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Neuer Discount-Riese Aus Plus wird Netto

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka darf unter Auflagen einen neuen Discount-Riesen aus den bislang konkurrierenden Ketten Netto und Plus schmieden. Nach monatelangen Verhandlungen und Zugeständnissen seitens der Netto-Mutter Edeka und der Plus-Mutter Tengelmann gab das Bundeskartellamt grünes Licht für das Fusionsvorhaben.

Demnach muss Tengelmann zuerst knapp 400 der 2900 Plus-Märkte in Deutschland verkaufen. Außerdem wird sich Tengelmann nur mit 20 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen Netto/Plus beteiligen. Der neue Discount-Riese, der nach Aldi und Lidl eine große Nummer 3 in Deutschland sein wird, soll nach Angaben von Tengelmann und Edeka binnen eines halben Jahres stehen.

Dagegen genehmigte das Bundeskartellamt die Zusammenarbeit zwischen Edeka und Tengelmann beim Wareneinkauf nicht. Der Mülheimer Familienkonzern muss sich für seine Supermarktkette Kaiser's entgegen den ursprünglichen Planungen einen anderen Einkaufspartner als Edeka aussuchen, entschied das Bundeskartellamt.

Mehr Filialen als erwartet werden verkauft

Präsident Bernhard Heitzer verwies auf den Konzentrationsprozess im Lebensmitteleinzelhandel. Während 1999 noch acht große Handelsketten über rund 70 Prozent des deutschen Marktes verfügt hätten, teilten sich heute lediglich fünf Supermarkt- und Discountketten bereits 90 Prozent des Marktes. Bei der intensiven Prüfung seien neben dem Wettbewerb in regionalen Märkten auch Auswirkungen auf den Wareneinkauf betrachtet worden.

Der Netto Marken-Discount könne spätestens mit Beginn des kommenden Jahres 2500 Plus-Filialen und sechs Mrd. Euro Umsatz in das Ladennetz integrieren, teilte die Edeka Zentrale AG & Co. KG in Hamburg mit. Zuvor müssten 378 Plus-Märkte, vornehmlich in Ostdeutschland, verkauft werden. "Wir sind zuversichtlich, diese Bedingung innerhalb der vorgesehenen Zeit von sechs Monaten erfüllen zu können", teilte Karl-Erivan Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, in Mülheim an der Ruhr mit. Verkaufsgespräche seien bereits aufgenommen worden. Die Zahl der zu verkaufenden Filialen sei höher als erwartet gewesen.

Treuhänder wird eingesetzt

Nur wenn sich nachweislich kein Erwerber für einen Markt findet, dürfe dieser geschlossen werden, betonte das Kartellamt. Das sei nur in wenigen Einzelfällen möglich. Ein Treuhänder solle in den nächsten Monaten nun dafür sorgen, dass das zu verkaufende Filialpaket nicht an Wert verliere und dass in der Zeit keine Schließungen erfolgten. Der Verkauf der rund 400 Plus-Filialen könne an einen oder an bis zu drei Erwerber erfolgen. Das Kartellamt will diesen Prozess überwachen.

In Branchenkreisen gelten bereits Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe und der Discounter Norma als mögliche Interessenten für die zu verkaufenden Plus-Filialen. Der Kölner Handelsriese Rewe hatte sich im vergangenen Jahr selbst um Plus Deutschland bemüht, war aber im Bieterrennen von Edeka überboten worden. Zur Rewe gehört der Discounter Penny, der nun mit vielen Neueröffnungen expandieren soll. "Rewe hat grundsätzlich Interesse. Wir werden das aber von den Bedingungen abhängig machen", sagte ein Rewe-Sprecher.

Kritik von Oxfam

Die Hilfsorganisation Oxfam Deutschland kritisierte die Entscheidung des Bundeskartellamts. Bereits jetzt verfügten die sechs größten Lebensmittelkonzerne Aldi, Lidl, Edeka, Tengelmann, Rewe und Metro in Deutschland über einen Marktanteil von etwa 90 Prozent. Die Fusion von Edeka und Plus verstärke diese Marktkonzentration.

"Edeka hat bereits angekündigt, die gestiegene Einkaufsmacht einzusetzen, um die Lieferanten stärker im Preis zu drücken," erklärte Marita Wiggerthale, Handelsexpertin bei Oxfam Deutschland. "Es ist zu erwarten, dass die Fusion einen aggressiveren Preiswettbewerb auslöst, der auf Kosten der Lieferanten ausgetragen wird."

Quelle: ntv.de

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