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Vertuschung bei HRE Anzeige wird geprüft

Der Fall der Hypo Real Estate hat für ein gewaltiges Erdbeben in der deutschen Bankenlandschaft gesorgt. Glaubte man vergangene Woche noch an die durch starke Staaten gut geschützte Finanz-Bastion Europa, so sind auch die schadenfrohen Europäer auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Mit Fortis und der deutschen Hypo Real Estate sind zwei Größen der Finanzbranche ins Trudeln geraten. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz(DSW) in Bayern erwägt jetzt gar eine Anzeige gegen den HRE-Vorstand.

"Da ist gehörig was schief gelaufen", sagte Daniela Bergdolt, Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes des DSW, gegenüber n-tv.de. " Das Geschäftsmodell der Hypo Real ist zusammengebrochen", sagt die Aktionärsvertreterin. Doch selbst Experten wundern sich über das abrupte Auftreten dieses Beinahe-Kollapses. Noch im Mai bei der Hauptversammlung der Hypo Real machten Vorstand und Aufsichtsrat auf eitel Sonnenschein. "Eine Erklärung dafür habe ich auch nicht", sagt Bergdolt zu dem plötzlichen Beinahe-Kollaps.

Zusammen mit der Bundesfinanzaufsicht BaFin prüft der Verband jetzt eine Anzeige gegen den HRE-Vorstand. Der Verdacht drängt sich auf, dass die Manager den Fast-Zusammenbruch bis zuletzt vertuschen wollten. Eine mögliche Lücke von 30 Milliarden Euro durch ungesicherte Wertpapiere entsteht nicht über Nacht. Die Aktie hatte bereits am Freitag zehn Prozent verloren. "Möglicherweise hat da schon jemand was gewusst", sagt Bergdolt.

Personelle Konsequenzen

Für Bergdolt ist der Ausgang der Untersuchungen offen: "Das kann strafrechtliche Relevanz haben, aber auch zivilrechtliche Relevanz. Beides ist möglich." Hört sich danach an, als gäbe es auf jeden Fall Schuldige an der Misere. Nach der vorläufigen Rettung der Bank will man diese auch zur Verantwortung ziehen: "Über personelle Konsequenzen muss man nachdenken, keine Frage."

Dabei hat sich die Bank in diesem Jahr schon mal einen ähnlichen Fehler erlaubt. Im Frühjahr behauptete man steif und fest, nicht von der US-Immobilienkrise betroffen zu sein. Kurz darauf mussten Abschreibungen in Höhe von 380 Millionen Euro eingeräumt werden. Der Kurs des Unternehmens brach ein, das Vertrauen war zerstört. Bis zur Hauptversammlung im Mai kämpfte das Unternehmen um verlorengegangenen Kredit bei den Aktionären. In München machte man auf gutes Wetter, obwohl sich damals vielleicht schon neue, dunkle Wolken abzeichneten.

Schwierige Verfolgung

Wie schwierig es ist, Unternehmen bei der Pflichtverletzung dingfest zu machen, zeigt der Daimler-Prozess. Aktionäre klagen gegen den Konzern wegen des Rücktritts des damaligen Vorstandsvorsitzenden Schrempp. Damals soll das Ausscheiden des Managers bereits vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung so wahrscheinlich gewesen sein, dass eine Ad-Hoc-Meldungen Pflicht gewesen wäre, meinen die Kläger.

Nach dem Ausscheiden des Managers machte der Kurs der Daimler-Aktie einen Freudensprung. Die Aktionäre, die vor der Bekanntgabe verkauften sehen sich durch den Abgang Schrempps um die satten Gewinne betrogen. Sie hätten wohl nicht verkauft, wenn sie gewusst hätten, dass der expansionsfreudige Manager bald nicht mehr die Geschicke der Schwaben leitet. Der Ausgang des Verfahrens ist noch offen, doch für die Aktionäre wird es schwer den Prozess zu gewinnen.

Quelle: ntv.de

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