"Entschärfung" in Toulouse Airbus schafft 1500 Jobs
25.06.2008, 18:44 UhrAirbus schafft in diesem Jahr netto 1500 Stellen. Die Produktion laufe an der Kapazitätsgrenze und die Einstellungen in der Fertigung überwögen den Stellenabbau in der Verwaltung, sagte EADS-Arbeitsdirektor Frdric Agenet. Die wegen der Dollarschwäche geplanten zusätzlichen Sparmaßnahmen würden nicht zu weiterem Stellenabbau führen. Der Airbus-Konzern EADS hat wegen der hohen Auslieferungen derzeit fast acht Mrd. Euro in der Kasse, doch die Dollarschwäche bedroht langfristig die Rentabilität.
Nach dem laufenden Effizienzprogramm "Power8" sollen bis 2010 rund 10.000 Stellen in der Verwaltung wegfallen, davon gut die Hälfte Zeitarbeiter und Stellen bei Drittfirmen. Das Teilziel eines Abbaus von 4419 Stellen direkt bei Airbus wurde bis Ende Mai zu 41 Prozent erreicht. Samt anderen Maßnahmen sollen mit "Power8" gut zwei Mrd. Euro eingespart werden. Zusatzmaßnahmen ("Power8 plus"), die im Herbst vorgestellt werden dürften, sollen eine weitere Milliarde bringen. Langfristig will EADS einen Großteil der Fertigung aus dem Dollarraum beziehen; die Gewerkschaften wollen dazu ein Gegenprogramm erarbeiten.
Die Spannungen zwischen deutschen und französischen Mitarbeitern bei der Montage der Airbus A380 in Toulouse sind nach Angaben der französischen und deutschen Gewerkschaften im Abbau begriffen. Alle Gewerkschaften hatten sich in den vergangenen Tagen gemeinsam bei den Beschäftigten vor Ort um mehr Verständnis füreinander bemüht. In der A380-Montagehalle arbeiten neben 900 Franzosen auch 2.500 entsandte Deutsche, die die Verkabelung der Rumpfteile aus Hamburg nachbessern. Die meisten Deutschen sind extra angeworbene Zeitarbeiter.
Weil die Verkabelung bis zur A380-Maschine Nummer 27 noch nicht standardisiert sei, gebe es ständig kleine Verzögerungen, so dass deutsche Teams zeitweise nicht arbeiten könnten. Das führe zu Unmut bei Franzosen, die zudem keine Entsendungszulage erhielten, sagten Rüdiger Lütjen von der IG Metall und französische Gewerkschafter gleichermaßen. Doch am Ende säßen alle im selben Boot. Die Probleme seien durch falsche Entscheidungen des früheren Managements hervorgerufen worden, sagte Anne-Cathrine Cudennec von der CFE-CGC. Ihr Kollege Philippe Fraysse von Force Ouvrire fügte hinzu, es seien Falschinformationen aus dem "Mikrokosmos Toulouse" verbreitet worden. Alles, was der deutsche Airbus-Chef Thomas Enders mache, werde auch vom französischen EADS-Chef Louis Gallois mitgetragen.
Anonyme Veröffentlichungen über die angebliche Benachteiligung der Franzosen bei dem geplanten Stellenabbau des "Power8"-Programms hatten den Unmut in Frankreich mit geschürt. In Deutschland sollen zum Beispiel direkt bei Airbus 1426 Stellen wegfallen, in Frankreich (ohne Zentralverwaltung) 1426 und in Großbritannien 666. Bis Ende Mai wurde das Ziel in Deutschland zu 23 Prozent erreicht, in Frankreich zu 41 Prozent und in Großbritannien zu 69 Prozent. Das liege aber nicht wie behauptet an einer Vorzugsbehandlung der Deutschen, sondern nur an den unterschiedlich schnellen rechtlichen Prozeduren, sagten die Gewerkschafter. In den kommenden Monaten dürfte sich das Bild schnell ändern. Das wurde vom EADS-Management bestätigt.
Quelle: ntv.de