen zwar nur als im Rahmen der Erwartungen liegend, bewertete die Absicht zum Kauf des deutschen, österreichischen und polnischen Geschäfts von Tui Travel aber als positiv.

Douglas stiegen um 1,8 Prozent. Die Titel reagierten damit auf Berichte, wonach der Finanzinvestor Advent bald bei dem Betreiber der gleichnamigen Parfümerie- und Buchhandelskette Thalia einsteigen will.

Nach kräftigen Kurs-Vorschusslorbeeren am Vortag bauten Sky Deutschland ihr Kursplus nach Veröffentlichung von Quartalszahlen weiter aus. Die Papiere legten 2,6 Prozent zu. Erstmals seit der Umbenennung von Premiere in Sky im Jahr 2009 hat das Unternehmen operativ schwarze Zahlen geschrieben. Analyst Frank Neumann vom Bankhaus Lampe begrüßt die Entwicklung bei Sky. Der Bezahlsender sei "auf dem richtigen Weg".

Trotz schwacher Quartalszahlen legten Aktien von Salzgitter um 0,6 Prozent zu. Ein Händler sprach von Käufen durch Anleger, die zuvor auf fallende Aktienkurse spekuliert hatten. In dem stark gefallenen Kurs seien die "schlimmsten Befürchtungen" schon enthalten. Immerhin habe das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt.

Größter Gewinner in der zweiten Börsenreihe war der Hamburger Hafenbetreiber HHLA, der um 5,6 Prozent zulegte. Börsianern zufolge glich der Markt damit allzu negative Erwartungen an das Unternehmen aus. "Das operative Ergebnis in der Hafenlogistik liegt um fast 20 Prozent über der Konsensprognose", stellte ein Händler fest. Seit Anfang April hatten Papiere von HHLA wegen der Furcht vor den Auswirkungen der schwachen Weltkonjunktur um 30 Prozent nachgegeben.

Rote Zahlen bei Hochtief kamen bei Börsianer dagegen nicht gut an, der Kurs sank am unteren MDax-Ende um 2,3 Prozent. Das Festhalten von Hochtief an der Gewinnprognose für das Gesamtjahr sei "mehr als ambitioniert", sagte ein Händler. Rückstellungen für die Hamburger Elbphilharmonie hätten den Gewinn "vergeigt". Im ersten Halbjahr weiche das Konzernergebnis daher schon um fast 80 Mio. Euro von der Konsensprognose von Analysten ab, konstatiert der Händler. Ob das Unternehmen diese Lücke in den kommenden sechs Monaten schließen kann, müsse bezweifelt werden.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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