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Gehalts- und Bonuszahlungen Ackermann will handeln

Angesichts der weltweiten Finanz- und Bankenkrise sieht Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch Handlungsbedarf bei den Gehalts- und Bonuszahlungen der Bankmanager. "Das bisherige Vergütungssystem bei vielen Banken muss überdacht werden", sagte Ackermann der Schweizer "NZZ am Sonntag". Zwar sollten Geschäftsleitungen und Verwaltungsrat die Vergütungen festlegen und nicht die Politik. Doch das Vergütungssystem sei "oftmals zu kurzfristig orientiert und zu stark an die Erträge und nicht an den Gewinn gebunden" gewesen.

Bei der Deutschen Bank denke man jetzt über ein mehrjähriges Bonus-Malus-System nach. "Man kann nicht erwarten, dass der Staat Banken mit Steuergeld hilft und diese weiter hohe Boni ausschütten", sagte der Bankenchef, der gebürtiger Schweizer ist. Darüber hinaus müssten in solch schwierigen Jahren die Banken generell Signale setzen. Deswegen habe man im obersten Führungsgremium der Deutschen Bank entschieden, dieses Jahr auf einen Bonus zu verzichten. "Der Chef der Deutschen Bank ist das Gesicht der Finanzbranche in Deutschland", sagte Ackermann, der sich auch für weitere Zinssenkungen aussprach.

Staatliche Hilfe nicht ausgeschlossen

Mittlerweile schließt Josef Ackermann staatliche Hilfe für sein Institut nicht mehr kategorisch aus. "Wir erhalten nach wie vor relativ günstig Fremdkapital. Allerdings werden wir sorgfältig beobachten müssen, ob sich aus der staatlichen Hilfe aufgrund verschiedener Lösungsansätze in einzelnen Ländern nicht am Ende doch Wettbewerbsnachteile ergeben", so der Bankmanager.

Viele Banken prüfen aus Wettbewerbsgründen eine Teilnahme an dem Rettungspaket. Allerdings bekräftigte Ackermann sowohl in dem schweizerischen Blatt als auch in einem Interview der "Welt am Sonntag", dass der deutsche Branchenprimus staatliche Hilfen nicht in Anspruch nehmen wolle. "Ich glaube, dass die Deutsche Bank es auch so schaffen kann", sagte er der "Welt am Sonntag". Die "NNZ" zitierte den Banker mit den Worten: "Ordnungspolitisch ist für mich klar: Solange man eigenständig operieren kann, muss man das versuchen. Risiko gehört zum Wirtschaften".

Der Deutsche-Bank-Chef hatte heftige Reaktionen aus der Politik hervorgerufen, als er vor Führungskräften der Bank erklärt hatte: "Es wäre eine Schande, wenn wir eingestehen müssten, dass wir Geld vom Steuerzahler benötigen." Ein Regierungssprecher sprach von "außerordentlich bedenklichen" Äußerungen. Ackermann hatte später von einem "Missverständnis" gesprochen und hinzugefügt: "Ein bisschen Gelassenheit wäre ganz gut." Das Rettungspaket des Bundes zapfen bislang die Commerzbank, die Hypo Real Estate und einige Landesbanken an.

Krise noch nicht vorbei

Ein rasches Ende der weltweiten Finanzkrise erwartet der Schweizer nicht mehr. "Ich glaube, wir werden noch zwei, drei Jahre unter dieser Krise leiden", sagte er der "Welt am Sonntag". Ackermann sieht sein Haus am Ende sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen, die er eigentlich schon vor einem Jahr fast beendet gesehen hatte. Gleichwohl werde die Deutsche Bank sich von ihrem 2007 erreichten Rekordgewinn von mehr als acht Mrd. Euro vor Steuern verabschieden müssen.

"Heute unter dem Eindruck der Krise erscheint es unrealistisch, dass wir wieder einmal so gute oder vielleicht sogar noch bessere Zahlen vorlegen", zitierte ihn die "Welt am Sonntag". "Aber ich bin mir sicher: Dieser Tag kommt. Vielleicht sogar schneller, als wir denken." Seine Bank habe die Verwerfungen bislang jedoch unbeschadeter überstanden als viele Wettbewerber, sagte er.

Im dritten Quartal 2008 hatte die Deutsche Bank jüngst 1,2 Mrd. Euro im Investmentbanking abgeschrieben. Vor Steuern war aber ein kleiner Gewinn von 93 Mio. (Vorjahr: 1,4 Mrd.) Euro geblieben, während Rivalen in Europa und den USA mit tiefroten Zahlen kämpfen. Seit Beginn der Krise vor einem Jahr sind bei der Deutschen Bank 8,5 Mrd. Euro Abschreibungen aufgelaufen. Jedoch nur im ersten Quartal dieses Jahres musste die Bank einen Verlust verschmerzen. Ackermann sprach zuletzt schon von einer "eklatanten Verschärfung der Finanzkrise". Auch zum Jahresschluss blieben die Zustände an den Aktien- und Kreditmärkten extrem schwierig.

Quelle: ntv.de

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