"Wir waren zu gutgläubig" BDI räumt Fehler ein
16.10.2008, 09:00 UhrDie deutsche Industrie hat eine Mitschuld an der Finanzkrise eingeräumt. "Auch wir haben Fehler gemacht", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, dem "Tagesspiegel". "Womöglich waren wir auf manchen Märkten und in manchen Projekten zu gutgläubig, zu vertrauensselig." So habe die Industrie zu viel Vertrauen in das Risikomanagement der Banken und Beurteilungen durch Ratingagenturen gehabt.
Thumann begrüßte den Plan der Bundesregierung, die Managervergütungen in den Banken, die der Staat unterstützen solle, zu begrenzen. "Wenn es einem Unternehmen schlecht geht, müssen alle ihren Beitrag leisten. Dann muss auch der Vorstand zurückstecken", sagte Thumann. Die von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück angestrebte Obergrenze von 500.000 Euro pro Jahr sei die richtige Größenordnung. Die Finanzkrise führe auch zu einer Selbstheilung der Branche.
Asche aufs Haupt
Der Vorstandschef der WestLB, Heinz Hilgert, zeigt als einer der ersten amtierenden Bank-Chefs in Deutschland Reue in der Finanzkrise. "Wir Banker haben die Krise teilweise selbstverschuldet. Jetzt dürfen wir nicht am Status Quo kleben, sondern müssen akzeptieren, dass die Politik Gehaltsverzicht durchsetzt und die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle prüft", sagte Hilgert der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Hilgert zeigte sich überzeugt, dass viele Banken in Deutschland auf die von der Bundesregierung bereit gestellten 400 Mrd. Euro Staatsgarantien für Bankschuldverschreibungen zurückgreifen werden. "Es gibt derzeit keine Bank, der Bankschuldverschreibungen abgekauft werden", sagte der WestLB-Chef. Deshalb habe die Bundesregierung mit ihren staatlichen Garantien die Weichen richtig gestellt. "Es gibt erste Anzeichen, dass der Handel auf dem Interbankenmarkt wieder in Gang kommt", begrüßte Hilgert das Rettungspaket.
Quelle: ntv.de