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Lufthansa lauert Alitalia im Überlebenskampf

Die Zukunft der krisengeschüttelten Alitalia hängt am seidenen Faden: Nach dem Scheitern der Übernahmegespräche mit Air France-KLM suchten Regierung und Verwaltungsrat der italienischen Fluggesellschaft fieberhaft nach einer Möglichkeit, die Airline vor dem Konkurs zu bewahren. Die Gewerkschaften mahnten, vor den Wahlen in zehn Tagen keine Entscheidung zu treffen. Die Deutsche Lufthansa plant nach wie vor kein Angebot für Alitalia. Branchenkenner sehen dies allerdings nicht unbedingt als das letzte Wort, falls sich die Bedingungen für eine Sanierung der hoch verschuldeten Fluggesellschaft verbessern sollten.

Die Regierung in Rom beteuerte vor einer Krisensitzung des Verwaltungsrats, sie wolle Alitalia am Leben erhalten. Zugleich erklärten Regierungsvertreter, es müsse geprüft werden, ob die Verhandlungen mit Air France-KLM endgültig gescheitert seien. Die Regierung wollte Alitalia bislang nur einen Überbrückungskredit gewähren, wenn ein neuer Partner im Boot ist. Jetzt droht der Konkurs. Alitalia schreibt derzeit täglich Verluste von rund einer Million Euro.

Air France-KLM hatte die Gespräche am Mittwochabend für beendet erklärt, nachdem die Verhandlungen mit den Gewerkschaften zusammengebrochen waren. Alitalia-Chef Maurizio Prato trat daraufhin zurück. Die französisch-niederländische Airline betonte zunächst aber, der Konzern halte an seinem Übernahmeplan fest, der den Abbau von insgesamt 2100 Stellen bei Alitalia vorsieht. Aus Gewerkschaftskreisen hieß es, Alitalia wolle am Freitag mit den Arbeitsnehmervertretern über das weitere Vorgehen beraten.

Topthema im Wahlkampf

UIL-Generalsekretär Luigi Angeletti warnte im TV-Sender Canale 5 vor übereilten Entscheidungen. Zunächst sollte der Ausgang der vorgezogenen Parlamentswahl am 13. und 14. April abgewartet werden. Ob es dann weitere Angebote geben wird, ist völlig unklar. Oppositionsführer Silvio Berlusconi, der gute Chancen auf einen Wahlsieg hat, strebt eine italienische Lösung an. Am Donnerstag appellierte er an italienische Unternehmer, sich an einem Angebot für Alitalia zu beteiligen.

Das Thema ist mittlerweile ins Zentrum des Wahlkampfs gerückt. Notwendig wurden die Neuwahlen, nachdem die Mitte-Links-Koalition von Regierungschef Romano Prodi ihre Mehrheit im Senat verloren hatte. Der italienische Staat will seine Anteile von 49,9 Prozent an Alitalia schon seit längerem verkaufen. Prodis Regierung stand einer Übernahme durch einen ausländischen Konkurrenten aufgeschlossen gegenüber.

Branchenkenner halten es für möglich, dass Lufthansa doch noch ein Angebot abgeben könnte, sollten die Gewerkschaften ihre harte Haltung aufgeben. Air France-KLM hatte von Anfang an betont, den erforderlichen Sanierungskurs nur mit Zustimmung der Arbeitnehmervertreter fahren zu wollen.

"Italien wichtiger Markt"

Lufthansa war im Dezember nach Vorgesprächen mit Alitalia wegen zu hoher Risiken nicht ins Bieterrennen eingestiegen. "Unsere Einschätzung zu Alitalia hat sich nicht verändert", sagte ein Lufthansa-Sprecher. "Wir sind weiter der Auffassung, dass Italien ein wichtiger und attraktiver Markt ist und werden die weitere Entwicklung genau beobachten."

Allerdings gehen Branchenexperten davon aus, dass die Deutschen auch nach der Absage weiter in Kontakt mit der italienischen Seite geblieben sind. Auch bei der Übernahme der Swiss hatte Lufthansa lange Zeit mit einem Angebot gezögert, bis die Schweizer Eigner zu harten Sanierungsschritten bereit waren.

Quelle: ntv.de

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