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Verdacht auf Insiderhandel Air Berlin-Chef im Visier

Der Vorstandschef der Fluggesellschaft Air Berlin, Joachim Hunold, sowie weitere Manager sind wegen des Verdachts des Insiderhandels ins Visier der Justiz geraten. Am Dienstagmorgen wurde die Berliner Zentrale des Unternehmens durchsucht. Nach Angaben von Air Berlin wurden Protokolle von Aufsichtsrats- und Vorstandssitzungen eingesehen. Bundesweit durchsuchten unter Federführung der Stuttgarter Staatsanwaltschaft rund 50 Ermittler von Polizei und der Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) insgesamt zehn Objekte. Hunold wies die Vorwürfe als unzutreffend zurück.

Neben Hunold stehen auch Aufsichtsratschef Johannes Zurnieden sowie drei Abteilungsleiter im Verdacht, ihr Insiderwissen genutzt und Air Berlin-Aktien vor dem Kauf der dba im August 2006 gekauft zu haben. Laut Staatsanwaltschaft wird gegen sechs Beschuldigte konkret ermittelt. Die Durchsuchungen erfolgten auch an den Wohnorten der Mitarbeiter. Der sechste Verdächtige ist nach Air Berlin-Angaben noch nicht namentlich bekannt.

Die Beschuldigten sollen vor Beginn der Übernahmeverhandlungen massiv Aktien von Air Berlin im Gesamtvolumen von rund 1,5 Mio. Euro erworben haben. Der Aktienkauf soll noch vor der Ad-hoc-Mitteilung erfolgt sein, die über den Kauf der dba informierte. Alleine der Vorstand und der Aufsichtsratsvorsitzende sollen dabei Aktien im Wert von 1,47 Mio. Euro gekauft haben.

Hunold sagte: "Ob und in welchem Umfang der Börsenkurs von Air Berlin nach Bekanntgabe der dba-Übernahme steigen würde, war mehr als ungewiss." Er habe Anfang Juni 2006 erstmals Aktien zugekauft, weil gerade zu diesem Zeitpunkt die börsenrechtlich auferlegte Lockup-Periode zu Ende gegangen war und er ein positives Zeichen für den Markt setzen wollte. Diese Aktienkäufe seien ordnungsgemäß der Finanzaufsicht gemeldet und im Internet veröffentlicht worden. Die BaFin habe die Käufe bereits im Frühherbst 2006 untersucht und nicht weiter beanstandet.

Die dba-Übernahme war am 17. August 2006 vor Börsenöffnung bekannt gegeben worden. Der Aktienkurs sprang daraufhin um knapp 10 Prozent auf 11 Euro. Am Vortag waren noch keine besonderen Kursbewegungen zu erkennen.

Zurnieden sagte im "Handelsblatt": "Ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich unschuldig wie ein Lamm." Alle Aktienkäufe seien ordentlich veröffentlicht worden. Auch der frühere dba-Eigentümer Hans Rudolf Wöhrl hält den Verdacht von Insidergeschäften für nicht gerechtfertigt. Jeder Beteiligte habe gewusst, "wie offen der Ausgang der Verhandlungen war", sagte Wöhrl dem "Tagesspiegel". Selbst beim Notar sei ein Scheitern der Übernahme noch möglich gewesen. Der Erwerb von Aktien zu einem so frühen Zeitpunkt - im Juni 2006 - hätte demzufolge keinerlei Vorteile aus Insiderwissen gebracht.

Hunold betonte weiter, Air Berlin werde sich gegenüber den Ermittlungsbehörden kooperativ zeigen. Es sei zwar zutreffend, dass bereits am 26. Mai 2006 eine so genannte Geheimhaltungsverpflichtung zwischen Air Berlin und dba geschlossen worden sei und man danach die Prüfung eines möglichen dba-Kaufs begonnen habe. Erst am 15. Juli, also nach den Aktienkäufen, sei der Vorstand vom Aufsichtsrat zu Kaufverhandlungen ermächtigt worden. Zwei Tage später seien die mit dem Vorgang betrauten Mitarbeiter zur Abgabe von Insider-Verpflichtungen aufgefordert worden.

Die Staatsanwaltschaft prüft nach eigenen Angaben derzeit die sichergestellten Unterlagen. Die Auswertung der Beweisstücke werde längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) forderte eine schnelle Aufklärung. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre Hunold als Vorstandsvorsitzender nicht mehr tragbar, sagte Sprecher Michael Kunert.

Quelle: ntv.de

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