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Den Glauben verloren Ackermann will mehr Staat

Angesichts der internationalen Turbulenzen glaubt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Maßnahme nicht aus, sagte Ackermann. Die Regierungen müssten Einfluss nehmen auf die Märkte. Ackermann rief zu gemeinsamen Aktionen von Regierungen, Zentralbanken und Banken auf, um das Vertrauen in die globalen Finanzmärkte wiederherzustellen.

Nach Ansicht des früheren amerikanischen Notenbankchefs Alan Greenspan dürfte die aktuelle Finanzkrise in den USA die schmerzhafteste seit dem Zweiten Weltkrieg werden. "Die Krise wird viele Opfer zurücklassen", schrieb Greenspan in einem Gastbeitrag in der "Financial Times". Sie werde erst enden, wenn sich die Hauspreise in den USA nach ihrem andauernden Fall stabilisieren. Bis zu diesem Moment werde es noch Monate dauern, wie lange genau, sei nicht vorherzusagen. Zugleich zweifelte Greenspan an, dass die Finanzkrise zu verhindern gewesen wäre: "Wir werden nie in der Lage sein, alle Einbrüche der Finanzmärkte vorherzusehen." Greenspan, der von 1987 bis 2006 US-Notenbankchef war, hat einerseits den Ruf einer Legende. Andererseits wird die von ihm vor einigen Jahren betriebene Politik niedriger Zinsen oft auch als ein Ursprung der heutigen Kreditprobleme gesehen.

Nichts ist mehr wie vorher

Die Finanzbranche steht nach dem Nacht-und-Nebel-Verkauf der Traditionsbank Bear Stearns und der ersten Wochend-Not-Sitzung der US-Notenbank seit 1979 Experten zufolge vor umwälzenden Änderungen. Die Markforscher von Creditsights sprachen in einer Analyse von einer "neuen Weltordnung" für Banken, Broker und andere Finanzfirmen. Die Realität zeige, dass es eine große Gruppe von Banken, Anleiheversicherern und Handelshäusern mit akuten Problemen gebe, denen nur eine relativ kleine Zahl starker Großbanken gegenüber stünde.

Die renommierte Bankenanalystin Meredith Whitney sagte zudem weitere drastische Kursverluste bei Bank-Aktien voraus. Papiere von Firmen aus der Finanzbranche könnten noch um bis zu 50 Prozent fallen, schrieb die Expertin von Oppenheimer & Co. in einem Bericht an Kunden, "Wir gehen davon aus, dass es noch während des ersten Halbjahres Goodwill-Abschreibungen geben wird. Wir glauben, dass Investoren sich mehr auf den handfesten Buchwert konzentrieren werden und die Aktien deshalb schnell auf ein deutlich tieferes Niveau fallen werden."

Rollt eine Übernahmewelle an?

Zu den starken Banken, die angeschlagene Rivalen übernehmen könnten, zählte Creditsights in seiner Analyse JPMorgan, Wells Fargo, Goldman Sachs und Bank of America . In Europa könnten HSBC und Barclays die Lage nutzen, um geschwächte Rivalen zu schlucken, so die Experten.

"Jeder fragt sich: Wer wird als nächstes übernommen? Gibt es ein nächstes Bear Stearns in Europa?", fragt auch der Analyst Edmund Shing von BNP Paribas. Das Misstrauen unter den Instituten sei enorm. So kam die Bereitstellung von Krediten zwischen den Banken am Montag nahezu zum Erliegen.

"Der Fast-Zusammenbruch von Bear Stearns und die Übernahme erschweren die Kreditklemme und die allgemeine Krise auf den Finanzmärkten", meinte Willem Sels von Dresdner Kleinwort. Die Risiko-Aversion bei Banken steige zunehmend. "Die Geldmärkte machen eine brutale Zeit durch."

Quelle: ntv.de

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